Bayern gegen Sachsen

Meißen. Ich bin ein glühender Verehrer der ZDF Krimiserie: „Rosenheimcops“. So manches Mal ist mir das Wasser im Mund zusammengelaufen, wenn Kommissar Hofer im „Rosenbräu“ mit seinem Spezi Rechtsanwalt Fischbach ausgeht, und dieser sich eine Schweinshaxe genehmigte.
Eine bayerische Schweinshaxe, die wollte ich mir jetzt brutzeln. Ich gehe also in die Fleischerei Richter, die mit dem Meißner Landschwein. Dort teilt man mir mit knappen Worten mit, dass ich in „diesen Zeiten“ vorbestellen muss, man aber auch nicht sagen kann, wann der Chef überhaupt wieder eine Haxe bestellen würde.
Na ja, es gibt ja noch das Internet. Ich finde die bayerische Landmetzgerei Schiessl, bestelle eine Haxe und diese ist nach einem Tag Lieferzeit da, verpackt in einer professionellen Kühlbox. Ich bereite treu nach Rezept zu. Die Schwarte wird mit einem scharfen Messer rautenförmig eingeritzt, das gesamte Stück mit viel Salz und frischem bunten Pfeffer eingerieben, dann in eine Bratenform gelegt, die mit reichlich Zwiebeln gefüllt, mit Schwarzbier circa zwei Zentimeter aufgegossen wird.
Der Backofen ist auf 180 Grad Ober- und Unterhitze vorgewärmt, die Haxe kommt im offenen Bräter hinein und brät nun zweieinhalb Stunden, wobei sie regelmäßig mit der Flüssigkeit übergossen wird. Das Ergebnis begeistert die ganze Familie, und meine Frau ist wirklich kein Schweinshaxenfan.
Der Preis ist heiß
Es stichelt mich schon, dass die Haxe über das Internet kommen musste. Ich stelle mir also die Aufgabe, es noch einmal bei Fleischern aus der Stadt zu versuchen. Bei Richter wiederholt sich meine Erfahrung, und ich denke, wer nicht muss, der hat schon. Fleischer Mauksch ist sehr freundlich und verspricht mir eine frische Haxe in zwei Tagen. Ebenso Landfleischer Henker in Diera-Zehren, bei Kretschmann dauert es eine Woche, da er immer am Mittwoch frisch schlachtet. Ich bestelle noch eine Schiessl-Haxe, dann kann der Wettkampf beginnen.
Kommen wir zuerst einmal zu den Preisen: Eine Schiessl-Haxe kostet 6,90 Euro pro Kilogramm, Mauksch-Haxe 6,99 Euro pro Kilogramm, Henker 8,90 Euro pro Kilogramm, ebenso viel wie die Kretschmann-Haxe. Das sind schon mal stolze Differenzen.
Und dazu noch eine Episode. Bei Henker hatte ich zwei Haxen bestellt und in Erinnerung an den Preis der Schiessl-Haxe halt 20 Euro eingesteckt, als wir nach Diera-Zehren fuhren. Nun ist Henker ja deutlich teuer und ich sollte 21,80 Euro bezahlen. Mein Tochter kratzte ihre letzten Cents zusammen und mit dem Parkgroschen kamen wir auf 21,70 Euro. Ich versprach, die fehlenden zehn Cent später vorbeizubringen. Und, was sagte die Schlachtersfrau? „Nein, die Ware bleibt hier, bis Sie die gesamte Summe zusammen haben.“ Wir haben dann die fehlenden Cents noch unter dem Fahrersitz gefunden.

Wie schauen nun die Haxen aus? Das Fleisch der Schiessl-Haxe hat eine feine rosa Färbung, ist fest und weist wenig Fett unter der Schwarte auf. Die drei anderen Haxen haben eine helle Fleischfärbung, mehr Fett unter der Schwarte und insgesamt eine weichere Konsistenz. Gebraten werden alle vier zu debselben Bedingungen. Zum Essen habe ich noch ein paar Feinschmecker eingeladen.
Das Urteil fällt überraschend einstimmig aus. Sieger ist die Schiessl-Haxe aus Bayern. Das Fleisch ist zart, schmeckt angenehm würzig nach der Salz-Pfeffer-Mischung und die Schwarte ist knusprig, wie es gewünscht wird. Dann folgt die Mauksch-Haxe, weniger zart, aber dennoch sehr schmackhaft. Dritter wird Kretschmann, abgeschlagen Henker.