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Bekommt Lodenau 2015 einen Damm?

Wie der Deich in der Rothenburger Ortschaft aussieht, ist entschieden. Doch weitere Fragen bleiben.

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Von Katja Schlenker

Damit hat kaum einer gerechnet. Fast 38 Millionen Euro Schaden hat das Hochwasser Anfang Juni im Landkreis Görlitz angerichtet. Zwar hat das Landratsamt immer von einer zweistelligen Millionenhöhe gesprochen. Dass diese so hoch sein würde, überrascht jedoch.

Dagegen sehen die ersten Schadenszahlen in Rothenburg fast harmlos aus. Von 3 500 Euro als Einsatzkosten der Feuerwehr spricht Bürgermeisterin Heike Böhm (SPD). „Weitere Kosten können wir noch nicht benennen“, erklärt sie. Privathaushalte seien vom Hochwasser Anfang Juni nicht betroffen gewesen, resümiert die Bürgermeisterin. Drei Unternehmen aus der Landwirtschaft und der Fischerei hätten hingegen einen Antrag auf Unterstützung bei der Stadtverwaltung gestellt. Der Freistaat Sachsen stellt das Geld bereit.

Außerdem lobt die Bürgermeisterin das schnelle Einschreiten der Landestalsperrenverwaltung (LTV). Diese ist am ersten Juniwochenende angerückt und hat einen Notdamm in Lodenau errichtet, als die Situation vor Ort brenzlig zu werden drohte. „Wir haben dort Sonntagnachmittag angerufen und bei der LTV angefragt, ob sie ihr Versprechen hält“, erklärt Heike Böhm. Denn die Behörde hatte einst zugesichert, dass sie einen Notdeich in Lodenau errichtet, wenn das Wasser kommt. Und dann ging am Hochwasserwochenende alles ganz schnell. Innerhalb von weniger als 24 Stunden stand der Deich.

Der bleibt auch vorerst, denn die Lodenauer warten noch immer auf einen großen Damm, der den Ort vor sogenannten Jahrhunderthochwassern schützt. Für den Deich 1, der sich unterhalb der Celltechnik Lodenau erstrecken soll, sind vier mögliche Varianten von der Planungsgesellschaft Scholz + Lewis entwickelt worden. Mittlerweile haben die Planer die Variante 3 als optimal eingestuft. Diese hat zwei Vorteile: „Die Ortschaft wird nicht mehr durchströmt und es gibt keinen Rückstau in der Niederaue“, erklärt Planer Ulf Scheurer. Das haben sich auch viele Einwohner gewünscht.

Dennoch hat diese Variante einen Nachteil: Der Wasserspiegel oberhalb der Wehranlage wird sich auf deutschem und polnischem Gebiet erhöhen. Sollte es zu einem Jahrhunderthochwasser kommen, sind jedoch keine Gebäude betroffen. Daher ist der Makel des erhöhten Wasserspiegels vertretbar. Variante 3 soll bei der Landesdirektion in Dresden und den polnischen Behörden eingereicht werden. Die Planer gehen derzeit davon aus, dass der Deichbau rund 925 000 Euro kosten wird.

Für den Deich 2, der oberhalb der Celltechnik Lodenau geplant wird, sind zwei Varianten im Gespräch – eine schützt auch das Unternehmen vor Hochwasser, die andere nicht. Da sich das Firmengelände direkt an der Neiße befindet, ist es schwerer zu schützen als der übrige Ort. Eins steht jedoch fest: Auf einen Schutz für die Celltechnik zu verzichten, bringt den Lodenauern bei einer Flut keinen Vorteil. Der Wasserspiegel würde sich bei beiden Varianten erhöhen, erklärt Planer Ulf Scheurer.

Nachdem der Standort entschieden ist, wird in den kommenden Monaten der Bereich erkundet, wo der Damm gebaut werden soll. Außerdem wird eine sogenannte Umweltplanung durchgeführt. Diese beinhaltet Maßnahmen, welche den Dammbau mit den ökologischen Gegebenheiten vor Ort in Einklang bringt. Verläuft alles ohne Zwischenfälle und Überraschungen, könnte die Planung nächstes Jahr abgeschlossen werden. Im Jahr 2015 oder 2016 wäre der erste Spatenstich denkbar. Werden jedoch in Lodenau Brachpieper oder andere gefährdete Tierarten gefunden, könnte sich der Dammbau weiter hinauszögern. „Dann können wir nur hoffen, dass das Hochwasser zwischenzeitlich nicht wiederkommt“, sagt eine Lodenauerin in der jüngsten Einwohnerversammlung. „Das hoffen wir alle“, antwortet jemand.

Ähnlich ergeht es den Anwohnern entlang des Weißen Schöps und des Neugrabens. Auch sie hoffen nach mehreren Hochwassern in den vergangenen Jahren auf einen baldigen Schutz davor. Derzeit erarbeiten die Experten der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen noch immer ein qualifiziertes Hochwasserschutzkonzept für den Streckenabschnitt von Särichen bis Rietschen. Auch hier werden verschiedene Varianten erstellt und geprüft. Sobald deren Vor- und Nachteile abgewogen sind, wird die optimale Variante ausgewählt. Nähere Informationen verspricht die Landestalsperrenverwaltung für Anfang 2014.