SZ +
Merken

Bei Tanzmanns kann man Kochrezepte tauschen

Mein Geschäft ist ein richtiger Stubenladen“, sagt Erna-Maria Tanzmann. In der Tat, größer als eine Wohnstube ist er wirklich nicht: Auf nur 16 Quadratmetern türmt sich alles, was man für das tägliche Leben so braucht.

Teilen
Folgen

Von Carmen Schumann

Mein Geschäft ist ein richtiger Stubenladen“, sagt Erna-Maria Tanzmann. In der Tat, größer als eine Wohnstube ist er wirklich nicht: Auf nur 16 Quadratmetern türmt sich alles, was man für das tägliche Leben so braucht. Die Bierkästen stapeln sich im Hausflur und nebenan ist gleich die „gute Stube“ der Tanzmanns. „Wir haben keine Öffnungszeiten“, sagt Erna-Maria Tanzmann. „Wenn jemand kommt, machen wir auf.“ Der erste Kunde steht gewöhnlich gegen Viertel Sieben auf der Matte, der letzte manchmal erst abends gegen neun.

„Aber auch wenn sonntags jemand was brauchen sollte, schicken wir ihn nicht weg“, unterstreicht die Besitzerin des „Tante-Emma-Ladens“ in der Kirschauer Straße. Gerade jetzt in der Grill-Saison falle es Kunden spontan ein, den Rost einzuheizen. „Dann können wir sowohl mit der Grillkohle, als auch den Würstchen dienen“, bestätigt Erna-Maria Tanzmann. „Wir sind eigentlich immer da und sollten wir mal was Dringendes vorhaben, springt unsere Tochter Kathrin ein.“ Die ist unter Sportfreunden als ausgezeichnete Langstreckenläuferin bekannt.

„Gegen die Großen bestehen wir mit Bescheidenheit“, sagt Erna-Maria Tanzmann. „Ich glaube, uns gibt es deshalb immer noch, weil unser Laden schon so lange existiert.“ In den 1850 erbauten Umgebindehaus hatte bereits ihr Großvater Ernst Rascher 1908 einen Laden eröffnet. Den führte seine Tochter Erna Ulmer so lange weiter, bis ihn schließlich Erna-Maria Tanzmann 1981 übernahm. Einige der Regale in dem Lädchen stammen noch aus der Zeit vor 100 Jahren. Aber selbstverständlich hat auch die moderne Kühltechnik Einzug gehalten.

Tante Emma mit Grundsätzen

Denn schließlich gibt es auch Eis und Feinfrostprodukte. Die Waage aus DDR-Zeiten erfreut dagegen das Auge des Nostalgikers.

Erna-Maria Tanzmann bekennt sich dazu „Tante Emma“ zu sein. Und eine Tante Emma hat ihre Grundsätze, welche lauten: Für jeden ein freundliches Wort, man muss immer alles da haben und immer präsent sein. Deshalb lässt sich die Ladenklingel auch verstellen. Wenn Erna-Maria Tanzmann und ihr Mann Hubertus sich in den oberen Etagen aufhalten, können sie das Geläut auch dort hören. Die Kunden, ob Groß ob Klein, kommen natürlich auch deshalb gerne in den Tante-Emma-Laden, um ein wenig zu plauschen. Gerade jetzt, in der Erntezeit, werden da auch Back-, Koch- oder Einweckrezepte ausgetauscht. „Und meine Kunden wissen, dass sie mir ihr Herz ausschütten können, ohne dass ich gleich alles weitertratsche“, unterstreicht die Händlerin.

Am Haus der Tanzmanns führt die Straße von Kirschau nach Crostau vorbei. Da ist viel Betrieb, besonders, weil jetzt die Verbindung zwischen Schirgiswalde und Crostau wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Das Problem sei jedoch, dass die Laufkundschaft Probleme mit dem Parken hat, da sich direkt vor dem Laden eine Bushaltestelle befindet. Mit ihrem Anliegen, diese Haltestelle ein paar Meter zu verlegen, ist Erna-Maria Tanzmann jedoch bislang nur beim Busunternehmen auf offene Ohren gestoßen.