SZ +
Merken

Besuch in einem unaussprechlichen Ort

In Nelahozeves kann man Kunst verschiedenster Genres erleben. Im Mai wird hier zudem eines berühmten Komponisten gedacht.

Teilen
Folgen

Von Heinz Wirrig

Musikfreunden und Liebhabern besonders edler Sammlungen soll dieser Tipp gelten: Es geht nach Nelahozeves an der Moldau. Mit dem Namen des kleinen Ortes haben selbst die mit Zungenbrechern erfahrenen Tschechen ihre Probleme. Dabei kennt jedes Kind das winzige Dörfchen 30 Kilometer vor Prag als den Geburtsort von Antonin Dvorak. Der berühmte böhmische Komponist wurde hier am 8. September 1841 geboren. Er starb am 1. Mai 1904, und sein Grabmal finden wir auf dem Ehrenfriedhof auf dem Vysehrad in Prag. Im Mai dieses Jahres gedenkt man im Nachbarland somit seines 110. Todestages.

Unweit seines ihm zu Ehren hier in Nelahozeves aufgestellten Denkmals befindet sich sein Geburtshaus. Es beherbergt zur Erinnerung an den großen Sohn des Ortes ein Museum. Hier erfährt der interessierte Besucher vieles aus seinem Leben und Schaffen: zum Beispiel, dass er 1875 auch auf Empfehlung von Johannes Brahms ein österreichisches Staatsstipendium erhielt. Zusammen mit Bedrich Smetana war er hervorragender Vertreter der tschechischen Musik. Antonin Dvorak wurde mit seinen Werken zum Wegbreiter einer eigenständigen slawischen Musik, genannt seien in diesem Zusammenhang seine berühmten „Slawischen Tänze“. So komponierte er auch zehn Opern, neun Symphonien, fünf symphonische Dichtungen sowie Konzerte für Klavier, Violine und Cello.

Dvoraks musikalisches Schaffen zeigt betont national-tschechische und volkstümliche Züge. Also Grund genug, anlässlich seines 110. Todestages in Nelahozeves seiner zu gedenken und das Museum zu besuchen. Aber mit Dvorak erschöpft sich die Beziehung des Ortes zur Kunst nicht.

Gegenüber dem Museum, auf einer Anhöhe direkt über der Moldau, steht ein anmutiges Schloss, bei dem es sich um eine der Residenzen des bedeutenden böhmischen Adelsgeschlechtes derer von Lobkovicz handelt. Das dreiflügelige Objekt mit Eckbastionen ist von späteren Umbauten fast verschont geblieben und wird daher in seiner architektonischen Gestaltung als seltenes Beispiel der böhmischen Renaissance bezeichnet. In den Schlossräumen kann man sich mit wertvollen Gemäldesammlungen und Kollektionen kunstgewerblicher Erzeugnisse vertraut machen. Außerdem hat man die Gelegenheit, gediegene historische Möbel, sakrale Gegenstände, wertvolle Glas-, Keramik- und Porzellan-Kollektionen, historische Musikinstrumente und Gegenstände aus Edelmetallen zu besichtigen. Nicht weniger bedeutend sind Partituren von Beethoven, Mozart, Gluck, Vranicky und weiteren bekannten Musikgenies. Zwei Säle sind zudem ausschließlich der Hoch- und Niederwildjagd gewidmet – Aktivitäten also, die mit dem Leben des Landadels untrennbar verbunden waren. Wer abschließend nach der mit einigen Hundert Kronen ziemlich teuren Führung (auch in Deutsch) hungrig und durstig geworden ist, kann gleich noch im Schlosshof im Lobkovicz-Restaurant einkehren …