Von Carmen Schumann
Chris Peukert kann gar nicht so schnell gucken, wie er am Boden liegt und mit Handschellen gefesselt ist. Die Polizeikomissarsanwärter Michael Voigt und Marco Wolff zeigen den Teilnehmern der so genannten „Berufsfelderkundungswoche“, was sie schon gelernt haben. 20 junge Leute aus ganz Sachsen interessieren sich für eine berufliche Laufbahn bei der Polizei, der Bundespolizei oder dem Zoll. Um an dem Camp teilnehmen zu können, welches zur Zeit in Schirgiswalde stattfindet, mussten sie ein strenges Auswahlverfahren bestehen. Hans-Joachim Besser vom Jugendfreizeitverein Radeburg, der das Camp nun schon den vierten Sommer organisiert, erklärt: „Wir hatten 512 Bewerbungen vorliegen und konnten nur 20 berücksichtigen.“ Das wichtigste Auswahlkriterium seien die schulischen Leistungen gewesen. „Wer einen schlechteren Notendurchschnitt als 2,5 hatte, brauchte sich keine Hoffnungen zu machen“, merkt Besser an. Auch wer bei dem Auswahlgespräch eine gewisse Rambo-Mentalität zu erkennen gab, hatte keine Chance.
Doch wer es geschafft hat, der bekommt in der einen Woche für die Teilnahmegebühr von 240 Euro bei Vollverpflegung und Übernachtung viel geboten. Die jungen Leute können hautnah in die Laufbahnausbildung bei der Polizei und der Bundespolizei hinein schnuppern. So wie gestern. Auf dem Gelände der Polizeifachschule Kamenz, die zurzeit in Bautzen untergebracht ist, bekamen sie Einblicke in die Ausrüstung und Technik, lernten die Arbeit der Spurensicherung und Selbstverteidigungstechniken kennen. Die 15-jährige Christin Eisold ist fasziniert davon. Einmal in der Kriminaltechnik zu arbeiten, ist ein Kindheitstraum von ihr. „Ich bewege mich gern und ich helfe gern Menschen, deshalb denke ich, das könnte ein geeigneter Beruf für mich sein“, sagt die Neuntklässlerin aus Langburkersdorf. „Beim Sporttest gestern habe ich gemerkt, wo meine Schwächen liegen.“
Paul Jachmann aus Radeberg, der ebenfalls Polizist werden möchte, gefällt besonders die offene Art, mit der die Beamten auf die Jugendlichen zugehen. „Ich finde es toll, dass wir sehen, wie das hier so abläuft und dass sie uns alle Fragen beantworten“, sagt er.
Auf dem Programm der jungen Leute steht außerdem ein Besuch am Grenzübergang Sohland-Rozany. Dort lernen sie die Abläufe bei der Grenzabfertigung kennen. Ein kleiner Einkaufsbummel jenseits des Schlagbaums gehört natürlich auch dazu. Die Oppacher Mineralquellen haben die potenziellen Polizisten zu einer Betriebsbesichtigung eingeladen. „Dadurch ist das Camp nicht einseitig und die Jugendlichen können zusätzlich auch Erfahrungen sammeln, wie es in der Wirtschaft abläuft“, betont Hans-Joachim Besser.