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Sieht so Bautzens neue Spreebrücke aus?

Die ursprünglich vorgeschlagene Variante ist wegen der Kosten vom Tisch. Jetzt liegen drei andere vor. Sie unterscheiden sich vor allem in zwei Dingen.

Von Theresa Hellwig
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Christian Haase vom Bautzener Bürgerbündnis zeigt, welche Variante einer neuen Brücke übers Bautzener Spreetal ihm am besten gefällt: die Fachwerkbrücke, über die Passanten im Freien oder auch unter einem Dach laufen können.
Christian Haase vom Bautzener Bürgerbündnis zeigt, welche Variante einer neuen Brücke übers Bautzener Spreetal ihm am besten gefällt: die Fachwerkbrücke, über die Passanten im Freien oder auch unter einem Dach laufen können. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Hängebrücke, Bogenbrücke, Fachwerkbrücke – nach dem Aus für eine Spannbandbrücke liegen in Bautzen drei neue Entwürfe für eine Spreebrücke auf dem Tisch. Eine Probebohrung hatte gezeigt, dass sich unter der Ortenburg keine Felsen, sondern aufgeschüttetes Gestein befinden. Die Verankerung einer Spannbandbrücke wäre deshalb nicht so einfach möglich. Und auch die unterschiedlichen Höhen zwischen Ortenburg- und Protschenbergseite wären für eine Spannbandbrücke von Nachteil. Die tatsächlichen Baukosten ließen sich so kaum kalkulieren, hatte die Stadt verkündet. Sie könnten sich um das Drei- oder auch Vierfache steigern.

Über die drei neuen Varianten hat die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit noch nicht informiert. Eigentlich sollten sie schon in der Stadtratssitzung im Mai vorgestellt werden, aber ein Termin mit dem Landeskonservator, also der Denkmalbehörde, musste verschoben werden. Stattdessen will der Oberbürgermeister nun Mitte dieses Monats an die Öffentlichkeit gehen.

Ein Teil der Stadträte will aber nicht so lange warten, vor allem eine Fraktion setzt auf das Projekt: das Bautzener Bürgerbündnis. Das ist kein Wunder. Jörg Drews, Geschäftsführer der Firma Hentschke Bau, ist Mitglied der Fraktion. Seine Firma hat die Entwürfe gemeinsam mit dem Bautzener Architekturbüro Ehrlich ausgearbeitet.

Bürgerbündnis-Sprecher Christian Haase hat Sächsische.de die drei neuen Varianten vorgestellt. Sie unterscheiden sich vor allem in ihrem Ankunftsort und in ihrer Bauweise.

Variante 1: Eine Hängebrücke – die schlanke Alternative

Eine mögliche Variante wäre eine Hängebrücke vom Protschenberg zum Ortenburghof. Diese Brücke würde am Burgtheater ankommen. Sie würde etwa 125 Meter lang sein und nach oben hin geöffnet, also ohne Dach. Wie der Name verrät, würde der Gehsteig von Stahlseilen getragen werden – also aufgehangen sein.

„Für diese Variante ist eine gute Verankerung nötig“, sagt Christian Haase. Ein Nachteil dieser Brückenvariante: Auch hier besteht ein mäßiges Baugrundrisiko, es könnte also ein Problem mit dem Gestein geben. Weil die Brücke so gut verankert sein muss, ist auch wenig Variation beim Ankunftsort möglich. „Das Portal, das für diese Brücke in die Burgmauer zum Burghof gebaut werden muss, wäre wahrscheinlich gewaltig“, sagt Christian Haase.

Außerdem müsste für diese Brücke zunächst untersucht werden, wie sehr sie schwingen würde. Ein Vorteil hingegen wäre, das geht aus dem Entwurf hervor, die schlanke Konstruktion. Und diese Brücke könnte auch dann gebaut werden, wenn Start- und Endpunkt nicht auf gleicher Höhe liegen.

