Von Heiko Engel
Weil Bautzen jeden Cent zweimal umdreht, sollen auch Straßenlampen ausgeschaltet werden. Eine vertrauliche Auflistung, die der SZ vorliegt, nennt Straßen im Stadtgebiet und den Ortsteilen, die nach Meinung der Verwaltung nicht beleuchtet werden müssen.
Mit einer Fleißarbeit erschien Amtsleiter Bernd Hardtmann kürzlich im Bauausschuss des Stadtrates. Hardtmanns Mitarbeiter im Stadtgarten- und Betriebsamt hatten auf vier Seiten über 80 Straßen in Bautzen und den Ortsteilen samt Schaltstationen aufgelistet, in denen ihrer Meinung nach nachts keine Laternen brennen müssen.
Die Einsparung bei den 1 174 Lampen bezifferte Hardtmann jährlich mit 27 000 Euro , die Stadt würde im Jahr 114 000 Kilowattstunden weniger Strom für die Beleuchtung verbrauchen. Das Beleuchtungssystem auf die Abschaltung vorzubereiten, kostet einmalig 9 000 Euro.
Nach halbstündiger Diskussion war klar: Hardtmann bekommt kein Fleißbienchen, sondern eine Hausaufgabe. Das Amt solle umgehend in anderen Städten nachfragen, wie Abschaltungen gehandhabt werden und ob tatsächlich in allen aufgelisteten Straßen die Laternen ausgeknipst werden können. Die Verwaltung werde sich im Detail noch einmal damit befassen, sagte Baubürgermeister Peter Hesse. Die vom Stadtgarten- und Betriebsamt vorgelegte Listen sei nicht mehrheitsfähig. „Die Frage ist, trägt der Rat grundsätzlich mit, die Beleuchtung in der Nacht zu reduzieren“, fasste der Bürgermeister die Diskussion zusammen. Dabei geht es nicht nur um die Straßenzüge, sondern auch um den Zeitraum, in dem sie dunkel bleiben. Ins Auge gefasst wurde von der Verwaltung die Stunden zwischen 24 und 4 Uhr. Nach Meinung von SPD-Stadtrat Uwe Nostitz geht es auch um das Sicherheitsgefühl von Bürgern. Er habe in Gesprächen festgestellt, dass Menschen Angst haben, ihre Wohnung zu verlassen, wäre es vor der Haustür dunkel. Könne nicht jede zweite Laterne abgeschaltet werden? Damit sei ein „größerer technischer Aufwand“ verbunden, sagte Amtsleiter Hardtmann. Hinzu komme der für die Autofahrer gefährliche „Hell-Dunkel-Effekt“. Passanten könnten möglicherweise nicht mehr gesehen werden. Da helfe auch der Autoscheinwerfer nichts. „Ich bin gegen die Abschaltung“, sagte Joachim Mikwauschk (CDU). Für bedenkenswert hielt er den SPD-Vorschlag, jede zweite Laterne auszuknipsen.