Von Carmen Schumann
Wenn Erwin Schwarz geahnt hätte, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickeln würde, hätte er das Abenteuer Umgebindehaus-Sanierung womöglich nicht auf sich genommen. „Leider ist die Förderung in den letzten Jahren immer weiter zurückgefahren worden“, sagt der Bauunternehmer aus Neukirch. Er hat sich vorgenommen, das Haus in der Steinigtwolmsdorfer Grenzstraße ganz aus eigener Kraft zu sanieren – ohne jegliche Kredite. Das erklärt auch, warum er nach vier Jahren noch nicht gänzlich fertig geworden ist. „Ich baue, wenn ich gerade Zeit und Lust dazu habe“, sagt er.
Aber er ist stolz auf das, was er bis jetzt geschaffen hat. Der Zustand des Gebäudes zu Beginn der Sanierung vor genau vier Jahren war denkbar schlecht. Da hauptsächlich durch die Fenstereinfassungen Nässe eingedrungen war, wies vor allem das Umgebinde große Schäden auf. „Das Haus hatte sich regelrecht verzogen“, berichtet der Bauherr. „Ich glaube, es wurde nur noch durch seinen Anbau gehalten.“ Erwin Schwarz stabilisierte zunächst das Gebäude und riss dann den Anbau aus der Zeit um 1900 weg. „Das Haus selbst ist 1792 errichtet worden“, weiß der Neukircher. Stück für Stück hat er zunächst die Außenhaut wieder hergerichtet. So nahm er die granitenen Fenster- und Türgewände heraus und ließ sie sandstrahlen.
„Die Leute, die früher hier gewohnt haben, müssen doch nur gefroren haben“, mutmaßt Erwin Schwarz angesichts des Bauzustandes des Hauses. Wie er erfahren hat, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg hier Umsiedler einquartiert. Von den zwei Familien, die hier auf engstem Raum hausen mussten, hatte die eine sieben Kinder. Ein Enkelkind dieser Familie wohnt noch immer in der Nähe, deshalb weiß der Bauherr dies.
Er hat jetzt alle Maßnahmen ergriffen, um das Gebäude zu dämmen. Aber nicht mit herkömmlichen Stoffen. Er setzte eine Fachwerkwand vor das Obergeschoss. Und auch die Blockstube soll nach außen versetzt werden. Das gesamte Obergeschoss wird verbrettert. In den zwei Giebelseiten hat der Bauherr die ursprünglichen Bogenfenster wieder eingesetzt.
Erwin Schwarz hofft, in zwei Jahren mit dem gesamten Ausbau fertig zu werden. Er selbst möchte nicht einziehen, denn er bewohnt in Neukirch ein Einfamilienhaus. Falls seine 27-jährige Tochter nicht der Arbeit wegen in die Altbundesländer ziehen muss, könnte sie das Gebäude übernehmen. Ansonsten würde Erwin Schwarz das Umgebindehaus vermieten.