Von Wolf Dieter Liebschner
Mai-Bock-Anstich in Coswig. Das Bier leuchtet wie heller Bernstein und schmeckt süffig. Ausgeschenkt wird der Mai-Bock der Adler-Brauerei an diesem Sonnabend zur Biergarteneröffnung. Ab 16 Uhr werden die Pforten der Brauerei am Ravensburger Platz geöffnet.
Inhaber Thomas Krutz ist sich sicher, dass das Gebräu mit einem Alkoholgehalt von 6,5 Prozent viele Freunde finden wird. „Es ist ein untergäriges, filtriertes Bier, dass aufgrund des höheren Malzgehaltes nicht so herb wie Pilsner schmeckt.“ Er vermutet nicht zu Unrecht, dass auch Frauen am Coswiger Mai-Bock Gefallen finden dürften.
15 Hektoliter dieser Bierspezialität sind vorrätig. Gebraut wurden sie – wie auch das Lößnitz-Pils, das Standardprodukt der Adler-Brauerei – in der erzgebirgischen Glückauf-Brauerei Gersdorf. „Seit Jahren haben wir dort gute Partner“, befindet der gelernte Einzelhandelskaufmann Krutz. „Sie liefern eine sehr gute Qualität.“ Rund 1 500 Hektoliter Lößnitz-Pils in Flaschen mit dem traditionellen grün-weißen Etikett und einem schwebenden Adler werden derzeit pro Jahr gebraut und in Getränkemärkten der Umgebung sowie der Landeshauptstadt abgesetzt. Neben der Gaststätte in der Adler-Brauerei betreiben Krutz und sein Partner Michael Schröder noch zwei weitere Gaststätten in der Dresdner Neustadt.
Natürlich träumen die beiden Inhaber davon, ihr Bier auch in Coswig herstellen zu können. „Wenn wir eine Anlage zum Brauen hätten, könnte es schon morgen losgehen“, sagt Krutz. „Aber das ist eine teure Angelegenheit. Dafür fehlt uns derzeit einfach das notwendige Geld.“
Krutz und Schröder sind schon froh, dass sich die Absatzzahlen des Lößnitz-Pilsners seit dem Start im Jahr 2006 kontinuierlich nach oben entwickelt haben. „Am Anfang hat man uns mit unseren Plänen nur ausgelacht. Jetzt steigt die Nachfrage. Wir haben Jahr für Jahr mehr Bier verkauft.“ Daran haben auch viele regionale Veranstaltungen und Märkte ihren Anteil. Auch für private Feste wird die Adler-Brauerei gern gebucht. Originelle Attraktion ist dabei ein Citroën-Lieferwagen – Baujahr 1968 – in dessen Innerem sich eine Ausschankanlage befindet. „Im Sommer sind wir immer schnell ausgebucht“, so Krutz.
Er sieht allerdings durchaus Grenzen für den Bierabsatz. „Vielleicht können wir die bisher produzierte Menge noch verdoppeln“, sagt der Inhaber. „Aber alles, was darüber hinausgeht, würde den Rahmen einer regionalen Marke sprengen.“ Es hat auch schon Anfragen aus Leipzig und Berlin gegeben. Über Leipzig könne man nachdenken, so Krutz, aber die Hauptstadt komme auf keinen Fall infrage. Auch sei der Aufwand zu groß, um diesen Markt bedienen zu können.
„Wichtig ist doch, dass wir einem Coswiger Bier wieder ein Gesicht gegeben haben und dass sich immer mehr Leute mit dieser Tradition identifizieren. Denn die Geschichte dieses Coswiger Brauhauses reicht weit zurück. Es war im Jahr 1444, als einem gewissen Kretzschmar hier das Braurecht erteilt wurde. Und wenn einst wieder Bier in Coswig gebraut wird, dann sollen auch die noch vorhandenen historischen Anlagen der Adler-Brauerei aufgearbeitet sein und als Biermuseum zu besichtigen sein.