Eine neuartige Form der Präsentation des Handels deutete sich in der Görlitzer Tagespresse vom 10. Dezember 1907 an. Der Kaufmann Otto Straßburg informierte über seine Absicht, dem „Zug der Zeit und dem Drange des Publikums“ folgen zu wollen, nämlich „möglichst viele Artikel beieinander zu finden, wie dies in großen amerikanischen Warenhäusern der Fall ist.“
Otto Straßburg, der auf der Berliner und Jakobstraße Häuser und nicht wenige Geschäfte besaß, äußerte vor hundert Jahren erstmals in breiter Öffentlichkeit seine Absicht, „zwischen beiden Straßen eine sieben Meter tiefe und vier Meter breite Passage zu errichten und darin Verkaufsläden, Schaufenster und Schaukästen“ zu vermieten.
Ein direktes Warenhaus sollte die Passage „auf keinen Fall“ werden, wohl aber sollte sich die Konfektions-, Ausstattungs- und Manufakturwaren-Branche darin tummeln. „Zeitgemäß denkende Händler abseits gelegener Straßen“ waren das Ziel Straßburgs. Sie sollten sich bei ihm einmieten. Zeitige Meldungen hätten auch Einfluss auf das Baugeschehen, man könne so „noch viele Wünsche“ berücksichtigen. In allen Zeitungsbeiträgen wurde damals auch betont, dass sich dieses Angebot nur auf „hiesige Firmen“ beschränkt. Garantiert wurde „Konkurrenzlosigkeit, da jede Branche nur einmal vertreten sein wird.“
Die neue Geschäftsidee wurde von zahlreichen Händlern angenommen. Schon ein Jahr später erlebte die Straßburg-Passage als Einkaufsmeile ihre Eröffnung. Nächstes Jahr wird an dieser Stelle davon zu berichten sein. (SZ/rs)