Von Christoph Scharf
Die Kreissäge kreischt, ein Akkuschrauber surrt, eine Häckselmaschine rumort. In der Fabrikhalle der Treppenbaufirma Jatzke riecht es überall nach Holz. Das war vor einem Vierteljahr anders: Da schwiegen die Maschinen. Und überall stank es verbrannt. An einem Dienstagmorgen im Dezember hatten Mitarbeiter ein Feuer im haushohen Spänesilo gemeldet. Der hinter Betonmauern schwelende Brand sollte sich zu einem der größten Einsätze der Bautzener Feuerwehr entwickeln: Erst nach drei Tagen konnten die Kameraden wieder abrücken.

Mittlerweile ist vom Unglück kaum noch etwas zu sehen. Ein Maurermeister verputzt die letzten Fugen am Silo hinter der Werkhalle. Ein Bagger hatte im Dezember ein großes Loch hineinbrechen müssen, um glühende Späne ausräumen zu können. Die Bresche wurde mit Beton und Stahlstreifen wieder geschlossen. Seit Mittwoch ist der Heizkessel im Turm wieder in Betrieb. „Drei Monate lang mussten wir uns mit einer gemieteten Ölheizung helfen“, sagt Geschäftsführer Torsten Jatzke.
Eigentlich heizt die Firma mit Holzspänen, die beim Sägen, Hobeln, Schleifen mehr als reichlich anfallen. Doch nach dem Brand musste der 200 Kubikmeter fassende Silo komplett geleert und das Material abgefahren werden. Es war nicht auszuschließen, dass sich irgendwo in den Spänebergen noch Glutnester verbergen.
Zwischenzeitlich wurden die anfallenden Holzreste in Containern gelagert, jetzt wandern sie nach und nach wieder in das Silo und den Heizkessel. Der wurde nach dem Unglück aufwendig nachgerüstet: Nun wachen dort eine Funkenerkennung und zwei automatisch auslösende Löscheinrichtungen Tag und Nacht auf Unregelmäßigkeiten. Die Sicherheitstechnik war vor Jahren beim Bau des Silos noch nicht verfügbar. „Hundertprozentige Sicherheit gibt es allerdings auch heute nicht“, sagt der Chef von 15 Mitarbeitern.
Denn laut Brandursachenermittler brach das Feuer nicht direkt am Heizkessel aus, sondern in einer Röhre unter der Decke. Durch diese Röhre wandern die Späne aus der Werkhalle Richtung Kessel. Innen drin war allerdings das Lager einer Walze festgegangen. Dadurch wurde die Technik enorm heiß – und ebenso die Späne. Unglücklicherweise kam an dieser Stelle auch Sauerstoff ran, sodass sich die Holzreste entzünden konnten. Ein technischer Defekt mit Folgen: Insgesamt richtete der Brand einen Schaden in sechsstelliger Höhe an. Glücklicherweise ist der Betrieb versichert. Dennoch war der Ärger für alle Beteiligten groß. Sonst laufen im Dezember die Maschinen in der Treppenbaufirma auf Hochtouren. „Viele Kunden wollen mit ihren Bauprojekten noch vor Weihnachten fertig werden“, sagt der 47-Jährige.
Die Firma Jatzke beliefert Privatleute und Baufirmen in ganz Ostsachsen mit Treppen und Zubehör in allen möglichen Varianten. Der Brand verursachte allerdings einen mehrtägigen Produktionsausfall. „Zum Glück habe ich eine tolle Mannschaft hinter mir, die auch am Wochenende nach den Löscharbeiten mit angepackt hat“, sagt Torsten Jatzke. So konnten die dringendsten Kundenaufträge trotz des Unglücks zeitnah fertiggestellt werden. Mittlerweile hat die Firma an der Neuteichnitzer Straße schon wieder in neue Sägetechnik investiert. „Wir geben nicht auf!“
Treppenbau Jatzke lädt am Sonnabend und Sonntag zum „Tag der Treppe“ ein. Geöffnet ist von 10 bis 17 Uhr. (Sonntag kein Verkauf)
www.treppenbau-jatzke.de