Von Andreas Rentsch
Wenn Joachim Schlese über den großen Festumzug anlässlich der 800-Jahr-Feier Dresdens spricht, dann hält es ihn nicht auf seinem Stuhl. „Ich stehe mal lieber auf“, sagt der 66-Jährige zu den versammelten Journalisten. Dann beginnt er zu erzählen. Von der enormen Spannung, unter der die Mitwirkenden des Umzugs stünden. „Da schlagen sich zwei Jahre Vorbereitungszeit nieder.“
Als Dramaturg und Regisseur hat Schlese die Herausforderung angenommen, 800 Jahre Stadtgeschichte in zweieinhalb Stunden zu packen. Von der urkundlichen Erst erwähnung im Jahr 1206 bis zum heutigen Tag – in 82 Bildern soll am Sonntag dargestellt werden, welche denkwürdigen Tage die Dresdner erlebt haben. Ganz bewusst habe man sich entschieden, dabei nicht nur die Schokoladenseiten zu zeigen, sagt der Erste Bürgermeister Lutz Vogel. Zu sehen sein werden auch Darstellungen der dunklen Epochen, etwa die Zeit des Dritten Reiches oder die Zerstörung Dresdens im Februar 1945. Nichtsdestotrotz hat Joachim Schlese versucht, „das Schöne zu betonen“.
Viele Epochen-Szenen sind inzwischen auf Lkw-Sattelauflieger verfrachtet worden. So werden sie mit dem erforderlichen Schneckentempo von drei Stundenkilometern durch die Innenstadt gefahren. Den vom Fernsehen auferlegten Zeitdruck hat Schlese dabei ständig im Kopf: „Die Live-Übertragungdauert von 14 bis 16 Uhr. Dann muss alles abgehandelt sein.“ Der MDR wird mit acht Kameras zwischen Schloss- und Theaterplatz das Geschehen festhalten. Eine davon ist auf einem 64 Meter hohen Kran-Ausleger montiert, um den Zug aus der Vogelperspektive filmen zu können. Insgesamt, so Thomas Reiche vom Landesfunkhaus, sind 40 technische und redaktionelle Mitarbeiter im Einsatz.
Für die Zuschauer haben die Organisatoren entlang der Parade-Strecke sechs Tribünen aufgebaut. Von den 5 800 Sitzplätzen sind bereits knapp 4 600 verkauft. „Die Nachfrage ist fulminant“, sagt Stadtjubiläumsintendant Werner Barlmeyer. Und das, obwohl ein Ticket mit immerhin 30 Euro zu Buche schlägt. Offensichtlich hat sich die Euphorie herumgesprochen, mit der Joachim Schlese und seine Mitstreiter für „dieses einmalige Ereignis“ werben.
Tipp: Morgen, 20.15 Uhr, läuft im MDR eine Reportage über den lebendigen Fürstenzug. Titel: „Die Rückkehr der Wettiner“.