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Neu im Amt und schon mittendrin

Swen Nowotny ist seit 1. Juni Bürgermeister von Königswartha. Er muss vieles gleichzeitig anpacken und hat erste Erfolge.

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© Uwe Soeder

Kerstin Fiedler

Königswartha. Am 12. April haben die Bürger der Gemeinde Königswartha mit einer großen Mehrheit Swen Nowotny zum Bürgermeister gewählt. Seit 1. Juni ist er im Amt. Das größte Problem in Königswartha ist, dass die Gemeinde knapp bei Kasse ist. Die SZ sprach mit ihm über die erste Zeit.

Herr Nowotny, das Amtszimmer hat sich etwas verändert, doch die alten Möbel sind geblieben. Ist das Absicht?

Ein bisschen schon, denn die alten, historischen Möbel gehören der Gemeinde. Um neue anzuschaffen, haben wir derzeit kein Geld. Aber da der große Schrank und der Schreibtisch aus meinem Heimatort Commerau kommt, ist das schon in Ordnung. Nur der Schreibtisch ist etwas unbequem für den heutigen Anspruch. Wir haben also nur gemalert.

Sind Sie denn schon richtig angekommen in Ihrer neuen Aufgabe?

Angekommen ist zu viel gesagt. Ich habe mich in viele Themen eingearbeitet. Aber ich habe ja vorher gewusst, dass es keine einfache Zeit wird. Gerade bei den Aufgaben, die in der vergangenen Zeit zu lange vernachlässigt wurden, besteht akuter Handlungsbedarf. Nur leider geht nicht alles auf einmal. Wir müssen zwar mit dem Gemeinderat die Entscheidungen treffen, doch wenn ich von einer Lösung nicht überzeugt bin, vertage ich sie lieber, damit es später eine fundierte, nachhaltige Entscheidung gibt.

Wobei ist das zum Beispiel so gewesen?

Ein Schulkonzept drängt enorm. Ich hatte mit den Gemeinderäten extra dazu zusammengesessen. Da sind wir noch dabei, Fakten zu sammeln, wie es in Königswartha mit der staatlichen Grund- und der freien Mittelschule weitergehen soll. Gerade am Gebäude der Grundschule besteht ein Reparaturstau. Vor allem beim Brandschutz und den Toiletten.

Und warum passiert noch nichts?

Weil wir derzeit noch überlegen, die Grundschule mit in das Gebäude der Mittelschule zu integrieren. Für mich ist vor allem wichtig, dass bei der Entscheidung die Schüler im Mittelpunkt stehen und nicht nur unsere finanzielle Situation.

Aber die Gemeinde hat doch kein Geld?

Das kommt noch dazu. Unser Fördermittelantrag wurde immer wieder abgelehnt. Aber selbst, wenn Fördermittel kommen, müssen wir 60 Prozent der Kosten tragen. Also geht es nur in kleinen Schritten. Dennoch ist jeder kleine Schritt, der die Situation verbessert, ein Fortschritt für uns.

Wie geht es denn jetzt aus Ihrer Sicht mit dem Netto-Markt weiter?

Dazu äußere ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht. In der nächsten Woche steht das auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung – allerdings im geschlossenen Teil, also vorerst ohne die Öffentlichkeit.

Aber ist das nicht gerade ein Thema, das die Öffentlichkeit interessiert?

Ich habe das Gefühl, dass es nur die Gegner des Marktes interessiert. In der breiten Bevölkerung spielt das im Tagesgespräch kaum eine Rolle, finde ich.

Was haben Sie noch vorangetrieben in den ersten zwei Monaten?

Natürlich ist unser Haushaltsstrukturkonzept ein ganz wichtiges Thema. Es wird eine Fortschreibung geben. Es unterliegt ja Veränderungen. Aber wir sind grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Im September wird es einen weiteren Workshop mit dem Gemeinderat geben, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Wo gab es denn da schon Erfolge?

Bei all den Beschlüssen, bei denen mehr Geld in die Kasse kommt. Klar ist das nicht immer schön, weil sich auch die Bürger daran beteiligen müssen. So wurde die Grundsteuer B erhöht und auch die Elternbeiträge. Auch mit dem Sportverein konnte vereinbart werden, dass die Betriebskostenpauschale erhöht wird. Ein erster Schritt. Es ist wichtig, in kleinen Schritten voranzukommen und nicht immer die Endlösung zu suchen. Alles zusammen bringt Entlastungen im Haushalt.

Gab es schon einmal ein Problem, das Sie nicht lösen konnten?

Ja, ein älteres Paar wandte sich an mich, weil es Ärger mit seinem Vermieter hatte. Trotz aller Bemühungen, zu vermitteln, habe ich hier keine Lösung gefunden.

Und über welche Ihrer kleinen Schritte freuen Sie sich?

Zum Beispiel darüber, dass ich meine erste Gemeinderatssitzung doch sehr sachlich bestreiten konnte. Oder auch darüber, dass auf unserer Internetseite und auch im Amtsblatt das Sorbische wieder eine größere Rolle spielt. Schließlich gehört das Sorbische zu uns, auch wenn ich selbst kein Sorbisch spreche. Hier geht es um Tradition.

Der Spielplatz vor dem Rathaus sieht ziemlich vernachlässigt aus. Warum?

Wöchentlich gibt es Kontrollen. Was geht, wird erledigt. Aber wir haben hier momentan Probleme mit Vandalismus, wobei Spielgeräte zerstört werden. Allerdings gibt es ein generelles Problem in Königswartha: Viele Bürger verlangen, dass die Gemeinde sich um alles kümmert. Doch das geht nicht mehr. Deshalb hoffe ich in der nächsten Zeit auf noch mehr Engagement der Bürger, dass auch jeder vor der eigenen Haustür für Ordnung sorgt. Das funktioniert in den Ortsteilen schon ganz gut.