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Bergi-Plast rüstet sich für einen Umzug

Der Kunststoffteilehersteller wächst rasant, baut jetzt ein neues Werk und verlegt Produktionsbereiche ins Gewerbegebiet Dohma.

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Von Hartmut Landgraf

Die atemberaubende Dynamik in der Autoindustrie sorgt bei einem Nutzfahrzeug-Zulieferer im Osterzgebirge für so viel Schwung, dass sie ihn jetzt regelrecht zur eigenen Tür heraus katapultiert.

Der Kunststoffteilehersteller Bergi-Plast war in den vergangenen beiden Jahren mehrfach durch seine Wachstumsschübe aufgefallen. Lange schon war der Platz auf dem beengten Firmengelände am Berggießhübler Kirchberg ausgereizt. Zuletzt tummelten sich 39 Maschinen in einer Produktionshalle, in der eigentlich nur 28 stehen sollten. Das Lager war rappelvoll, bei einem Spediteur mussten zusätzliche Palettenplätze angemietet werden, um die Logistik am Laufen zu halten. Aus dieser Klemme befreit sich das Unternehmen jetzt mit einer Großinvestition: Für reichlich vier Millionen Euro baut Bergi-Plast ein zweites Werk im Dohmaer Gewerbegebiet. Am Montag ist erster Spatenstich für ein teils zweigeschossiges Produktions- und Bürogebäude, wo im Herbst ein ganzer Fertigungsbereich der Firma eine neue Bleibe finden soll: technische Teile, etwa für die Lkw-Industrie.

Eine Trennung und Entflechtung der beiden Produktionsbereiche – Kunststoffteile für die Autoindustrie und Tuben- und Kanisterverschlüsse für die Kosmetik- und Lebensmittelbranche – ist laut Firmenchef Edgar Winter ein strategisch notwendiger Schritt. Zunächst aber löst er vor allem drängende logistische Probleme. „Wir können uns in Berggießhübel kaum noch drehen und wenden“, sagt Winter. Um etwa neue Maschinen aufzustellen, habe man bisweilen erst andere Anlagen zur Seite bugsieren müssen – wodurch die halbe Produktion still stand.

Nicht ohne Grund soll nun der wachstumsstärkere der beiden Geschäftsbereiche nach Dohma umziehen. Besonders Lkw-Teilen verdankt Bergi-Plast in den letzten zwei Jahren erheblichen Zuwachs. Vor allem der langjährige Hauptkunde Wabco – ein Konzern, der Nutzfahrzeughersteller in der ganzen Welt beliefert – brachte die Produktionsanlagen auf Touren. Aber auch mit Takata-Petri, einem großen japanischen Autozulieferer, und anderen Neukunden ist das Unternehmen zunehmend gut im Geschäft. Aufträge kamen zudem aus der Recyclingbranche und aus dem Gerätebau. Mit seiner Verschlüssesparte konnte Bergi-Plast zuletzt bei Neukunden in Osteuropa punkten. 22,5 Millionen Euro haben die Berggießhübler im vorigen Jahr umgesetzt – rund drei Millionen Euro mehr als im Jahr 2010. Platz und Nachfrage standen in einem derartigen Missverhältnis, dass sogar Aufträge abgelehnt werden mussten, als die Baugenehmigung fürs neue Werk unerwartet lange auf sich warten ließ.

Deshalb will das Management jetzt möglichst rasch mit den Bauarbeiten vorankommen, zumal im Zuge der Erweiterung eine Zweigniederlassung in Altenberg geschlossen wird. Die 20 Mitarbeiter, die dort arbeiten, sollen nach Dohma umziehen. Personell will Bergi-Plast bei Instandhaltung, Qualitätsmanagement und Logistik etwas aufstocken. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 165 Mitarbeiter. Neueinstellungen im großen Stile seien aber nicht geplant, sagt Edgar Winter. „Der Betrieb muss rentabel laufen, und wir haben immer noch viel Potenzial auf der Kostenseite.“