Trotz sinkender Schülerzahlen hat der Landkreis in den Sommerferien nochmals ins Berufliche Schulzentrum (BSZ) Großenhain investiert. Am Standort Poststraße wurden aus drei großen Klassenräumen sechs kleine, in der Industriestraße entstanden aus einer Metallwerkstatt zwei neue Klassenzimmer. In der Heinestraße wurden alle Toiletten grundhaft erneuert. „Nun sollte die Wirtschaft und die Schulnetzplanung auch für gute Auslastung sorgen“, wünscht sich Schulleiter Bernd Kniese.
Denn erstmalig bekommt das Berufsschulzentrum in diesem Jahr den Schülerrückgang zu spüren. „Mit 1103 Schülern und Auszubildenden haben wir zwar nur sieben weniger als im Vorjahr“, so Kniese. Doch weiterer Schwund zeichnet sich vor allem in den Gastgewerbefachklassen ab: Angehende Köche, Restaurant- und Hotelfachleute lassen sich zunehmend in Dresden ausbilden. Dabei hat Großenhain bereits die Berufsbereiche Metall und Bau gänzlich eingebüßt. Hier sei ein politisches Votum zur Optimierung der Schülerströme nötig.
Kleinste Klasse: nur ein Schüler
Auch die Schule selbst setzt sich für innovative Angebote ein. So war ab diesem Schuljahr ein „grünes“ Berufsgrundbildungsjahr für Hauptschüler geplant und bis zu Praktika hin vorbereitet. Es gab aber zum Schluss nur fünf Kandidaten – zu wenig für eine Klasse. Dafür kamen sieben Klassen im gestreckten Berufsvorbereitungsjahr zustande – die Förderschüler in der Berufsausbildung. Die kleinste Klasse besteht übrigens aus nur einem einzigen Schüler – eine körperbehinderten angehende Bürokraft.
Zwei Erzieherklassen
Anhaltenden Boom erlebt hingegen die Erzieherausbildung. 300 Bewerber aus ganz Sachsen wollten am BSZ unterrichtet werden – 56 wurden nur mit einem Notendurchschnitt von 1,9 und besser genommen. Bernd Kniese: „Hier wird es wachsende Nachfrage geben, auch für Arbeitsstellen im Westen Deutschlands“. Die Erzieherklassen laufen jetzt zweizügig. Rückläufig ist jedoch die Belegung der Fachoberschule für Sozialwesen. Es gab mehr als 50 Schülerzusagen, angefangen haben aber nur 32 Schüler.
Alles in allem verfügt das Schulzentrum im neuen Schuljahr über 67 Klassen – eine weniger als 2009. Die 80 Lehrer, zwei Lehramtsreferendare und 13 abgeordneten Lehrer aus anderen Schulen sind dennoch zu wenig. „Uns fehlen zwei Sozialpädagogen“, sagt Bernd Kniese. Mangel herrscht auch an Turnhallenkapazität. Da die Rödertalhalle und die Halle Turnstraße derzeit nicht nutzbar sind, muss das BSZ in die Priestewitzer Sporthalle ausweichen. „Mit den Förderschülern habe ich dabei aber ein Organisationsproblem“, sagt Bernd Kniese. Größer wird das noch, wenn ab nächstem Schuljahr die Klassen sieben bis neun der Schule für Erziehungshilfe des Landkreises aus Priestewitz ins Schulzentrum kommen: rund 40 Heranwachsende. „Für uns ist die Turnstraße optimal“, unterstreicht Schulleiter Kniese.Kathrin Krüger-Mlaouhia