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Bei den Steinmenschen auf der Osterinsel

Die beiden SebnitzerCordula Kohla und Marco Voigtländer reisen um die Welt. Per Mail lassen sie die SZ-Leser an ihrenErlebnissen teilnehmen.

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Von Cordula Kohla

Am 23. Januar hieß es für uns Abschied nehmen von Neuseeland. Auf in die Südsee im Pazifik, die sich bis heute den Mythos vom Paradies erhalten konnte.

Das ungewöhnliche Erlebnis auf diesem Flug ist das Überqueren der internationalen Datumsgrenze, welche entlang des 180. Längengrades verläuft. Sie bewirkt, dass zwischen den beiden Seiten ein Unterschied von 24 Stunden besteht. Da wir von West nach Ost geflogen sind, haben wir einen Tag in unserem Leben geschenkt bekommen und erlebten den 23. Januar damit zweimal.

In Französisch-Polynesien besuchten wir unter anderem Tahiti und die berühmte Insel Bora Bora. Das Bezaubernde dieser Vulkaninseln ist, dass sich um jede ein äußerer Korallenring befindet – und dazwischen gibt’s eine Lagune in herrlichen Grün- und Blautönen. Nach zwei Wochen in diesem Paradies trennten uns nur noch fünf Flugstunden von einem lang ersehnten Ziel und dem kulturellen Höhepunkt unserer Weltreise, der isoliertesten bewohnten Insel auf der Erde: der Osterinsel.

Fast genau in der Mitte des Pazifiks, 4 000 Kilometer von Tahiti und 3 700 Kilometer von Chile entfernt, befindet sie sich. Schon beim Anflug auf die Insel nimmt einen der Zauber und Mythos gefangen. Offiziell gehört die Insel heute zu Chile und heißt Isla de Pascua. Aber die Bewohner nennen ihre Insel, sich selbst und ihre Sprache „Rapa nui“. Unsere Ankunft fiel genau in das berühmteste Ereignis der Insel, das Tapati-Rapa-Nui-Fest, welches jährlich Ende Januar, Anfang Februar für zwei Wochen gefeiert wird.

Gigantischer Sternenhimmel

Der Höhepunkt des Festes ist die Wahl der Miss Rapa Nui. Es gibt zwei Kandidatinnen. Jede wird von einer Gruppe Anhängern unterstützt. Diese sammeln Punkte bei traditionellen Wettkämpfen wie Bananen-Wettrennen, Kanufahren, Kunsthandwerk. Überrascht hat uns die extra dafür errichtete Bühne in Form einer Welle mit einer Schildkröte obendrauf, auf welcher jeden Abend traditionelle Tänze und Gesänge aufgeführt wurden.

Nach allen Festen begannen wir, die Insel, die zu den geheimnisvollsten in der Südsee zählt, zu erkunden. Auf der 23 Kilometer breiten und elf Kilometer langen Insel sind zirka 1 000 tonnenschwere Steinmenschen (Moai) verstreut. Früher wurden unter den sechs bis zehn Meter hohen Moai die Toten beerdigt. Seit dieser Zeit erhielten die Stein-Moai Augen aus Korallen sowie den Namen des Verstorbenen und wurden mit Blickrichtung ins Landesinnere auf einen Tempel gestellt, um damit die Verbindung zu ihren Ahnen zu gewährleisten.

Auf unserer Inseltour besuchten wir den Steinbruch Rano Raraku, in dem früher alle Moai aus dem Vulkanmassiv gemeißelt wurden. Darüber, wie die 40 bis 70 Tonnen schweren Kolosse an die Küste transportiert wurden, gibt es mehrere Theorien. Einst lebten auf der Insel 20 000 Menschen. Durch Kämpfe, Hungersnot und Kannibalismus sank ihre Zahl 1 877 auf nur 111. Infolge der Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Stämmen wurden alle Moai von ihren Tempeln gestürzt.

Außergewöhnlich ist auch der gigantische Sternenhimmel. Jede Nacht sind Millionen von Sternen zu sehen, immer sehen wir das „Kreuz des Südens“. Ein traumhafter Sonnenuntergang am Ahu Tahai, bei dem die glutrote Sonne neben einem Moai direkt ins Meer tauchte, vervollständigte die Erlebnisse auf der einzigartigen Insel.

Inzwischen haben wir die Osterinsel verlassen und sind nach Santiago de Chile geflogen.