Von Andreas Them
Er war ab 1911 der Star im Dresdner Bauernmuseum: Josephus Linke. Wobei das Bauernmuseum im Haus Kreuzstraße 11 zunächst gar kein Bauernmuseum war, sondern eine „Dorfschänke“. Der Betreiber aber baute neben den vorhandenen Gasträumen auch die Kellerräumlichkeiten aus. Dank seiner Sammlerleidenschaft wurde insbesondere der „Katakombenkeller“ zu einer Sehenswürdigkeit. Eine Unzahl kurioser Gegenstände waren zu bestaunen. Schnell sprach sich herum, dass hier der „Vortr. Rat Josephus Linke“ die Sammlung erklärte. Ein Humorist, dessen urkomisches Talent, Witz und besonders die Schlagfertigkeit von den Besuchern sehr geschätzt wurde. Auf alle Fragen hatte er auf seine Art eine Antwort.
Bald gehörte die „Dorfschänke“ mit seinem Unikum Josephus Linke zum Ulkigsten, was Dresden damals zu bieten hatte. Er versah die Raritäten des Hauses mit den entsprechenden Kommentaren: den Bärenschinken, welchen Napoleon als unverdaulich zurücklassen musste, den berühmten Café Bauer (Vogelbauer), die Stimmgabel vom Gesangs-Verein Petroleum (Mistgabel), die Mücke des Hauptmanns von Köpenick, den Historiker Spiegel aus dem Paradies, in welchem sich Eva ihre erste Locken brannte, Lehmreste vom ersten Menschen und vieles mehr.
Anfang des Jahres 1919 übernahm Linke selbst die „Dorfschänke“. Der bisherige Besitzer und Gründer Richard Richter übernahm ein Restaurant im Großen Garten. Direktor Linke richtete auch in den oberen Räumlichkeiten eine „Bauern-Diele“ ein. Oft waren die Gäste überrascht, persönlich vom Wirt am Eingang begrüßt zu werden. Noch verdutzter reagierten sie, weilsie von „Josephus“ sofort mit „Du“ angesprochen wurde. Auch wenn es nicht jedermanns Sache war, er hatte für jeden neuen Gast einen originellen Spruch bereit. So konnte es schon mal vorkommen, dass Vollbärtige mit dem Spruch begrüßt wurden: „Na, Riebezahl, lebste ooch noch?“
Das Dresdner Original Josephus Linke starb vermutlich Anfang 1931. Seine Witwe führte die gastronomischen Geschäfte weiter.