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Berggießhübler diskutieren neue Gutschein-Idee

Den Wertscheck in einem Geschäft kaufen, im anderen einlösen: Was anderswo klappt, sehen hiesige Händler skeptisch.

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Von Heike Sabel

Händler und Gewerbetreibende wollen Geschäfte machen. Deshalb suchen sie neue Wege, ihre Ware an den Kunden zu bringen. Jetzt wird in Bad Gottleuba-Berggießhübel ein Prinzip diskutiert, das zum Beispiel in Rochlitz, einer 6 000-Einwohner-Stadt in Mittelsachsen, schon funktioniert. Es heißt „Nummer-Eins“. Eine Firma gleichen Namens will dafür sorgen, dass die Geschäfte gut laufen – und dass das Geld in den Kommunen bleibt.

Das Prinzip besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: den sogenannten Stadtgutscheinen, einer App sowie einer Internetplattform. Der Stadtgutschein ist ein Wertscheck, der nicht wie der klassische Gutschein in einem Geschäft gekauft und dort wieder eingelöst wird. Er kann vielmehr in allen Läden einer Stadt, die bei der Aktion mitmachen, umgesetzt werden. Auf der INternet-Plattform können die teilnehmenden Händler und Gewerbetreibenden ihre Angebote hochladen. Und mithilfe der Handy-App werden Nutzer über aktuelle Angebote vom örtlichen Bäcker, Fleischer oder Friseur informiert.

Im Juni stellte der Vorstand der Nummer-Eins-AG, Peter Lissek, das Prinzip in Berggießhübel vor. Er war auf den Doppelkurort zugegangen. Das Interesse hielt sich bei den hiesigen Händlern allerdings in Grenzen. Doch zumindest die, die da waren, schienen aufgeschlossen, sagt Bürgermeister Thomas Mutze (parteilos).

Gewerbevereinschef Thomas Köhler scheint weniger enthusiastisch. Er will sich nicht äußern. „Wir halten uns bedeckt“ ist alles, was er sagt. Günter Wolf wird noch deutlicher. Der Berggießhübler Versicherungsvertreter rät, die Finger davon zu lassen, weil das System seiner Meinung nach nicht funktioniere. Warum, sagt er nicht. Gutscheine könne er jedenfalls auch selbst verteilen, genau wie werben. „Das kann man steckenlassen“, sagt Wolf.

Welche Erfahrungen aber machen Händler, die schon dabei sind? Ingrid Irmscher zum Beispiel hat ein Süßwaren-Geschäft in Rochlitz. Vor allem der Ansatz, dass das Geld in der Stadt bleibt, hat sie vom Nummer-Eins-Prinzip überzeugt, deshalb macht sie mit. Die Nutzung kostet die Händler allerdings Geld. Wenn bei Ingrid Irmscher ein Gutschein eingelöst wird, gehen 50 Cent an die Firma „Nummer Eins“. „Das ist in Ordnung“, sagt die Händlerin. Das Hochladen von eigenen Angeboten, das sie monatlich 40 Euro kostet, hat sie noch nicht so genutzt. Sie sei sich am Anfang auch nicht so sicher gewesen, sagt Ingrid Irmscher. „Doch wenn genug Händler mitmachen, wird es sich einspielen und nützlich sein“, hofft sie. In Rochlitz beteiligen sich derzeit bereits rund 100 Händler und Unternehmen.

Und in Berggießhübel? Gegenüber der Stadt habe der Gewerbeverein signalisiert, sich nach dem Sommer zu entscheiden, sagt Bürgermeister Thomas Mutze. Er findet den Stadtgutschein eine gute Idee und könnte sich für den Vertrieb das Rathaus oder die Touristinformation vorstellen. In Rochlitz macht das die Volksbank.

Die „Nummer Eins AG“ ist nach eigenen Angaben inzwischen auch in anderen Kommunen aktiv, zum Beispiel in Zschopau. „Der Andrang ist groß“, sagt Mitarbeiterin Anne Hofmann.