Von Stefan Rössel
In den neuen Straßenbahn-Anlagen rings um den Postplatz steckt eine Menge ausgeklügelte Technik, die den Passanten zunächst kaum auffällt. An den Haltestellen ist erstmals verklebtes Pflaster eingesetzt worden. Es sind Granitsteine, die mit einem Spezialkleber verbunden sind und das Pflaster damit zu einem geschlossenen Block machen.
Weil die Haltestellen auch von Bussen angefahren werden, wurde der Boden gepflastert. Reiner Zieschank, Vorstand der Verkehrsbetriebe (DVB), rühmt als ersten Vorteil, dass die Rollgeräusche dadurch leiser werden. Außerdem sei der Boden auf diese Weise fester. Vor allem bleibe ein Nachteil aus, der bei normal verlegtem Pflaster regelmäßig auftritt: Beim Säubern der Fahrbahn mit einer Kehrmaschine werde der Sand nicht mehr herausgewischt.
Gummibasis für die Schienen
Zur Schalldämmung wird auch ein weiterer Trick eingesetzt: Die Straßenbahnschienen sind auf einer Gummiunterlage abgefedert. Rollt eine Bahn darüber, können die Schienen leicht nachgeben, und die Schwingungen werden geringer.
Deutschlandweite Beachtung findet bereits eine Neuerung, die zunächst Verblüffung verursachte, nämlich die Bodenheizung der Bahnsteige an der Haltestelle Prager Straße. Das Besondere an der Anlage ist, dass Erdwärme genutzt wird und die Heizung damit ohne Betriebskosten auskommt. Die Firma BLZ Geotechnik aus dem sachsen-anhaltinischen Gommern hat dazu mit Propan unter Druck gefüllte Stahlrohre in 90 Meter Tiefe verlegt, in denen die Wärme nach oben steigt.
Cheftechniker Leonhard Hannusch verrät, dass die DVB das Verfahren bereits an der Haltestelle am Elbepark ausprobiert hat. Dort habe man sehr gute Erfahrungen gemacht: Die Heizung erspart den Winterdienst. Auch künftig solle sie bei größeren Haltestellen eingesetzt werden, etwa am Lennéplatz. Vorerst würden noch Messreihen über die genaue Heizwirkung erhoben. Die Beheizung von Weichen werde aber weiterhin elektrisch erfolgen, weil Autos immer wieder Schnee in sie hineindrücken.
Die Erdwärmetechnik erregt inzwischen das Interesse der Fachwelt. Hannusch bekam Anfragen von Verkehrsbetrieben aus einer Reihe von Großstädten. Er nennt etwa Hamburg, Köln, Düsseldorf und Leipzig. Auch die Deutsche Bahn habe schon Interesse an dem Verfahren geäußert.