Bei Sonntags wird nur am Sonntag gekocht

Wenn wir schon nicht einkehren können, möchten wir wenigstens die Speisen genießen. Das sagt sich ein Nieskyer Rentnerehepaar, das den Sonntagsbraten sich bei Sonntags frisch und heiß abholt. Zu Ostern wurde das Außer-Haus-Liefern das erste Mal angeboten. Fortan ist das an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 15 Uhr möglich. Restaurantinhaberin Katharina Sonntag sagt, dass die Resonanz über Ostern überwältigend war. "Damit haben wir nicht gerechnet, dass es am Ende 213 Essen sein werden, die wir verkaufen."
An dieser Freude möchte die Gastronomin auch andere gern beteiligen. Deshalb gehen 50 Cent von jedem Essen an die gemeinnützige Gesellschaft "StattRand". Doch bei dem Betrag bleibt es nicht. Der Koch gibt sein über Ostern verdientes Trinkgeld dazu und die Chefin stockt den Betrag auf 233 Euro auf. Dieser Geldbetrag ist für die Kinder- und Jugendarbeit des im Landkreis tätigen "StattRand" vorgesehen.
Bauarbeiter statt Touristen
Für dieses Geld hätte Frau Sonntag natürlich auch eine andere, eigene Verwendung. "Aber auch in schlechten Zeiten sollte man den anderen nicht vergessen", sagt die Inhaberin von Restaurant und Pension Sonntag. Einnahmen kommen jetzt nur durch den Sonntagsverkauf von Speisen und die Pension. Berufstätige dürfen dort übernachten, also Handwerker, Bauarbeiter oder Handelsvertreter. Touristischen Schlafgästen darf die Pensionswirtin keine Betten anbieten.
Die Gaststätte bleibt geschlossen, auch für die wenigen Pensionsgäste. "Wir packen für jeden Gast ein Lunchpaket, dass er am Morgen aus dem Kühlschrank nehmen kann", sagt Katharina Sonntag. So wird auch der direkte Kontakt zwischen Gast und Personal vermieden. Eigentlich paradox. Leben doch Gastronomie und Hotellerie doch vom direkten Kontakt zu den Gästen. Aber Corona macht alles anders. Auch, dass Katharina Sonntag ihr Personal in Kurzarbeit schicken musste.
Personal in Kurzarbeit
"Das hatten wir noch nie in unserem Haus", sagt die Gastronomin, die den Familienbetrieb mit Gaststätte und Pension an der Jänkendorfer Kreuzung seit 13 Jahren führt. Drei Festangestellte und ein Koch-Lehrling zählt das Team von Katharina Sonntag. Über die Möglichkeit der Kurzarbeit ist sie froh, denn keiner ihrer Angestellten muss durch die Schließung entlassen werden. Aber viel lieber würden sie alle für ihre Gäste kochen und sie bedienen.
Das Kochen ist jetzt auf den Sonntag beschränkt. "Die Leute rufen uns die Woche über an und bestellen ihre Speisen. Sonntagvormittag können sie sie abholen und in bar oder mit Karte bezahlen", beschreibt Frau Sonntag das Prozedere zum Essenempfang. Vorrangig werden Menüs bestellt, die sich eine Zeit lang warmhalten und immer noch frisch schmecken, wenn sie auf den Teller kommen. Der Renner ist auch bei außer Haus Sonntags Geflügelwürzfleisch.
Wenn Katharina Sonntag zu den leeren Tischen und Stühlen im Restaurant schaut, läuft in ihr ein anderer Film ab. Mit geselligen Menschen, die es sich gut gehen lassen. Nichts mehr wünscht sie sich zurück. "Wir haben jetzt Mai. Der Monat, wo wir eigentlich mit Feiern zur Jugendweihe oder Konfirmation, mit Hochzeiten und Familienfesten gut ausgebucht sind. Aber darauf werden wir weiter verzichten müssen", beschreibt Frau Sonntag die Lage. Das betrifft auch die Pension, denn die Feiergäste buchen meistens gleich ihre Übernachtung im Haus mit. Aber auch die Absagen vom Horkaer Pfingstturnier, der Nieskyer Fight-Night und dem Görlitzer Altstadtfest trifft die Pensionswirtin. An diesen Wochenenden hatte sie bisher immer volles Haus.
Das Hoffen auf den Biergarten
Damit wenigstens etwas sich die Einnahmen erhöhen, hoffen Katharina Sonntag und ihr Team darauf, dass demnächst wenigstens die Biergärten wieder öffnen dürfen. Sonntags haben einen großen, zum Teil überdachten Biergarten. "Die Mindeststände einzuhalten, dürfte damit kein Problem sein", betont die Wirtin. Aber ob mit eineinhalb Metern Abstand zueinander eine gemütliche Biergartenatmosphäre aufkommt, wird sich erst noch zeigen. Wichtig ist Katharina Sonntag: Wenn die Gaststätten öffnen dürfen, die Leute auch wieder kommen. "Denn wirtschaftlich ist es momentan eine Katastrophe", betont sie.
Rezept Geflügelwürzfleisch
Zutaten für vier Personen: Zwei bis drei Hähnchenkeulen mit Rückenstück (tiefgefroren möglich) mit Wurzelwerk Salz, Pfeffer und einem halben Liter Wasser kochen bis das Fleisch leicht vom Knochen abgeht. Danach etwas abkühlen lassen und Fleisch vom Knochen lösen und klein schneiden. Eine Schale Champignons klein schneiden und anbraten. Eine Mehlschwitze aus Butter und Mehl bereiten und mit Brühe aufgießen, mit Zitronensaft Salz und Pfeffer (nach Bedarf) abschmecken. Danach Fleisch und die Champignons unterheben, zur Verfeinerung etwas Sahne dazu geben. Fertig.