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Bautzener Straßenbahn soll durch Dresden rollen

Für die Straßenbahn zur Messe planen die Dresdner Verkehrsbetriebe eine Weltneuheit. „Wir untersuchen derzeit, ob wir in einem Pilotprojekt die weltweit erste Straßenbahn ohne Oberleitung realisieren“, sagt DVB-Vorstand Reiner Zieschank.

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Für die Straßenbahn zur Messe planen die Dresdner Verkehrsbetriebe eine Weltneuheit. „Wir untersuchen derzeit, ob wir in einem Pilotprojekt die weltweit erste Straßenbahn ohne Oberleitung realisieren“, sagt DVB-Vorstand Reiner Zieschank. Die dafür nötige Technologie hatte der Bombardier-Konzern Ende Januar in Bautzen erstmals als serienreif präsentiert und Partner für eine Pilotstrecke gesucht. „Wir wollen gern Vorreiter für die neue Technologie sein“, sagte der DVB-Chef. Experten beider Unternehmen prüfen deshalb, wie sich das neue System mit den in Dresden etablierten Straßenbahnen des Herstellers wirtschaftlich kombinieren lässt. Der Stadtrat hatte sich bereits für die Verlängerung der Bahntrasse bis zur Messe ausgesprochen. Derzeit wird untersucht, ob die Straßenbahn durch die Flutrinne fahren oder ein eigenes neues Brückenbauwerk parallel zur Schlachthofbrücke bekommen soll. Beide Varianten werden auch mit Oberleitung geprüft.

Favorit: Route durch Flutrinne

„Ohne dass die Kostenrechnungen vorliegen, kann man sagen, dass ein Brückenbau teurer ist als die Fahrt über Rampen durch die Flutrinne“, sagt DVB-Chef Zieschank. Einziger Nachteil der Flutrinnenlösung: Bei Hochwasser wäre die etwa 1,4 Kilometer lange Strecke für einige Tage nicht bedienbar. In Kombination mit der neuen Technologie aus Bautzen müssten keine Masten für Oberleitungen gebaut werden. Die freie Sicht in die Landschaft bliebe erhalten.

Technisch ist das kein Problem, versichert Bombardier. „Die Bahnen werden so umgerüstet, dass sie sowohl im Betrieb mit als auch ohne Oberleitung funktionieren“, erklärt DVB-Sprecher Falk Lösch. Bei einer Testfahrt auf der Teststrecke in Bautzen sei dies überzeugend demonstriert worden.

Vor allem die Energiekosten werfen noch Fragen auf. So sind die derzeit fahrenden Bahnen mit Blick auf den Energieverbrauch optimiert. Durch Rückspeisungstechnik kann beim Bremsen erzeugte Energie einer Bahn zum Anfahren einer anderen genutzt werden. „Angesichts der Energiepreise spielt der Verbrauch im neuen System eine große Rolle“, sagt Lösch. Bei der Stromübertragung durch Induktion gebe es etwa sechs Prozent Energieverlust. „Die Bautzener Entwickler prüfen, wie Rückspeisung das ausgleichen kann.“ So könnten auf dem Dach der Bahn Kondensatoren platziert werden, die Strom speichern. „Funktioniert das System zuverlässig und kostenneutral zum etablierten System, sind wir gern erster Nutzer.“

Bis Sommer soll klar sein, ob die Messe-Bahn Pilotlinie oder normale Bahn wird. Baubeginn soll Ende 2010 sein. Frühestens 2011 soll eine Straßenbahn bis zur Messe fahren. Bei erfolgreichem Pilotprojekt wären auch weitere Strecken denkbar.