An gesunden Schlaf ist für Raimund Dilck derzeit nicht zu denken. Was dem 45-jährigen Wilsdruffer Bestattungsunternehmer schlaflose Nächte bereitet, ist der Niedergang seiner kleinen Firma. „Seit 19Jahren gibt es uns. Wir haben nie Urlaub gemacht, waren rund um die Uhr immer zur Stelle, haben eine gute Arbeit geleistet – und nun das“, klagt er.
Seit Jahresanfang haben Raimund Dilck und seine Frau Petra, die als Trauerrednerin arbeitet, kaum noch etwas zu tun. Während sie sonst monatlich mit sieben bis acht Beerdigungen zu tun hatten, klingelte das Telefon im ersten Vierteljahr 2009 sehr selten. Zu gerade einmal vier Sterbefällen wurden sie im Januar gerufen, im Februar und März waren es je zwei.
Und das, obwohl die Zahl der Todesfälle im Wilsdruffer Raum zumindest in den ersten beiden Monaten relativ konstant geblieben ist. Die Konkurrenz der Dilcks, das Bestattungsunternehmen Antea in Wilsdruff, kann jedenfalls nicht klagen. „Es schwankt immer mal, aber wir haben zu tun. In letzter Zeit war es sogar besser als im ersten Vierteljahr 2008“, freut sich Antea-Mitarbeiterin Manuela Vogel.
Nur die Dilcks wissen nicht mehr ein noch aus. „Wir tragen uns mit dem Gedanken, Insolvenz anzumelden“, sagt Raimund Dilck. Lange hätten er und seine Frau nachgedacht, warum kaum noch jemand ihre Hilfe beanspruchen möchte. Könnte es am Preis liegen? „Wir liegen im Schnitt“, sagt Dilck. Haben sie Fehler gemacht, die Kunden vergrault? „Nicht, dass ich wüsste.“
Vielmehr geben Raimund und Petra Dilck Gerüchten die Schuld, die seit Jahresanfang in Wilsdruff kursieren sollen. „Es werden Sachen über uns erzählt, die nicht wahr sind. Angeblich hätten wir uns getrennt, angeblich würden unsere Nachbarn wegen uns ausziehen.“ Dazu seien Anfang des Jahres seltsame Telefonanrufe gekommen. „Tagelang, immer gegen 16.30Uhr, rief ein Unbekannter an“, erzählt der Bestattungsunternehmer. Er erstattete Anzeige bei der Polizei. Polizei-Sprecher Lutz Teistler bestätigt Ermittlungen im Fall Dilck, kann sich aber nicht zu den Ergebnissen äußern. „Nur so viel: Die Akte ist mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft“, sagt Teistler.
Anonyme Anrufe
Wenn Raimund Dilck die vergangenen Monate Revue passieren lässt, dann begann das Unglück vermutlich im November2008. Damals zogen die Eltern von Raimund Dilck, die Firmengründer Fridhelm und Waltraud Dilck, nach Bayern. Der Sohn musste daraufhin die Zweitfirma, ein kleines Fuhrgeschäft, schließen. Das Bestattungsunternehmen führte er da schon seit drei Jahren recht erfolgreich. Weil er aber herzkrank ist, verkaufte er im November ein größeres Haus in Nossen und zog zur Miete in ein Haus nach Herzogswalde. Kurz danach, behauptet er, begann die Gerüchteküche zu brodeln. „In unserem Geschäft schlägt sich so was sofort in den Zahlen nieder“, sagt er.
Nun sitzt Bestattungsunternehmer Dilck wirtschaftlich in der Klemme. Keine Aufträge, kein Geld, aber viele Verbindlichkeiten. Einen Monat gibt er sich noch. „Wir sind auch sonnabends hier, die Kunden können jederzeit.kommen.“ Wenn die Zahl der Aufträge nicht rapide steigt, dann muss er zum Insolvenzgericht. Und anschließend HartzIV beantragen.