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Drogenhandel: Jugendliche vor Gericht

Ein Mädchen und zwei junge Männer sitzen in Bautzen auf der Anklagebank. Die Liste der Tatvorwürfe ist lang.

Von Theresa Hellwig
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Er habe Angst um seine Geschwister gehabt, sagt dieser Angeklagte. Er ist einer von dreien, denen vorm Bautzener Landgericht jetzt der Prozess gemacht wird - wegen Drogenhandels und noch mehr.
Er habe Angst um seine Geschwister gehabt, sagt dieser Angeklagte. Er ist einer von dreien, denen vorm Bautzener Landgericht jetzt der Prozess gemacht wird - wegen Drogenhandels und noch mehr. © Lausitznews.de/ Jens Kaczmarek

Bautzen. Der Angeklagte lässt auf sich warten: Weil er am Mittwoch um neun Uhr nicht von sich aus vor Gericht erscheint, wird er wenig später von der Polizei abgeholt. Mit verquollenem Gesicht betritt er gegen zehn Uhr den Gerichtssaal, keine Entschuldigung. „Verschlafen“, presst der 17-jährige Bautzener hervor, mehr nicht. Dabei ist er nicht der einzige, der an diesem Tag auf der Anklagebank sitzt.

Auch eine 16-Jährige wartet dort. Weißes Shirt, dunkle Haare mit blonden Strähnchen, gepflegtes Erscheinungsbild – sie tritt anders auf als der 17-Jährige. Und ein 21-Jähriger wartet dort ebenfalls auf der Anklagebank, er ist kurz zuvor an Handschellen in den Saal geführt worden.

Die drei Angeklagten sollen einer losen Gruppe Jugendlicher angehören, die in und um Bautzen in verschiedenen Konstellationen mit Drogen gehandelt hat. Andere aus der Gruppe mussten sich bereits vor Gericht verantworten. Und auch die Liste der Tatvorwürfe gegen die drei Angeklagten an diesem Tag ist lang: Es geht um Drogen, das ist das eine. Es geht aber auch um räuberische Erpressung zum Beispiel, um gefährliche Körperverletzung und Nötigung.

Wie das ablief? Ein Beispiel: Eine der Taten soll sich im Januar 2019 abgespielt haben. Es geht dabei um die drei Angeklagten – und einige weitere Männer und Frauen. Im Zentrum der Tat soll aber vor allem ein Mann stehen, gegen den ein gesonderter Prozess geführt wird. Der Mann soll in Dresden Marihuana gekauft und in Bautzen weitervertickt haben, die drei Angeklagten wussten das. So sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft.

Opfer mit Messer bedroht und verletzt

An jenem Tag im Januar sollen die drei Jugendlichen einen Mann, der die Drogen des Dealers weiterverkaufen wollte, auf den Platz vor das Kino in Bautzen gelockt haben. Dort sollen sie versucht haben, ihn mit dem vierten Mann zum Herausgeben von Bargeld zu zwingen. 300 Euro sollen sie gefordert haben – für angebliche Drogenschulden. Als sie erfolglos blieben, soll der 21-jährige Angeklagte ein Messer gezückt und an den Mann, der im Zentrum der Tat steht, weitergereicht haben. Dieser soll dem Opfer damit einen Schnitt im Gesicht zugefügt haben.

Es ist nicht die einzige Tat, die sich auf dem Platz am Kino abgespielt haben soll. Im März, zum Beispiel, sollen einige der Angeklagten einen Jugendlichen bedroht und Marihuana von ihm gefordert haben.

Wiederum eine andere Tat soll sich in einer Wohnung abgespielt haben. Wieder soll der gesondert angeklagte Mann beteiligt gewesen sein, wieder geht es um eine Geldforderung – dieses Mal 600 Euro. Einige der Angeklagten sollen dabei ein Pärchen gefesselt haben, um so an das Geld zu kommen. Einer soll ein Handy gestohlen haben.

Geldsorgen und Angst um die Geschwister

Außerdem soll einer der Jugendlichen einen Schlagring besessen haben, ein Verstoß gegen das Waffengesetz. Und das Mädchen soll Geld gestohlen haben – einmal in der Schule, einmal im Bekanntenkreis aus einer Geldkassette. Warum? „Ich brauchte das Geld“, murmelt die 16-Jährige, „für Drogen.“ 

Und die Tat vor dem Kino? „Ich hatte Angst“, sagt der 21-jährige Angeklagte. Der vierte Mann habe ihm gedroht, er wolle seinen Geschwistern etwas antun. Er habe das Messer nur deshalb herausgerückt, weil es der andere gefordert habe – an eine Schnittwunde könne er sich nicht erinnern. Und der dritte Angeklagte, der von der Polizei geholt werden musste? „Ich will nur mein Urteil haben“, nuschelt er gleich zu Beginn des Prozesses, „ich will nichts mehr sagen.“

Was er mit „nichts mehr sagen“ meint? Die Angeklagten sind keine Unbekannten vor Gericht. Mit nur 17 Jahren ist der eine bereits dreimal vorbestraft. Und auch das Vorstrafenregister der 16-Jährigen ist nicht leer; es weist zwei Vorstrafen auf.

Am Freitag wird weiterverhandelt. 

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