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Bautzener Zellentüren unterm Hammer

Versteigerung. DieJustizvollzugsanstaltBautzen macht dasAngebot im Internet. Hotelzimmer undSenf sind auch zu haben.

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Von Thomas Drendel

Im Internet gibt’s alles: Autos, Möbel, Hunde, Bücher. Und seit kurzem auch Knasttüren. Die „Original historischen Haftraumtüren“, wie es auf der Seite des Internet-Auktionshauses ebay heißt, kommen aus dem Bautzener Gefängnis. „Sie blieben nach Bauarbeiten übrig“, sagt Anstaltsleiter Burghart Jäckel. Die hundert Jahre alten Stücke sind deutsche Wertarbeit. Gut 20 Kilogramm bringen die Dinger aus massivem Nadelholz mit einem sechs Zentimeter dicken Rahmen auf die Waage.

Ausgestattet sind sie mit einem historischen Kastenschloss, allerdings ohne Schlüssel. „Allein das Schloss dürfte für Fans ein Schmäckerchen sein“, sagt Klaus Herschleb, Leiter der Arbeitsverwaltung der Bautzener JVA. Damit erklärt sich auch der hohe Preis von 60 Euro pro Stück. Ein wichtiges Accessoire von Knasttüren, der Spion, ist bei allen Exemplaren jedoch abhanden gekommen. Offenbar haben Bauarbeiter die Stücke schon mitgenommen und in ihre Wohnungstüren eingebaut. Die Beweggründe, die alten Gefängnis türen im Internet anzubieten, seien rein finanzieller Natur, sagt der Anstaltsleiter. „Ehe wir hohe Entsorgungskosten bezahlen, verkaufen wir die Türen lieber.“

Klaus Herschleb hat eine Theorie über die Verkaufschancen. „Die Welt ist verrückt, da wird alles gekauft.“ Anscheinend nicht verrückt genug. Denn von den fünf angebotenen Knasttüren ging noch nicht eine über den virtuellen Ladentisch. Ob die JVA eine neue Auktion bei ebay oder anderswo startet ist noch unklar. Auf jeden Fall sollen sie beim Tag der offenen Tür am 11. September angeboten werden – dann zum Schnäppchenpreis von 20 Euro.

Doch nicht nur Angebote für den ausgefallenen Geschmack kommen aus Bautzen. Im elektronischen Netz bietet das Hotel Holiday Inn jetzt Übernachtungen an. Zum Startpreis von nur einem Euro können zwei Nächte mit Frühstück geordert werden. Seit Februar gibt es diese Offerte, sagt Hotelmanager Jan Hüpers. Fünf dieser Angebote seien schon verkauft worden. Allerdings für einen Euro sind die Nächte nicht zu bekommen. Denn mindestens 50 Euro will das Hotel für den Doppelpack haben. Sollte der Preis von den Bietenden nicht erzielt werden, hilft das Holiday Inn etwas nach oder startet die Auktion von neuem.

„Grüße zum Osterschmaus“

Zu haben ist im Internet auch „Das Kultquartett aus Bautzen“. Nicht Spielkarten verbergen sich dahinter sondern Bautzens bekanntester Exportartikel, der Senf in zwei Variationen. Dazu kommen zwei Sorten Ketchup. Als „Grüße zum Osterschmaus“ werden sie von „altrocker55“ angepriesen. Das ist der der Codename des Händlers mit „Firmensitz“ in Frankfurt. Wer sich jetzt sagt, Hände weg, bestimmt ein unzuverlässiger Typ, der schickt die bestellte Ware nie zu, liegt falsch. „altrocker55“ hat von der Internetgemeinde nur positive Bewertungen bekommen. „putzmaus“, „boxerpfeife“ und „chrissderhammermann“ berichten übereinstimmend von guten Geschäftskontakten. Im Falle des Kultquartetts aus Bautzen scheint ihm der gute Leumund aber nichts zu nutzen. Offenbar wegen schleppenden Absatzes ist „altrocker55“ mit dem Preis nach unten gegangen: Von 6,49 auf 5,49 Euro.