Von Marco Mach
Wenn ein Saal eigentlich nur für 90 Menschen ausgerichtet ist, die dortige Veranstaltungsreihe aber eine Durchschnittsbesuchszahl von 98 erreicht, dann ist das ein Zeichen für Qualität. Die Rede ist von der „Kammermusik in der Hoflößnitz“.
Aufgrund der großen Nachfrage 2012 finden zur 21. Auflage in diesem Jahr nicht nur sieben, sondern neun Konzerte im Lust- und Berghaus des Weingutes in der Oberlößnitz statt. Die Reihe zeichnet sich durch anspruchsvolle Musik aus, die von Experten ihrer Zunft auf historischen Instrumenten dargeboten wird. Bestes Beispiel ist der Start am Sonntag, wenn Paola Erdas (Cembalo, Exaquier) und Fabio Accurso (Laute, Traversa medievale) „Im Garten der Gedanken“ wandeln und Musik von Francesco da Milano, Antonio de Cabezon und Josquin Desprez spielen. „Diese Musiker waren in der Renaissance berühmter als John Lennon zu seiner Zeit“, sagt Bernhard Hentrich, künstlerischer Leiter von Anfang an. Bekannter heutzutage dürften die Namen der zweiten Veranstaltung am 12. Mai sein. Dann schieben Dirk Zöllner als Sprecher und Hentrichs Bruder Wolfgang auf der Violine den „Schmerz beiseite“ – eine musikalische Lesung mit Texten von Heinrich Heine und Musik von Bach, Paganini und Ysaye. Später sind die Dresdner Salondamen (26. Mai) und der Knabenchor Dresden (7. Juli) zu hören.
Doch nicht nur die Kammermusik, sondern schon allein der Ort ist ein Erlebnis. Die Konzerte finden im opulent ausgestatteten Festsaal im ersten Stock des 1650 unter Kurfürst Johann Georg I. gebauten Lust- und Berghauses statt. Besondere Aufmerksamkeit verdient hier die barocke Kassettendecke mit über 80 Darstellungen brasilianischer und afrikanischer Vogelarten des niederländischen Malers Albert Eyckhout aus dem 17. Jahrhundert. Da dieser Saal keine Heizung besitzt, kann die Reihe nur über die Sommermonate ausgetragen werden, und zwar jeweils sonntags, 17 Uhr.
Beliebteste Veranstaltung 2012 war mit 109 Besuchern eine spezielle Kombination von Renaissance- und Barockmusik. Neben der Steigerung der Durchschnittsbesuchszahlen von 77 (2009) auf 98 (2012) konnten in dieser Zeit auch sukzessive die Einnahmen von 5 400 auf 8 600 Euro erhöht und somit der Zuschussbedarf gesenkt werden.
Dabei macht die Stiftung Hoflößnitz für ihre im Kulturauftrag durchgeführte Kammermusikreihe relativ wenig Werbung. „Die meiste und beste Werbung ist für uns die Mundpropaganda“, sagt Hoflößnitz-Geschäftsführer Jörg Hahn. Es ist ratsam, sich die Karten im Vorverkauf zu sichern.
Vorverkaufskarten für 15 Euro (inkl. ein Glas Sekt) im Weinladen der Hoflößnitz, Knohllweg (Di.–So., 10–17 Uhr), unter 0351 8398350 oder [email protected];
Abendkasse: 18 Euro. Abo neun Veranstaltungen 120 Euro
Komplettes Programm: www.hofloessnitz.de