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Betrugsanzeigen gegen Festival-Veranstalter

Rechnungen bei Bangarang am Berzdorfer See offen

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Von Ingo Kramer

Nach sechs Wochen hat Thomas Preißler genug: „Ich habe die Sache meinem Anwalt übergeben“, sagt der Chemnitzer, der mit seiner Firma Supreme Club Entertainment die weltberühmte amerikanische HipHop-Formation Wu-Tang Clan an das Bangarang-Festival am Berzdorfer See vermittelte, aber nur eine Anzahlung von 50 Prozent der Gage erhalten hat. „Wir haben dem Veranstalter vor dem geplatzten Auftritt zehn Chancen gegeben, die fünfstellige Summe zu zahlen und ihm im Nachhinein ein Vergleichsangebot machen wollen, doch er rührt sich nicht“, sagt Preißler.

Ähnlich ergeht es offenbar allen, bei denen Veranstalter Andreas Prax und seine Firma Soulfire Events Rechnungen offen haben. Hotelier Sebastian Wenger wartet ebenso auf mehrere Tausend Euro wie Harald Sturm von der Firma Sturmevents. Die Gesamtsumme der Forderungen liegt nach SZ-Recherche im sechsstelligen Bereich.

Prax ist jedoch für niemanden erreichbar. Auch ein Gespräch mit der Sächsischen Zeitung lehnen er und seine Helfer ab. Sie stehen vor den Scherben ihrer Träume: Jahrelang haben sie daran gearbeitet, ein großes Festival in Görlitz zu etablieren und viel Zeit, aber auch ihr gesamtes Privatvermögen in das Vorhaben gesteckt. Letztlich aber haben sie sich hoffnungslos übernommen. Das Festival geriet nicht nur zum finanziellen, sondern auch zum organisatorischen Chaos.

Prax selbst hat bereits im Mai 2007 eine eidesstattliche Versicherung über seine Vermögensverhältnisse abgegeben. Der ermittelte Bonitätsindex von 600 sagt, dass er schon damals pleite war. Dennoch schloss er weitere Verträge ab. „Das hätte er nicht tun dürfen, das ist Betrug“, sagt Dragan Nikitovic. Er ist Inhaber der Firma Joybringer Concerts in Saarbrücken. Zum Bangarang steuerte er die 5500 Eure teure amerikanische Gruppe Black Violin bei. „Der Veranstalter hat die Band noch nicht einmal vom Flughafen abgeholt, geschweige denn, einen Cent bezahlt“, sagt Nikitovic. Auch er hatte gehofft, dass „man sich hinterher irgendwie auf eine Ratenzahlung einigt“. Nachdem es ihm jedoch wochenlang nicht gelungen ist, Prax zu erreichen, hat er nun ebenfalls seinen Anwalt eingeschaltet. „So etwas ist mir schon lange nicht passiert“, so Nikitovic.

Die Polizei hält sich mit Aussagen zur Zahl der Anzeigen zurück. „Herr Prax ist bei uns durchaus kein unbeschriebenes Blatt“, lässt Sprecher Uwe Horbaschk lediglich durchblicken. Die Staatsanwaltschaft hat noch keine Anzeigen aufgenommen. Der Anwalt von Thomas Preißler will nächste Woche Strafanzeige wegen Betruges und eine zivilrechtliche Klage erstatten. Parallel bekommt der Veranstalter Post vom Anwalt. „Herr Prax hat uns nach Strich und Faden belogen“, sagt Preißler. Mit der Klage geht es ihm auch ums Prinzip: Er will verhindern, dass Prax jemals wieder als Veranstalter tätig wird.