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Apotheken haben kaum Corona-Mundschutz da

Viele Menschen im Landkreis Görlitz beschäftigt die neuartige Lungenkrankheit aus China. Das spüren vor allem Apotheker.

Von Gabriela Lachnit
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Veit Hanfler, Inhaber der Easy-Apotheke im Neißepark Görlitz, zeigt Mundschutzmasken.
Veit Hanfler, Inhaber der Easy-Apotheke im Neißepark Görlitz, zeigt Mundschutzmasken. © © Pawel Sosnowski

Görlitzer und Nieskyer  Bürger suchen derzeit vermehrt den Rat, wie sie sich vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen können. Eine Sache ist dabei besonders gefragt. Eine andere macht aber viel mehr Sorgen.

Die SZ hörte sich um, wie groß die Gefahr einer Ansteckung mit dem Corona-Virus in der Region ist, wie Krankenhäuser vorbereitet sind und was Apotheker in Sachen Schutz zu sagen haben.

Wie groß ist die Gefahr der Ansteckung im Landkreis?

Gering. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht derzeit keine anhaltende Zirkulation des Corona-Virus in Deutschland. Aktuell bleibe die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland  gering, so das Institut. Allerdings sei offen, ob es gelingt, die weltweite Ausbreitung des Erregers einzugrenzen. Daher könne sich die Einschätzung zur Gefährdung der Menschen in Deutschland kurzfristig ändern. 

Sind Krankenhäuser vorbereitet?

Ja. Dem Städtischen Klinikum Görlitz bleibt die Angst vor dem Corona-Virus nicht verborgen, sagt Klinik-Sprecherin Katja Pietsch. "Allerdings mehr auf Grund der medialen Berichterstattung als im direkten Alltagsgeschehen", erklärt sie.  Bislang sei ihr  kein Patient bekannt, der mit der Angst einer Infektion mit dem Corona-Virus ins Klinikum gekommen sei.

Dennoch hat das Klinikum Vorkehrungen getroffen. In der Notaufnahme wurde ein Hinweis angebracht, dass Patienten mit speziellen Symptomen  wie plötzlicher Krankheitsbeginn, ausgeprägtes Krankheitsgefühl am ganzen Körper und plötzlich hohes Fieber sich direkt beim Personal der Notaufnahme melden und nicht im Wartebereich Platz nehmen sollen. "Der Hinweis richtet sich aber auch an Patienten, die eventuell an der höchst ansteckenden Influenza, also Grippe, erkrankt sein könnten", erklärt Frau Pietsch. Sollte es dennoch eine Infektion eines Patienten mit dem Corona-Virus am Klinikum geben, könne der Erkrankte isoliert, behandelt und betreut werden, betont die Sprecherin.

Das ist auch am Malteser-Krankenhaus St. Carolus in Görlitz der Fall. "Wir sind bestmöglich vorbereitet und arbeiten nach Richtlinien des RKI", sagt Malteser-Sprecherin Stephanie Hänsch.  Es sei wichtig, dass die Patienten sehr gut abgefragt werden und genaue Auskünfte geben. Unter anderem zur Frage, ob der Patient sich in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten oder Kontakt zu Menschen, die in diesem Zeitraum im Risikogebiet waren, hatte. 

Diese vom Center for Disease Control and Prevention (CDC) erstellte Illustration zeigt den neuartigen Coronavirus 2019-nCoV. Es verursacht eine Lungenkrankheit, die tödlich enden kann. Das in China zuerst aufgetretene Virus breitet sich weltweit aus. 
Diese vom Center for Disease Control and Prevention (CDC) erstellte Illustration zeigt den neuartigen Coronavirus 2019-nCoV. Es verursacht eine Lungenkrankheit, die tödlich enden kann. Das in China zuerst aufgetretene Virus breitet sich weltweit aus.  © Center for Disease Control

Gibt es einen Ansturm auf Apotheken?

Nein. Aber vermehrt fragen Kunden in Apotheken nach einem Mundschutz, wie man ihn im TV bei Menschen in China sieht. Er soll die Ansteckung mit dem Corona-Virus verhindern.  Claudia Werner, Mitarbeiterin in der Mohren-Apotheke am Lutherplatz in Görlitz, hat festgestellt, dass vereinzelt  Kunden nach dem Mundschutz fragen. "Aber leider haben wir keinen auf Lager", sagt sie. Es sei nicht gefordert, dass Apotheken den vorrätig haben müssen. Bestellung ist schwierig, "es gibt Lieferschwierigkeiten", erklärt Frau Werner. 

In der Zinzendorf-Apotheke Niesky ist die Nachfrage nach Mundschutz gestiegen. Apotheker Heiko Neumann hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem Mitbürger asiatischer Abstammung die Schutzmittel kaufen, um sie nach Hause nach China oder Thailand zu schicken, weil sie dort entweder vergriffen oder sehr teuer sind.  

In der Easy-Apotheke im Neißepark Görlitz ist  der Mundschutz aus Papier lieferbar, die speziellen Schutzmasken derzeit nicht", erklärt Apotheker Veit Hanfler. Er bestätigt, dass auch hier die Nachfrage  gestiegen ist. Von einem Ansturm auf die Produkte will er aber nicht sprechen. Der Apotheker verzeichnet zudem erhöhten Beratungsbedarf bei Kunden. Die meisten informieren sich darüber,  wie man sich vor einer möglichen Ansteckung schützen könne, erläutert er.

Wie kann man sich vor Ansteckung schützen?

Mit Hygiene. Wie bei jeder Influenza und anderen Atemwegserkrankungen schützen gute Händehygiene, Abstand zu Erkrankten und die Einhaltung der Husten- und Nies-Etikette, sagt das Robert-Koch-Institut. Apotheker Hanfler erinnert daran,  dass gründliches Händewaschen selbstverständlich sein sollte. Das schütze auch vor Infektionskrankheiten wie Magen-Darm-Erkrankungen. 

Janina Jonas, Hygienefachkraft im St.-Carolus-Krankenhaus erklärt, warum Hände waschen eine Möglichkeit ist, das Ansteckungsrisiko zu verringern: Das Corona-Virus ist ein behülltes Virus. Es hat um sich eine Hülle, die Seife wäscht das Virus damit ab. Frau Jonas rät, nicht in den Desinfektionsmittel-Hype zu verfallen. Zu häufige und starke  Verwendung von Desinfektionsmitteln schade der Haut, sagt sie. Um das Immunsystem zu stärken und zu erhalten, sollte die natürliche Haut- und Umgebungsflora behalten werden.

Welche Erkrankung macht derzeit viel mehr Sorgen?

Die Grippewelle. Sie nimmt Im Landkreis Görlitz Fahrt auf.  In der letzten Januar- und ersten Februar-Woche wurden mit 140 fast doppelt so viele Influenza-Neuerkrankungen im Kreis gemeldet als eine Woche zuvor. Das sind 25 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. 16 Erkrankte sind in dieser Woche zur Behandlung  in ein Krankenhaus gekommen. "Die Grippe ist im Landkreis derzeit ein viel deutlicheres Problem als die Infizierung mit dem Corona-Virus", sagt Katja Pietsch. "Nicht im stationären Bereich, sondern im ambulanten", ergänzt sie.

Janina Jonas rät, in jedem Fall  Ruhe zu bewahren. Wenn man Symptome hat, sollte  man sich möglichst nicht in der Öffentlichkeit aufhalten, lieber zu Hause auskurieren und nicht grippekrank arbeiten gehen, rät sie.

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