Bautzen: SPD will Stadtmarketing umkrempeln

Bautzen. Etwa einen Monat ist es her, dass bekannt wurde: Bautzens Oberbürgermeister hat André Wucht, den Leiter des Amts für Pressearbeit und Stadtmarketing, abberufen. Geschehen ist seither nicht viel: Noch immer ist der Sprecher beurlaubt, „er wird nicht ins Presseamt zurückkehren“, sagt Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD). „Sobald die Versetzung geklärt ist, wird die Ausschreibung durchgeführt.“ Mehr dazu teilt er nicht mit.
Doch bei der Beurlaubung des Pressesprechers blieb es nicht; kurz darauf ist eine weitere wichtige Personalie in Bautzen in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Der Innenstadtverein teilte mit, dass er der Citymanagerin kündigen musste. Der Stadtrat hatte zuvor beschlossen, dem Verein den Zuschuss für die Stelle zu streichen. Auch Mittel für das Stadtmarketing sind in diesem Zuge gekürzt worden.
In dieser Situation hat die SPD-Stadtratsfraktion nun den Vorschlag unterbreitet, Bautzens Stadtmarketing umzukrempeln. SPD-Stadträtin Gunhild Mimuß, selbst bis vor einem Jahr Citymanagerin, erklärt: „Es wäre doch sinnvoll, jetzt den Impuls aus dem Stadtrat zu geben und den nächsten Schritt in Richtung Stadtmarketing zu gehen.“
Neues Stadtmarketing soll Feste organisieren
Aus dem Antrag, den die SPD auch an die anderen Fraktionen geschickt hat, geht hervor, dass die Fraktion das Stadtmarketing bei der städtischen Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen (BBB) ansiedeln möchte. Bislang gehört das Arbeitsfeld zum Presseamt und ist direkt bei der Stadtverwaltung angesiedelt. Wenn es nach der SPD-Fraktion geht, soll dafür aber noch in diesem Sommer ein eigenes Geschäftsfeld bei der städtischen Tochter entstehen. Die Stadt solle finanzielle Mittel dafür freigeben.
Langfristig, so fordert die SPD-Fraktion, soll ein Team gebildet werden – unter anderem durch eine Kooperation mit der Tourismus-Information. „Ich habe mir die Konzepte von Pirna, Weimar, Dresden und Görlitz angesehen“, erzählt Mimuß. Häufig, sagt sie, seien größere Teams für das Marketing verantwortlich.
Das Team in Bautzen, so der Plan von Gunhild Mimuß, solle dann die Feste in der Stadt organisieren oder zumindest die Vereine dabei unterstützen: die Romantica und das Altstadt-Festival zum Beispiel. Auch Ideen, wie eine Kurtaxe für Touristen oder eine City-Card mit Rabatten, solle das Team ausarbeiten, schlägt Mimuß vor. Und die Zusammenarbeit mit der Berufsakademie ausbauen, um Bautzen als Studienort zu vermarkten.
Geht es um die Personalie Mimuß?
„Wir brauchen klare Strukturen“, sagt Mimuß. Immer wieder beobachte sie, dass neue Probleme mit alten Werkzeugen gelöst werden sollen – das wolle sie ändern und etwas Neues schaffen. Um das Konzept vorzustellen, hat sie in ihr Büro über der Tourismus-Information eingeladen – direkt am Bautzener Hauptmarkt. Der Schreibtisch der Stadträtin steht hier, weil sie selbst bis zum September bei der BBB angestellt ist – eben jener städtischen Tochter, bei der sie das Stadtmarketing ansiedeln will.
Der Antrag, den die SPD-Fraktion in den Stadtrat einbringen will, ist dabei das Ergebnis dessen, was Mimuß in ihrem Job ausarbeitet. 40 Stunden in der Woche wird sie dafür bezahlt, diese Struktur zu schaffen. Sie soll erarbeiten, welche Investitionen und welches Personal notwendig wären, um das Image der Stadt zu verbessern.
Geht es bei allem also um die Personalie Gunhild Mimuß; die Frau an der Spitze des Stadtmarketings? Werden die Pläne der Fraktion umgesetzt, müsste jedenfalls das Stadtmarketing vom Presseamt abgetrennt werden. Will sich die Stadträtin also selbst begünstigen? In dem SPD-Antrag heißt es, der Stadtrat möge den „Quick Start des bereits durch Frau Mimuß, derzeit BBB, geplanten und neu strukturierten Stadtmarketings inklusive Tourismusmarketing für Bautzen“ beschließen.
Danach gefragt, erklärt Mimuß: Sicher, sie würde diese Aufgabe, die Leitung des neuen Stadtmarketing-Teams, gerne übernehmen – „aber ich sehe an dieser Stelle keine Gesichter“. Für eine solche Umgestaltung, sagt sie, benötige es nun einmal die Zustimmung des Stadtrates. Sie habe sich als parteiloses Mitglied sogar extra deshalb bei der Wahl aufstellen lassen, um das Konzept durchzusetzen, erklärt sie mehrfach - und fügt hinzu: „Und wegen der Familien- und Gleichstellungsthemen natürlich.“
Unmut beim Innenstadtverein
Nicht alle sind mit der Vorgehensweise der SPD einverstanden. Aus dem Innenstadtverein ist Unmut zu hören. Zu sehr ginge es um die Personalie Mimuß, heißt es. Der Vorsitzende des Vereins, Jörg Heber, tritt als Vorsitzender zurück. Er nennt dafür berufliche und private Gründe und spricht von einer „Überforderung des Ehrenamtes. Aus dem Verein werden Stimmen laut: Einige fühlen sich übergangen und sogar unter Druck gesetzt.
Eigentlich, so erklärt die BBB, hatte Mimuß die Aufgabe, das Konzept bis September 2020 zu entwickeln. Erst im Anschluss sei vorgesehen gewesen, „die erarbeiteten Varianten den Gremien vorzustellen“. Gerade im Zusammenhang mit der Corona-Krise sehe die BBB einen solchen Schritt aber nicht in absehbarer Zeit, so Sprecherin Diana Liebsch.
Etwas anders sehen das Gunhild Mimuß und auch ihr Fraktionskollege Roland Fleischer. Die SPD-Fraktion habe den Vorschlag gerade wegen Corona jetzt gemacht. Eben weil so durch das Stadtmarketing den Händlern in den schweren Zeiten geholfen werden könne, argumentieren sie.
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