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Bei den Bayern abgeschaut

Ebersbach. Michael Franke hatte eine pfiffige Geschäftsidee. Er zaubert mit Pinsel und Farbe Bilder an Fassaden.

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Von Andreas Herrmann

Die Oberlausitz hat ein wenig mehr Farbe verdient“, ist das Motto von Maler Michael Franke. Deshalb verfolgt der Ebersbacher seit einigen Jahren eine ganz besondere Geschäftsidee. Mit der aus Frankreich stammenden Kunst der Illusionsmalerei verschönert er Fassaden. So entstehen zum Beispiel Jagdmotive an Waldgasthäusern oder historische Bilder wie an der gemauerten Mühle in Kittlitz, wo Szenen aus den Befreiungskriegen 1813-1815 dargestellt sind. Landwirte lassen gern historische Pferdegespanne oder alte Mähtechnik malen, Unternehmer wollen anspruchsvolle Werbebilder für den Firmensitz. Stolz ist der Illusionsmaler auf Objekte außerhalb der Oberlausitz, die er schon gestaltet hat, wie zum Beispiel in der Freizeitoase in Commerau.

„Ein Bekannter hat sich sogar eine amerikanische Landschaft mit Trapper und Schlittenhund malen lassen, weil diese Tiere sein Hobby sind“, erzählt Michael Franke. Er lernte den Beruf des Malers, arbeitete viele Jahre bei Lautex. „Seit einigen Jahren begeistert ihn die alte Kunst der Illusionsmalerei. „Früher machte man so etwas an Schlössern, wo Verzierungen nicht gemauert waren, sondern unter Nutzung von Licht und Schatten gemalt wurden.“ In den Altstädten von Görlitz und Bautzen oder Schloss Rammenau kann man das heute noch bewundern.

Auf diese Kunst aufmerksam wurde Michael Franke in Bayern. Dort nennt man die bunten Fassadenbilder „Lüftlmalerei“ – nach den meist religiösen Figuren, die in der Luft zu schweben scheinen. Hier hatte der Maler die Idee, dass so etwas auch in der Oberlausitz mit regionaltypischen Motiven gut ankommen könnte.

Gemalert und tapeziert hat Franke schon sein ganzes Leben lang. Irgendwann stellte er fest, dass es beim „nur Flächen anstreichen“ nicht bleiben sollte. Es war auch die Zeit nach der Wende, wo er immer mal wieder eingestellt und entlassen wurde. So entstand die Geschäftsidee für seine Selbständigkeit mit der Illusionsmalerei. Franke verwendet dazu einfache Fassadenfarben. Bei seiner Kunst setzt der Maler ein ziemlich einfaches Prinzip der Marktwirtschaft um, in der Individualität eine große Rolle spielt. Seine Kunden wünschen sich besondere Bilder, die Aufmerksamkeit nach sich ziehen. Für Gasthäuser ist Fassadenmalerei ein guter Kundenfang, denn viele Leute, die von außen ein Bild sehen, werden neugierig auf das Innere. Er bekommt Anfragen aus verschiedenen Branchen und Richtungen, bis hin zu besonderen Geburtstagsgeschenken. Die Auftragslage von Michael Franke ist recht gut, Tendenz steigend, wie er selbst sagt. Das bedeute nicht, dass man damit reich werde, in anderen Regionen zahle man für solche künstlerischen Arbeiten mehr. „Hier muss man eben die wirtschaftlichen Gegebenheiten berücksichtigen“, so der Maler.

Viel lesen, dann malen

Um die Grundideen seiner Kunden umsetzen zu können, liest Michael Franke viel. Vor allem historische Geschichten aus den Befreiungskriegen, aber auch über das Mittelalter oder exotische Themen haben es ihm angetan. Immerhin bestellte ein Kunde schon einmal einen japanischen Tempel für sein Koi-Center.

Gern würde Michael Franke einmal ein richtig monumentales historisches Bild malen, das zu einem Anziehungspunkt für Oberlausitz-Touristen werden könnte.