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Bautzener fordern Bürgerentscheid zum Lauencenter

Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der SZ zeigt: Die Mehrheit steht dem Vorhaben kritisch gegenüber.

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Von Ulli Schönbach

Doppeltes Vergnügen oder doppelter Leerstand? Wie sieht sie aus, die neue Bautzener Einkaufswelt? Über diese Fragen wird seit mehr als zwei Jahren erbittert gestritten. Befürworter sehen im Lauencenter die große Chance für die Stadt. In den Augen der Kritiker ist das Projekt Ausdruck von Größenwahn. – So überzeugt beide Parteien von ihrer Position sind, eine Frage konnte bisher niemand beantworten: Wie denken eigentlich die Bautzener über das geplante Einkaufszentrum? Seit heute ist das anders. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der SZ sorgt erstmals für Klarheit: Demnach lehnen 60 Prozent der Bautzener das Vorhaben ab. 10 Prozent sind in dieser Frage unentschieden. Nur 30 Prozent halten das Center für eine gute Idee.

Der Saturn-Schriftzug leuchtet, die Kunden schlendern durch die Gänge – so wie hier in der Erlangen-Arcaden könnte es bald auch im Bautzener Lauencenter aussehen. Doch eine Mehrheit der Bautzener ist gegen das Projekt. Vorlage: Bauprojektierung Glück-Auf-
Der Saturn-Schriftzug leuchtet, die Kunden schlendern durch die Gänge – so wie hier in der Erlangen-Arcaden könnte es bald auch im Bautzener Lauencenter aussehen. Doch eine Mehrheit der Bautzener ist gegen das Projekt. Vorlage: Bauprojektierung Glück-Auf-

Auffällig ist, dass sich die Ablehnung durch fast alle Altersgruppen zieht. Große Ausnahme sind die 18- bis 29-Jährigen. In dieser Generation stimmen 60 Prozent für den Bau. Ab 30-plus überwiegt hingegen deutlich die Skepsis. Wobei die Ablehnung mit steigendem Alter zunimmt.

Einig sind sich die Bautzener hingegen in der Forderung nach einem Bürgerentscheid: 72 Prozent der Befragten stimmen dieser Position zu – die Jüngeren sogar noch etwas stärker als die Älteren.

Erstellt wurde die Umfrage vom Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden und der Dresdner SaxoPhon GmbH. Die Untersuchung ist repräsentativ. Die Ergebnisse geben also nicht nur die Meinungen der Befragten wider, sondern sind Ausdruck für das tatsächliche Stimmungsbild in der Stadt. Befragt wurden 502 Bautzener über 18 Jahre. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie Leser der SZ sind oder nicht. Die wichtigsten Ergebnisse fasst die Redaktion im Folgenden zusammen.

Das Angebot: Geringe Erwartungen

an das neue Lauencenter

Nach den Plänen der Investoren soll das Lauencenter neue Angebote nach Bautzen bringen. So wird es in dem Einkaufszentrum unter anderem einen Saturn-Markt geben. Der Mietvertrag wurde vor Kurzem unterschrieben. Auch zwei große Textilmärkte spielen eine zentrale Rolle im Center-Konzept. Insgesamt sind 30 Geschäfte vorgesehen, darunter auch viele kleinere.

Alles in allem sehen die Befürworter des Vorhabens daher keine Konkurrenz zum Kornmarkt-Center und anderen Anbietern in der Innenstadt, sondern eher eine Ergänzung. Diese Ansicht teilen die meisten Bautzener allerdings nicht. Nur 43 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu „Bautzen wird durch das neue Einkaufszentrum attraktiver“. Und nur 32 Prozent sind der Auffassung: „Das neue Center schließt Versorgungslücken in der Stadt.“

Zugleich zeigt sich auch in diesem Punkt eine Differenzierung zwischen den Altersgruppen: Bei den Unter-30-Jährigen überwiegen die positiven Erwartungen, bei den Älteren die kritischen Stimmen.

Die Fläche: Die meisten halten

das Projekt für überdimensioniert

Das Konzept des Lauencenters sieht eine Verkaufsfläche von knapp 10 000 Quadratmetern vor. Weitere 3 000 Quadratmeter sind für Gastronomie, Service und verschiedene Dienstleister reserviert. Alles in allem wäre das Lauencenter damit größer als das benachbarte Kornmarkt-Center.

Die meisten Bautzener sagen: Das ist zu viel. Nur 25 Prozent der Befragten halten die Größe des geplanten Centers für angemessen. So richtig überzeugt davon sind sogar nur 11 Prozent. 67  Prozent empfinden das Center als überdimensioniert.

Die Konkurrenz: Furcht um die Innenstadt-Händler ist groß

Die Folgen des Centers für die anderen Händler der Innenstadt zählen zu den umstrittensten Punkten in der aktuellen Diskussion. Schon jetzt stehen nach einer Zählung der SZ mehr als 60 Geschäfte im Zentrum von Bautzen leer – und ihre Zahl steigt. Die Befürworter des Lauencenters sind überzeugt: Das wird sich in Zukunft ändern. Das neue Einkaufszentrum werde zusätzliche Kunden in die Stadt locken und so auch auf die Umgebung ausstrahlen.

Viele Bautzener haben da ihre Zweifel. 84 Prozent der Befragten sagen: „Das neue Center bringt Nachteile für die kleinen Innenstadthändler.“ Kein anderer Punkt wird so kritisch beurteilt wie dieser. Selbst die Jüngeren, die den Bau des Einkaufszentrums überwiegend befürworten, sehen hier das Hauptproblem.

Der Verkehr: Die Mehrheit fürchtet

ein Chaos in der Innenstadt

An den großen Einkaufswochenenden geht rund um das Kornmarkt-Center oft nichts mehr. Rückstaus in alle Richtungen sind die Folge. Das Lauencenter würde noch mehr Fahrzeuge anziehen. Viele Bautzener fragen sich, ob die Stadt das überhaupt verkraften kann. Die Stadtverwaltung verweist auf die Westtangente, die künftig viele Autos aufnehmen wird, die jetzt noch durch die Innenstadt rollen. Außerdem wird gerade ein neues Verkehrskonzept für den Bereich zwischen der Vogelkreuzung und dem Hotel Best Western entwickelt. Fußgänger sollen mehr Raum zum Bummeln bekommen und die Straße leichter überqueren können. Noch aber stehen diese Überlegungen am Anfang. Entsprechend skeptisch ist die Mehrzahl der Bautzener: 63 Prozent befürchten ein Verkehrschaos, wenn das Center kommt.

Alle Detailergebnisse sowie weitere Informationen zur Lauencenter-Umfrage lesen Sie auf Seite 14.