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Baustelle legt Stadtverkehr lahm

Stundenlang ging gestern gar nichts in Meißen: Die Neugasse wurde wegen Baumaßnahmen von 9 bis 11 Uhr gesperrt. Dies sorgte für einen extremen Rückstau in der ganzen Stadt. Die Altstadtbrücke und die B 6 waren dicht. Genervte Autofahrer warteten zum Teil zwei Stunden, ehe sie weiterfahren konnten.

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Von Christin Bahnert

Maika Grosch steht seit eineinhalb Stunden auf der B 6 im Stau. Sie kommt vom Meißner Plossen und muss auf die andere Elbseite zur Arbeit. „Zu Stoßzeiten ist hier öfter viel Verkehr, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Mike Sommer wollte Essen nach Niederjahna fahren und hat wie alle anderen nicht mit diesem Stau gerechnet: „Ich kann keinen anderen Weg nehmen, sondern muss hier stehenbleiben und warten.“

Leute warteten auf ihren Bus – vergeblich

Der Weg auf die andere Elbseite führte nur über die Elbtalbrücke, aber dorthin mussten die Autofahrer erst einmal kommen. Die Auffahrt zur Altstadtbrücke blieb gesperrt. „Da könnte uns jeder erzählen, dass er nur über die Brücke will, versucht aber zur Gerbergasse durchzukommen, und dann ist das Chaos perfekt“, sagt eine Polizistin. Pech für den, der aus Richtung Riesa kam, nach Radebeul wollte und schon bis zur Elbbrücke vorgedrungen war. Er musste umlenken und sich noch einmal im Stau in die andere Richtung anstellen.

Kathrin Seidel fragte sich, wie sie es rechtzeitig zur Arbeit schaffen soll: „Ich muss ins Triebischtal. Wie soll ich dorthin kommen, wenn die Neugasse gesperrt ist?“ Gewusst hat sie, wie alle anderen, vorher nichts davon. Selbst die Polizei war nicht rechtzeitig informiert. Zwar war schon die letzten Tage geplant, eine neue Fahrbahndecke in der Neugasse aufzubringen. Das wurde aber wegen des Regens immer wieder verschoben. „Das Kaltmischgut ist an eine gute Witterung gebunden, wir konnten das vorher nicht wissen“, sagte Dirk Herr vom Tiefbauamt dazu.

„Die Nachricht, dass es heute passiert, bekamen wir zwischen 8 und 8.30 Uhr. Das hat uns kalt erwischt“, meint Klaus Nixdorf, der als Polizeiführer den Einsatz leitete. „Wir haben zwei zusätzliche Wagen in Riesa abgezogen, aber wenn eine Hauptverkehrsstraße so kurzfristig gesperrt wird, ist nur Schadensbegrenzung möglich. Das ist abgelaufen, wie wenn nach einem Unfall die Autobahn voll gesperrt ist. Da können wir nicht viel machen.“

Herr dagegen verteidigt die kurzfristige Sperrung quasi über Nacht. „Heute bestand die letzte Möglichkeit für den neuen Belag. Damit sich nicht beides überschneidet, haben wir den Beginn der Bauarbeiten in der Fischergasse schon um zwei Tage verschoben.“

Wie die Polizei hatte auch die Verkehrsgesellschaft Meißen mit der zweistündigen Vollsperrung nicht gerechnet. Olaf Knofe: „Wir wurden gestern informiert, dass heute gebaut wird. Wir dachten aber, das läuft wie bisher, und es wird immer nur für zwanzig Minuten gesperrt.“ Deshalb konnten die Fahrgäste nicht rechtzeitig informiert werden. Knofe und seine Mitarbeiter haben zu Beginn der Sperrung zum Beispiel an die Haltestelle „Rote Schule“ Zettel geklebt, dass erst wieder ab 11 Uhr Busse fahren. Sie wurden über das Meisatal und das Rauhental umgeleitet. An der Wilsdruffer Straße in Richtung Busbahnhof blieben die Busse aber ebenfalls im Stau stecken.

Rosel Iser wartete eine halbe Stunde an der Hochuferstraße auf ihren Bus nach Lercha. Er sollte 10.06 Uhr kommen. „Wir sitzen hier und warten und keiner gibt eine Auskunft“, schimpfte sie. „Nicht einmal die Polizisten wissen, ob überhaupt ein Bus kommt.“

Auch heute wird es in Meißen wieder zu starken Verkehrsbehinderungen kommen. Ab 10 Uhr ist die Fischergasse gesperrt. Umgeleitet wird über die Leipziger Straße. Knofe sieht wenig Gefahr, dass es wieder so schlimm werden könnte, wie gestern: „Wir sind vorbereitet. Die Fahrgäste können sich im Internet und in den Kundenzentren in der Neugasse und am Busbahnhof über Streckenänderungen informieren.“

Wenig begeistert waren auch die Gewerbetreibenden in der Neugasse von der Vollsperrung. Die Bäckereiverkäuferin Doris Scheiblich sagt: „Es ist laut, und wir haben deutlich weniger Kunden. Das war beim ersten Mal auch schon so.“ Doris Bach hat die Sperrung vor allem daran gemerkt, dass in ihrer Fleischerei die Kunden ausblieben: „Zwischen 8 und 10 Uhr war hier tote Hose. Das ist ärgerlich. Erst als die Autos wieder fahren durften, wurde es etwas besser.“

Ordnungsamt verspricht für heute weniger Stau

Etliche genervte Autofahrer schimpften, dass solche Arbeiten nachts durchgeführt werden sollten. Auch eine Gewerbetreibende meinte, „das ist zwar für die Anwohner schlimm, aber wir Gewerbetreibenden kommen nicht zur Arbeit, und die Kunden können nicht parken.“

Nachts können laut Herr diese Arbeiten nicht ausgeführt werden. Die Bauleute bräuchten dafür Licht und Wärme: „Ich glaube, wir haben eine intelligente Bauweise gefunden. In kurzer Zeit konnten Dinge in Ordnung gebracht werden, die wieder mehrere Jahre halten. Jede Alternative hätte Wochen gedauert.“ Nach Informationen Eberhard Seiferts, Leiter des Ordnungsamtes Meißen, sind die Baumaßnahmen in der Neugasse mit der gestrigen Sperrung abgeschlossen. Massive Behinderungen wie gestern seien durch die Arbeiten in der Fischergasse nicht zu erwarten.