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Bergsteiger-Idol stirbt beim Sturz in die Tiefe

Ein begeisterter Kletterer aus Neustadt, der als vermisst galt, wurde am Sonnabend unterhalb der Bastei tot aufgefunden.

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Die Felsen der Sächsischen Schweiz waren seine Welt, dort fand der leidenschaftliche Kletterer Dietmar Z. aus Neustadt unter tragischen Umständen den Tod.

Am Sonnabendnachmittag entdeckten Helfer der DRK-Rettungshundestaffel den 56-Jährigen leblos unter der Basteiaussicht, an der Vehmhöhle. Vorausgegangen war eine stundenlange, groß angelegte Suchaktion von Polizei und Rettungskräften nach dem Invalidenrentner, von dem seit Donnerstag jede Spur fehlte. Polizisten und Helfer durchkämmten mit acht Hunden das Gebiet rings um die Touristenattraktion.

Einem Ranger der Nationalparkwacht war am Mittag an einer Waldschneise nahe dem Basteiparkplatz der Subaru des suizidgefährdeten Vermissten ins Auge gefallen. Für ihn auffällig: Der Wagen stand schon am Vortag hier und war nicht verschlossen. Er meldete das der Polizei. Schnell wurde klar, dass es sich um den Wagen des Gesuchten handelte. Hundesstaffeln wurde angefordert.

Kurz nach 15 Uhr wurde aus dem schrecklichen Verdacht, Z. könnte tot sein, Gewissheit. In einem 50 Meter tiefen Abgrund nahe der Vehmhöhle auf einem Felsvorsprung lag der Bergsteiger. Spezialisten der Bergwacht Pirna machten sich daran, ihn zu bergen. Das gestaltete sich wegen des schwer zugänglichen Gebiets und der inzwischen eingetretenen Dunkelheit ziemlich schwierig. Ein Polizeihubschrauber hielt im Elbtal die Stellung, leuchtete mit seinem Scheinwerfer die Unglücksstelle aus, damit die Bergwächter arbeiten konnten. „Gegen 19 Uhr wurden die Witterungsverhältnisse so schlecht, dass der Hubschrauber abbrechen musste“, so ein Diensthabender der Polizei. Eine Stunde später hatten die Helfer den Verunglückten zum Elbradweg nach Rathen abgeseilt. Ein Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die Polizei schließt eine Straftat aus, spricht von Suizid.

Seit 1966 kletterte Dietmar Z. über 30 Jahre lang regelmäßig, meist in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz. Sein früherer Kletter-Freund, Hobbyforscher und Buchautor Joachim Schindler sagt: „Er war ein leidenschaftlicher Bergsteiger. Im November 1980 gelang es ihm als 26.Kletterer, alle anerkannten Gipfel der Sächsischen Schweiz zu besteigen – damals waren es 913. Sein letzter Felsen in der Liste war der ‚Heini‘ am Lilienstein.“ In Dia-Vorträgen und als Reiseführer schwärmte „Dietze“, wie seine Kletterkumpel den Toten nannten, von den Gipfeln.

Vor sieben Jahren hörte er mit dem Bergsteigen auf. „Er begann immer stärker an Depressionen zu leiden, musste sich ärztlich behandeln lassen, Medikamente schlucken“, erzählt ein Bekannter. (df)