Von Arkadius Guzy
Bauvorhaben der Kommunen verzögern sich. Immer wieder ist von Kostensteigerungen zu hören. Zwei Beispiele sind der Mehrzweckraum für die Kindertagesstätte in Hähnichen und die Neuerrichtung des Hortes Horka. Als Grund für die Überschreitung der geplanten Ausgaben wird von den Planern oder der Bauverwaltung immer die starke Nachfrage genannt. Das bringe die Preissteigerung mit sich.
So sind zum Beispiel im Fall Horka die Kosten für das Gerüst gestiegen, wie zu erfahren war. Nicht mehr 2,90 Euro pro Quadratmeter wie ursprünglich geplant, sondern 4,44 Euro standen laut Planer im günstigsten Angebot. Die Ausschreibung für das Bauvorhaben selbst verlief nicht reibungslos. Für die Verlegung des Estrichs ist kein Angebot an die Kommune gegangen. Die Betriebe hätten keine Zeit, Angebote auszufüllen, seien überlastet, hieß es als Begründung. „Die Nachfrage nach Bau- und Ausbauleistungen hat sich in den vergangenen Monaten gut entwickelt. Zurückzuführen ist das sowohl auf gewerbliche als auch private Nachfragen“, so eine Sprecherin der Handwerkskammer Dresden.
Ein Nieskyer Bauunternehmen bestätigt die gute Auftragslage. Die gestiegenen Baupreise kämen aus der Industrie, so André Wichor. Die Nachfrage führt nämlich in der Zulieferkette zu erhöhten Preisen, erklärt der Geschäftsführer des Bauunternehmens NYLA. Die Kapazitäten in der Branche seien begerenzt. Dass die Zulieferindustrie bei Preisen zugelegt hat, bestätigt Jörg Hemming von der Tischlerei Lehmann aus Weißwasser. Die Handwerkskammer Dresden bezeichnet den Preisanstieg für Bauleistungen als „eine Relativierung der Preise der vergangenen Jahre“.
Für die Aufträge, die die Betriebe nun abarbeiten müssen, sorgt auch das Konjunkturpaket. Mit diesem hat die öffentliche Hand einige Sanierungen und Investitionen gestartet. „Man muss vom Jahr 2008 ausgehen“, sagt Knut Scheibe, Vorstand der Kreishandwerkerschaft Görlitz. „Ohne die Konjunkturprogramme würde es nicht so rosig aussehen“, so Scheibe.
Nun stellt sich die Frage, was im kommenden Jahr passiert, wenn die Maßnahmen auslaufen. Zwar wird dann noch nicht alles abgearbeitet sein, aber mit vielen neuen Vorhaben rechnet kaum jemand. So gehen alle Befragten davon aus, dass die Menge an öffentlichen Aufträgen deutlich zurückgehen wird – nicht zuletzt durch die Sparzwänge. So könnten die jetzigen Preise als Verschärfung der Lage wirken.
Dann bliebe gerade für die kleineren Betriebe nur noch die private Auftraggeberseite. Hier kommt aktuell ebenfalls einiges in Gang. „Der private Sektor ist sehr stark“, sagt Scheibe. Das bestätigen auch Handwerksbetriebe. Dabei geht es gar nicht um Beseitigung von Flutschäden oder die Renovierung betroffener Häuser und Anlagen.
In den ersten Tagen nach der Flut war in Privathäusern vor allem die Heiztechnik Hauptaufgabenfeld der Firmen. Die Elektronik hatte vielfach gelitten und musste ausgetauscht werden, wie ein Heizungsinstallateur aus dem Raum Krauschwitz vor Ort erklärte. Und so konnte man die Service-Wagen damals vor vielen Häusern sehen.
Doch abgesehen davon ist es vor allem eine allgemeine Stimmung in der Bevölkerung, die zurzeit für Aufträge von privater Seite sorgt. Gerade die Älteren würden das Geld noch schnell ausgeben angesichts der ungewissen Lage und der Angst vor einem Geldwertverlust.