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Beete der Kurfürstin Sophie gefunden

Susanne Schöne zeigt in einer Grube auf verschiedenfarbige Erdschichten. „Dort, wo die dunkleren Flächen sind, waren im 17. Jahrhundert die Beete. Die Beeteinfassungen sind gut zu erkennen, denn damit...

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Von Bettina Klemm

Susanne Schöne zeigt in einer Grube auf verschiedenfarbige Erdschichten. „Dort, wo die dunkleren Flächen sind, waren im 17. Jahrhundert die Beete. Die Beeteinfassungen sind gut zu erkennen, denn damit die Pflanzen bessere Bedingungen haben, wurde in den Auelehm anderes Material eingearbeitet“, erklärt die Historikerin. Sie leitet die archäologischen Grabungen auf der Fläche des früheren Herzogin Garten. Der war übrigens früher etwa dreimal so groß wie das heutige Areal.

Auf Geheiß von Christian I. wurde der Garten mit Lusthaus 1591 für die Kurfürstin Sophie angelegt und diente ursprünglich für die Versorgung der Hofküche. In den folgenden Jahrhunderten erfolgte ein kontinuierlicher Ausbau der Anlage. Später zählte sie mit ihren Orangerien, Pomeranzen-, Bananen-, Feigen- und Ananashäusern zu den bedeutenden Lustgärten Europas. Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Anlage jedoch parzelliert, an Kleingärtner verpachtet oder überbaut.

Nun soll an der Ecke Ostra-Allee/Hertha-Lindner-Straße erneut gebaut werden. Zuvor suchen die Archäologen, wie überall in Dresdens Innenstadt, nach verborgenen Schätzen im Erdreich. Sie haben Anfang März auf dem 2 500 Quadratmeter großen Untersuchungsfeld begonnen und wollen Ende des Monats fertig sein. Maximal acht Meter tief wird gegraben. Grabungsleiterin Susanne Schöne wird von zwei Mitarbeitern und einem Praktikanten unterstützt. Zudem sind Baggerfahrer im Einsatz. Das Gebiet lag früher außerhalb der Innenstadt. Im Mittelalter floss der Mühlgraben auf dem Gelände. In seiner Nähe hatten sich Gerber angesiedelt. Der Verlauf des Mühlgrabens lässt sich noch erkennen.

Scherben aus dem Mittelalter

„Bisher haben wir hauptsächlich Mauerreste aus dem frühen 19. Jahrhundert gefunden“, sagt Thomas Westphalen, Abteilungsleiter Archäologische Denkmalpflege. Insgesamt seien 130 neuzeitliche Befunde festgestellt worden. Die Archäologen fanden in früheren Gruben allerdings auch mittelalterliche Keramikscherben. Alle Funde werden dokumentiert und so für die Nachwelt aufbewahrt. Bisher seien keine Keller gefunden worden, die bei einer neuen Bebauung zu erhalten sind. Aktuell legen die Archäologen gerade ein Fundament frei. Womöglich gehörte es zu den Wohnhäusern am Queckbrunnen aus dem 19. Jahrhundert. Spannend könnte es noch einmal werden, wenn die Fläche des früheren Logenhauses der Freimaurer an der Ecke zur Ostra-Allee aufgegraben wird. Das Logenhaus wurde 1837/38 errichtet. Die archäologischen Grabungen erfolgen nur auf der späteren Baufläche. Sie kosten rund 29 000 Euro und werden von der Firma Baywobau Dresden übernommen. Diese errichtet im Auftrag der Firma CTR Immo Dresden für etwa 30 Millionen Euro einen Wohnkomplex.

Nach derzeitigem Stand soll er 186, überwiegend Ein- und Zweiraum-Wohnungen, beherbergen. Diese sind möbliert und sollen beispielsweise an Manager und Studenten, an Singles und Paare vermietet werden, die einen hohen Wohnkomfort im unmittelbaren Stadtzentrum schätzen. Geplant sind hochwertige Ausführungen und viele Extras wie Sauna, Whirpoolbadewannen und Biokamine.

Die CTR-Gruppe stammt aus Prag und hat dort bereits ein ähnliches Objekt auf dem Markt, erläutert Baywobau-Projektleiter Roger Isterheld. Mietpreise könne er aber noch nicht nennen. Zum Bauprojekt gehört eine zweigeschossige Tiefgarage mit Zufahrt an der Ostra-Allee. Zu jeder Wohnung soll ein Stellplatz gehören. Außerdem ist im Erdgeschoss eine etwa 700 Quadratmeter große Ladenfläche vorgesehen. Dort könnte ein Super- oder Biomarkt mit Bäcker und Bistro einziehen. Auf Wunsch sei es auch möglich, die Fläche zu teilen. Das Architektenteam ist mit Lür Meyer-Bassin und Andrej Pales deutsch-tschechisch. Die Fassade soll komplett mit Sandstein gestaltet sein.

In etwa acht Wochen werde der Bauantrag gestellt. Projektleiter Isterheld rechnet mit einem Baubeginn im Spätherbst. Im Herbst 2015 sollen die ersten Mieter einziehen können.

Grabungsleiterin Susanne Schöne denkt in viel kürzeren Abschnitten. Im Mai will sie bereits die archäologischen Grabungen am Neumarkt zwischen Schloßstraße und Jüdenhof übernehmen. Das ist dann wieder ein historisches Kerngebiet, in dem auch wertvolle mittelalterliche Funde zu erwarten sind.