Von Franz Herz
In Schönfeld liegt noch Schnee. Der lange Winter in diesem Jahr ist Thich Hanh Tan, dem Abt des buddhistischen Klosters im Schmiedeberger Ortsteil Schönfeld, ganz recht. Die Winterlandschaft ist gut für die Meditation. Weiß und still liegt das Erzgebirge und vermittelt Ruhe. Die hat er gesucht, als er vor drei Jahren das Kloster Amitayus in Schönfeld gegründet hat.
Das ehemalige Gasthaus am Ortsrand fällt durch die Gebetsfahnen auf, die am Gebäude und in den Bäumen hängen. Das ist aber fast das Einzige, was Ortsvorsteher Marko Thiele (Freie Wähler) von den Mönchen in seinem Dorf bemerkt. „Die leben ganz zurückgezogen. Man sieht sie nur manchmal spazieren gehen“, sagt er. Auch diese Spaziergänge sind selten. Die drei Nonnen und sechs Mönche, die dauerhaft in Schönfeld leben, sprechen normalerweise nichts. Nur alle zwei Wochen können sie sich von dieser strengen Regel erholen, jeweils an den Tagen vor Neumond und vor Vollmond. An diesen Tagen spazieren sie auch in der Umgebung des Klosters. Einmal im Jahr machen sie eine Sommerwanderung in die Umgebung.
Alle anderen Tage sind nach einem strengen Takt mit Meditation und spiritueller Praxis ausgefüllt. Die dauern jeweils zwei Stunden und beginnen täglich um 4 Uhr in der Früh und erneut um 8 Uhr, 15 Uhr und 19.30 Uhr. Dazwischen sind Essenspausen und eine Ruhezeit, die jede für sich nutzen kann, aber nicht um sich abzulenken. „Ich sehe unsere strenge Regel als Verpflichtung gegenüber unseren Spendern“, sagt der Abt. „Sie arbeiten am Tag acht Stunden in ihrem Beruf. Dafür müssen wir Mönche auch mindestens acht Stunden mit unserem Geist arbeiten.“
Die Mönche haben kein Einkommen und leben von der Unterstützung durch ihre Gemeinde. Der Speiseplan beispielsweise ist dadurch bestimmt, was die Spender den Mönchen geben. Auch den Klosteraufbau haben sie durch Spenden und Arbeitsleistungen unterstützt. Vorwiegend sind es vietnamesischstämmige Deutsche.
Die Aufbauphase ist abgeschlossen. Die Mönchszellen und die Praxisräume sind eingerichtet, je nach ihrem Zweck. Für eine Meditation reicht ein schlichter Raum. Dafür ist wenig Anregung erforderlich. Andere Räume sind durch eindrucksvolle Statuen geprägt. Sie dienen beispielsweise für die Praxis „Reines Land“. Dabei sollen die Teilnehmer eine Beziehung zu Buddha aufbauen. Dafür ist eine Statue hilfreich.
Ins Kloster kommen auch Gäste, um mit zu meditieren. Rund 300 im Jahr sind es insgesamt, inzwischen sind auch etliche dabei, die von Geburt Deutsche sind und nicht asiatischer Herkunft. Ihre Zahl schätzt der Abt auf 15 im Jahr. Wer als Gast ins Amitayus-Kloster kommen will, muss in der Regel mindestens drei Tage bleiben, um nicht nur oberflächlich vorbeizugucken, sondern einzutauchen in diese Welt. Zweimal machte Amitayus bisher eine Ausnahme und hat zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Das ist dieses Jahr nicht geplant. Dafür sollen ordinierte Mönche aus ganz Deutschland einmal das neue Kloster in Schönfeld und seine Art der Praxis kennenlernen. Das ist für den 14. Mai geplant. Bis dahin ist auch in Schönfeld sicher das Frühjahr eingekehrt.