Warum die deutschen Biathleten genervt sind

Von Volker Gundrum
So war es beim Rücktritt von Magdalena Neuner, so ist es jetzt bei Laura Dahlmeier: Es geht um die Konkurrenzfähigkeit der Biathlon-Frauen. Und das sorgt für Unmut bei den deutschen Skijägerinnen. „Mich nervt es schon, muss ich sagen. Weil es sich einfach immer wieder darum dreht, ich bin da jetzt ehrlich“, schimpfte Vanessa Hinz vor dem Weltcup-Sprint am Freitag in Hochfilzen.
„Laura ist nicht da, das müssen wir akzeptieren“, befand Verfolgungs-Weltmeisterin Denise Herrmann. „Wir wussten, dass es so kommt“, meinte Franziska Hildebrand, mit 32 Jahren die dienstälteste Akteurin im Frauen-Team. Ex-Weltmeister Erik Lesser hatte es unlängst noch drastischer formuliert: „Wenn mich jemand fragt, wie die Saison wird, und dann mit Laura kommt, da kriege ich Plaque.“ Im Gegensatz zu den Männern, die ebenfalls an diesem Freitag in Tirol ihren Sprint-Wettkampf bestreiten, war der Saisonstart für die Skijägerinnen nicht so schlecht, auch wenn es in Östersund für einen Podestplatz in den Einzelrennen nicht gereicht hat. „Voriges Jahr haben wir auch gesehen, dass wir etwas Startschwierigkeiten hatten“, sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer. Bei der WM gewann dann die ehemalige Skilangläuferin Herrmann aus Sachsen Verfolgungs-Gold, Dahlmeier holte jeweils Bronze in Sprint und Verfolgung.
Herrmann übrigens will bei Olympia 2022 in Peking noch mit dabei sein. In dieser Saison setzt die 30-Jährige auf mannschaftliche Geschlossenheit: „Ich weiß nicht, ob man da eine neue Frontfrau braucht oder nicht. Wir haben ein starkes Team.“ Das betonte auch Mehringer nach dem Training am Donnerstag im verschneiten Hochfilzen: „Wir vertrauen den Mädels, die wir dabei haben. Wir können der Laura nicht hinterherjammern“, sagte er – und ergänzte: „Wir hoffen und wünschen jeder Athletin, dass sie ihre perfekte Leistung bringt und dann mal der Öffentlichkeit zeigt, dass wir es auch ohne Laura schaffen.“ Hinz meinte sogar: „Diese Ära nach Laura, die Zeitrechnung gibt es bei uns nicht. Biathlon ist eine Einzelsportart, ich laufe immer für mich.“
Nach dem Rücktritt der mittlerweile 32 Jahre alten Rekordweltmeisterin Neuner gab es für die Skijägerinnen bei Olympia 2014 ein historisches Debakel, ehe vor allem Dahlmeier für Glanzlichter sorgte. Drei Jahre nach Neuners Karriereende feierte sie mit der Staffel ihren ersten WM-Titel. 2017 sorgte die nun 26-Jährige mit fünfmal WM-Gold für ein Glanzlicht. Und beendete nach dem vergangenen Winter ihre Biathlon-Karriere – genau wie Neuner als Doppel-Olympiasieger. (dpa)