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Belgier wird zum Retter in der Not

Eigentlich sollten es für Dimitri Bovijn und seine Familie drei entspannte und erholsame Urlaubswochen in Jonsdorf werden. Aufgrund des Hochwassers war daran aber nicht mehr zu denken. An die Überschwemmung erinnert sich der Belgier sicher noch lange.

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Von Jan Lange

Eigentlich sollten es für Dimitri Bovijn und seine Familie drei entspannte und erholsame Urlaubswochen in Jonsdorf werden. Aufgrund des Hochwassers war daran aber nicht mehr zu denken.

An die Überschwemmung erinnert sich der Belgier sicher noch lange. Denn der junge Mann wurde während der Flut zum Retter in der Not. „Wir kamen zufällig an der Tischlerei Steudtner vorbei, wo die Leute gerade versuchten, die Maschinen vor der Flut zu retten“, berichtet Dimitri Bovijn. Spontan packte er zusammen mit seiner Mutter Rina Metten mit an. Mitte der 90er Jahre erlebte er im Süden Frankreichs, wo sein Vater damals wohnte, schon einmal eine schwere Überschwemmung mit.

Betrieb startet bald wieder

Tischler Uwe Steudtner ist froh über die tatkräftige Unterstützung der belgischen Urlauber. „Die Korbsäge stand komplett in dem reißenden Bach“, erzählt er. „Wir hatten Angst, dass die fünf Zehnter schwere Maschine gegen das Wohnhaus gespült wird.“ Bis auf ein paar Handmaschinen konnte Uwe Steudtner mit seinen Helfern alle Geräte retten. Derzeit ist er noch beim Aufräumen. In zwei oder drei Tagen hofft er, kann der Tischlereibetrieb wieder starten.

Getroffen hatte es aber nicht nur die Tischlerei sondern auch das Wohnhaus. Hier stand das Wasser 20 Zentimeter hoch. Den Gesamtschaden von Werkstatt und Wohnung beziffert er auf rund 60000 Euro. Mit Sicherheit wäre der Schaden weit aus höher gewesen, wenn sie die riesige Korbsäge nicht rechtzeitig beseite geräumt hätten.

Auch bei Notar Jürgen Stubenrauch wurde Dimitri Bovijn zum Retter in der Not. Die Wassermassen hatten die Einfahrt zum Jonsdorfer Wohnhaus des Notars unterspült. Die in der Zufahrt geparkten Autos drohten in die Tiefe zu rutschen. Dimitri Bovijn machte die Feuerwehr auf die Gefahrenstelle aufmerksam. „Sie hätte sie von der Straße oben gar nicht gesehen“, sagt der Belgier.

Umgehend wurde der Notar benachrichtigt, der zu dieser Zeit in Zittau die Hochzeit seines jüngsten Sohnes feierte. „Der Jonsdorfer Bürgermeister rief mich an und sagte zu mir: Wenn ich meine Autos noch retten wolle, sollte ich sofort kommen“, erzählt Jürgen Stubenrauch. Noch rechtzeitig konnte er die Fahrzeuge auf das Grundstück seines Nachbars fahren. Erwischt hatte es aber auch das Wohnhaus der Stubenrauchs. Der Keller war voll mit Wasser.

Das Ferienhaus von Dimitri Bovijn und seiner Freundin Kim Drion war zum Glück nicht betroffen. Einzig der Garten war teilweise überschwemmt. Im November vergangenen Jahres kaufte der Belgier das Umgebindehaus an der Zittauer Straße. „Mein Bruder und dessen Frau, die in Liberec wohnen, suchten ein neues Haus und waren auf das Jonsdorfer Umgebindehaus gestoßen“, erzählt der junge Mann.

Selber gekauft

Doch seine Schwägerin wollte letztlich nicht aus Tschechien wegziehen. Dimitri Bovijn sah die Fotos vom Haus und entschied sich, es selber zu kaufen. „Wenn wir meinen Bruder besuchen, können wir hier in Jonsdorf übernachten“, sagt er. An dem Umgebindehaus muss einiges erneuert werden – unter anderem die Elektrik und die Heizung. Doch dafür blieb Dimitri Bovijn jetzt keine Zeit.