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Bequemes aus Niesky

Etwa 20 000 Zelte werden pro Jahr bei der dwt Zelte GmbH produziert. Trotz Technik sind Menschen dabei unverzichtbar.

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© André Schulze

Von Katja Schlenker

Schneller als das Auge erlaubt. Zumindest fast. Das ist die Maschine, welche den Stoff für die Nieskyer Zelte zuschneidet. Dabei ist die Maschine nicht nur schnell, sondern auch präzise. Ein Mensch könnte die Arbeit nur schwierig auf diese Weise erledigen. Dennoch sind Mitarbeiter bei der dwt Zelte GmbH unerlässlich. Im Raum nebenan sitzen zahlreiche Näherinnen. Sie fügen die zugeschnittenen Einzelteile aus der Maschine zusammen. Was am Eingang des Raumes als Stofffetzen beginnt, steht auf der anderen Seite der Halle als fertiges Zelt da.

„Ein Zelt wird nicht komplett von einer Näherin produziert, sondern die Näherinnen produzieren Bauteile“, erklärt Geschäftsführer Claus Winneknecht. Wobei der Begriff Näher nicht ganz korrekt ist. Technischer Konfektionär lautet die korrekte Bezeichnung des erlernten Berufes. Drei Auszubildende werden pro Lehrjahr angenommen. Für sie gibt es sogar eine eigene Abteilung im Unternehmen, in der sie sich ausprobieren können.

In der Produktionshalle unterdessen entstehen etwa 20 000 Zelte pro Jahr. Bis zu zehn Stunden braucht es, ehe ein Zelt fertig ist. Farblich gibt es kaum Grenzen, aber doch Regeln. Natürliche Farben sind eher im Trend als Grellpink oder Neongrün. „Zurzeit ist eher das unaufdringliche Grau aktuell“, sagt Steffen Schwerdtner. Der 54-Jährige ist beim Unternehmen für Entwicklung und Qualitätskontrolle zuständig. Eine große Rolle spielt heute Bequemlichkeit. So sollen die Zelte einfach aufzubauen sein. Daher gibt es Modelle, bei denen das Stahlgestänge durch ein Luftschlauchsystem ersetzt worden ist. Das muss dann einfach aufgepumpt werden und das Zelt steht. Das tut es erstaunlicherweise auch relativ standfest. Verschiedene Modelle werden in Niesky produziert. Diese gibt es dann in unterschiedlichen Größen. Pro Modell gibt es eine Farbkombination. Mit dem Ende der Sommerferien wird es in der Regel ruhiger in der Produktion. Mitte Februar ist Hauptsaison bei der Auslieferung.

Was bei Möbeln problemlos geduldet wird, geht bei Zelten gar nicht – eine Wartezeit. Wenn der Kunde ins Geschäft geht, möchte er das Zelt am besten sofort mitnehmen. „Lieferzeiten akzeptiert der Kunde nicht“, sagt Claus Winneknecht. „Bei drei Wochen sind wir schon an der Grenze der Geduld.“ Einen eigenen Vertrieb hat das Nieskyer Unternehmen nicht. Die Zelte werden über andere Anbieter verkauft. 1991 hat die Familie von Claus Winneknecht den Betrieb übernommen. Das Nieskyer Werk hat es bereits vor der Wiedervereinigung Deutschlands gegeben. Und es hatte bereits damals einen guten Ruf. Also übernimmt die Familie den Betrieb von der Treuhand.

Zu dieser Zeit arbeiten dort um die 120 Leute. Auch Berufe wie Heizer sind extra angestellt. „Das Personal haben wir verschlanken müssen“, sagt Claus Winneknecht. Auch entsprechende Technik zieht über die Jahre in die Hallen ein. Im Normalfall wird hier nun im Ein-Schicht-System gearbeitet. Arbeitsstunden, die in der Hochsaison zusätzlich produziert werden, werden in der Nebensaison weniger gearbeitet. Etwa fünfzig Mitarbeiter zählt der Nieskyer Betrieb derzeit. Die meisten davon sind Frauen.

Eine Halle weiter werden seit 2007 die Gestänge für die Zelte produziert. Hier wird in zwei Schichten gearbeitet. Dabei erhalten Langrohre aus Stahl oder Aluminium zum Beispiel auf der einen Seite ein Loch. Auf der anderen Seite wird das Rohr verjüngt. So entstehen am Ende die einzelnen Bauteile, für das komplette Gestänge. Zuvor werden die Rohre noch außerhalb galvanisiert, also beschichtet. Beim Tag der offenen Tür am Sonnabend wird in den Hallen der dwt Zelte GmbH extra für die Besucher produziert. Weitere Informationen auf Seite 12