Von Andreas Rentsch
Ottendorf-Okrilla. „PiekFein“, diesen Namen hat sich Anne Förster aus Ottendorf-Okrilla für ihr Nagelstudio ausgesucht. Im Dachgeschoss eines Hauses im Ortszentrum hat die 23-Jährige ihre Geschäftsräume eingerichtet. Maniküre und demnächst auch Pediküre will sie anbieten. Die Ausbildung, die sie als Fußpflegerin absolvieren muss, läuft noch bis Ende Mai.
Rücken spielte nicht mit
Der Sprung in die Selbstständigkeit einer Ich-AG sei für sie durchaus zwangsläufig gewesen, sagt die junge Frau mit den dunklen Haaren. „Ich habe jahrelang Leistungssport betrieben.“ Als bei der Akrobatik der Rücken immer mehr schmerzte, wechselte sie vom Universitätsklinikum in eine Arztpraxis. Später musste sie ganz aufhören, weil ihre Chefin in Rente ging. „Ich hatte Zeit zum Nachdenken“, sagt sie.
Klar sei zumindest gewesen, was sie nicht mehr machen konnte. Sie sei ein Mensch, der „schon immer was Eigenes machen wollte“. Auch auf die Zusammenarbeit mit Menschen wollte sie nicht verzichten. Deshalb die Entscheidung zur Selbstständigkeit. Die Idee mit dem Nagelstudio ist bei Anne Förster durchaus auch ein Umsetzen eigener Vorlieben: Vor kurzem habe sie sich die Fingernägel machen lassen, sagt sie.
Mit ihrer Entscheidung steht die Ottendorferin nicht allein da. Der Trend, sich aus der Arbeitslosigkeit selbstständig zu machen, ist unverändert stark. Im ersten Quartal des Jahres 2005 meldeten sich im Bereich der Arbeitsagentur Dresden mit ihren drei Geschäftsstellen 1 062 Betroffene in die Selbstständigkeit ab, teilte deren Chef Thomas Wünsche Ende März mit. Allein im Monat Januar, dem Start in die Hartz IV-Ära, waren es 645. Die Ich-AG ist dabei nur eine Möglichkeit, wirtschaftlich auf die eigenen Füße zu kommen. Etwas mehr als ein Viertel der Betroffenen nimmt zurzeit statt dem so genannten „Existenzgründungszuschuss“ lieber das klassische Überbrückungsgeld in Anspruch. Sie selbst habe am Ende ihres Arbeitnehmer-Daseins keine guten Erfahrungen mit den Mitarbeitern der Radeberger Agentur für Arbeit gemacht, berichtet Anne Förster rückblickend. „Teilweise habe ich den Eindruck gehabt, wir würden aneinander vorbei reden.“ Die Ärzte hatten ihr geraten, um Rahmen einer Rehabilitation einen neuen Beruf zu erlernen. Die Arbeitsagentur reagierte daraufhin nur zögerlich.
Die Förderung ist bewilligt
Seit Anfang April ist jedenfalls die Ich-AG-Förderung bewilligt – auf das erste Geld hofft die Existenzgründerin am Ende des Monats. Eingerichtet hat sie die Räume mit Hilfe ihrer Familie. „Die haben mir sehr geholfen.“ Ihr Vater führt eine Firma in Großröhrsdorf. Vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass keine Furcht vor dem viel zitierten Sprung ins kalte Wasser aufkam. „Angst sollte man keine haben“, sagt Anne Förster. „Sonst scheitert man schnell.“
Noch einen anderen Vorteil hat die junge Frau. Durch ihre Karriere im überregional bekannten Akrobatenclub Ottendorf (ACO) kennt sie sehr viele Menschen. Ihre Mutter Angela gehört zu den Aktivposten des Vereins – der Bekanntheitsbonus für den Laden der Tochter ist also groß. Die 23-Jährige hat sich für die Einweihung am Wochenende gleich die Unterstützung des ACO gesichert. Es werde eine kleine Vorführung geben, kündigt sie an. Der Sport könnte sich somit – wenn auch auf Umwegen – als geschäftsfördernd erweisen.
Tag der Offenen Tür im „PiekFein“: Sonnabend, 11 bis 13 Uhr, Poststraße 1.