Variante 2: Eine Bogenbrücke – wie die Friedensbrücke

Die Bautzener Friedensbrücke ist eine Steinbogenbrücke – und könnte, wenn Variante zwei der neuen Spreebrücken-Entwürfe umgesetzt wird, einen ähnlichen Nachbarn bekommen. Denn dieser Entwurf schlägt für die neue Brücke ebenfalls eine Bogenkonstruktion vor – aus Stahlbeton. Auch eine Variante aus Stahl wäre denkbar. Eine Bogenbrücke besteht entweder aus einem oder mehreren Bögen und der sogenannten Brückentafel, auf der Gehweg oder Straße aufliegen.

Die neue Bogenbrücke über die Spree würde, wie die Hängebrücken-Variante, ebenfalls etwa 125 Meter lang sein. Sie würde aber ein bisschen weiter unten verlaufen, denn ihr Ziel wäre das Langhaus, das den Burgwasserturm mit der Ortenburg verbindet. Der Nachteil einer solchen Brücke: Sie ist aufwendig zu bauen, und das Tragwerk wirkt mächtig.

Ein Vorteil ist, dass es kein großes Baugrundrisiko gibt, weil keine Verankerung im Gestein notwendig ist. Und auch bei dieser Brücke können Start- und Endpunkt auf unterschiedlichen Höhen liegen. Außerdem wird bei dieser Variante keine Untersuchung des Schwingverhaltens benötigt.

Variante 3: Eine Fachwerkbrücke – mit zwei Etagen

Direkt im Burgwasserturm würde die dritte Brückenvariante ankommen – eine Fachwerkbrücke. Das bedeutet, dass eine Konstruktion aus miteinander verbundenen Stäben gebildet wird. Diese Brücke wäre etwas kürzer, etwa 110 Meter lang. Auch sie würde aus Stahl bestehen. Das Besondere an dieser Variante ist, dass sie auf zwei Ebenen begehbar wäre: Oben im Freien – und unten in einem Glasgang, der vor Regen schützt. Auch für diese Variante spricht, dass keine Verankerung notwendig ist und es deshalb kein großes Baugrundrisiko gibt.

Dieses Modell ist die Lieblingsvariante von Christian Haase vom Bürgerbündnis. Er denkt vor allem an die Bedeutung für den Tourismus. „Es könnte ein Fahrstuhl im Burgwasserturm in das Konzept eingebunden werden“, sagt er. Der könnte innen oder außen montiert werden. „Und von der Brücke aus hätte man einen herrlichen Blick, auch bei schlechtem Wetter – durch das Glas“, vermutet er.

Auch der Burgwasserturm und das Langhaus könnten laut den Entwürfen hier mit einbezogen werden, Ausstellungsräume oder ein Restaurant mit Aussicht entstehen. „Das gehört bei der dritten Variante mit ins Konzept, wäre aber vielleicht auch bei der Bogenbrücke möglich“, so Haase. Ein Nachteil dieser Fachwerkbrücke ist aber, dass sie sehr hoch wäre. Außerdem hätte sie große Angriffsflächen für Wind.

So geht es jetzt weiter

Schon im April hatte die Stadt bekanntgegeben, dass die ursprüngliche Idee einer Spannbandbrücke vom Tisch ist – und nun drei Alternativ-Entwürfe zur Diskussion stehen. Noch immer sind einige Fragen offen – zum Beispiel die der Kosten für das Projekt. Informationen von Sächsische.de zufolge wird verwaltungsintern von einer Summe von bis zu zwölf Millionen Euro als Gesamtkosten für das Projekt gesprochen. 

Diese Informationen sollen aber spätestens vorliegen, wenn die Bürger über das Projekt abstimmen dürfen. Denn noch immer ist ein Bürgerentscheid zu dem Thema geplant. Und das Ergebnis eines solchen Entscheids wäre bindend. Der Bürgerentscheid könnte – statt in diesem Jahr, wie einst angedacht – parallel zur Bundestagswahl 2021 stattfinden. Bis dahin, so kündigte die Stadt an, soll es auf offene Fragen belastbare Antworten geben. Bereits in diesem Sommer sollen die Bautzener die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu den Entwürfen zu sagen – zum Beispiel über die Internetseite der Stadt. 

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