Ein Ballsaal auf dem Berggipfel

Beiersdorf. Dass ein Kran einen Berggipfel markiert, ist ein eher seltener Anblick. Umso auffälliger ist das gelbe Baugerät, dass sich derzeit aus den lichter werdenden Baumwipfeln des Bieleboh in den Himmel reckt.
"Den Kran hier hoch zu bekommen, war schon ein Abenteuer an sich", sagt Anna Starke, die gemeinsam mit ihrem Lebengefährten Juan Bächi das Naturressort am Bieleboh betreibt. Ein viel größeres Abenteuer hatte für das junge Gastronomen-Paar kurz zuvor begonnen.
Denn ungeachtet der branchenweiten Krise infolge der Corona-Pandemie begannen Starke und Bächi Mitte April mit dem Bau eines neues Festsaals. Der entsteht direkt auf dem Berggipfel neben der Baude. Nach der Fertigstellung im Herbst diesen Jahres soll weiter unten am Berg ein weiterer Neubau mit zehn Appartements entstehen. Bis zu 30 Übernachtungsgäste sollen ab März 2021 in gut zu Fuß zu bewältigender Entfernung zum Gipfel unterkommen können.
Gebäude reicht in den Berg hinein
Für Veranstaltungen mit bis zu 80 Personen soll der 120 Quadratmeter große Festsaal bereits im November den Rahmen bilden. Um Moderne und Natur auf dem Berggipfel zu verbinden, haben sich die Bauherren ein besonderes Konzept überlegt: einen Saal im Berg. In Richtung Süden bekommt der ebenerdige barrierefreie Betonbau eine große Glasfront, die per Schiebetüren den Zugang zur Außenterrasse bildet.
Zur anderen Seite hin wird der Saal in den Berg hineingebaut; das Dach soll begrünt werden. "Im Inneren wird es zwar viel Holz geben, aber die Linien im Raum werden viel klarer und moderner sein, als sie es in der Baude mit ihren rustikalen Balken sind", erklärt Anna Starke.
Kostenpunkt für die gesamte Bauden-Expansion: mehrere hunderttausend Euro. Um das Vorhaben zu finanzieren, nahm das Wirts-Paar einen Baukredit auf. 40 Prozent der Investition steuert die Sächsische Aufbaubank im Rahmen eines Förderprogramms zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur bei.

Natürlich, sagt Anna Starke, habe sie erst einmal ein mulmiges Gefühl gehabt, als sie ihre Bergbaude kurz vor Beginn des Saalbaus wegen der Ausbreitung des Coronavirus habe schließen müssen. Dennoch ist sie überzeugt, den richtigen Zeitpunkt für die Erweiterung des Angebots gewählt zu haben: "So, wie es in den letzten Jahren Trend geworden ist, die Hochzeit mit einer Übernachtung zu verbinden, so wird es in Zukunft in Mode kommen, Hochzeit und Urlaub zu verbinden. Dafür haben wir dann genau das richtige Angebot."
Ihre logische Rechnung: "Wenn mehr Gäste hier feiern, wollen mehr Gäste hier übernachten. Das gibt uns Planungssicherheit." Mit dieser im Rücken denkt die gebürtige Oberlausitzerin bereits laut über den Ausbau ihres Mitarbeiterstamms nach. Derzeit arbeiten fünf Festangestellte in der Bergbaude, die bislang über sieben Gästezimmer verfügt. "Bis jetzt hat es sich nicht gelohnt, jemanden für das Housekeeping einzusetzen. Mit den Appartements kann ich dafür jemanden einstellen. Außerdem haben wir ab September auch neue Auszubildende im Hotelfach", sagt Anna Starke.
Schon vor der Fertigstellung ausgebucht
Vermarktet wird das Konzept von der exklusiven Feststimmung mitten im Grünen bereits jetzt über das Familienprojekt Dorfwaldbach, das Anna Starkes Vater Torsten Starke vor etwa einem Jahr ins Leben rief. Neben der Bergbaude auf dem Bieleboh haben sich in der Initiative auch Unternehmen in Schönbach und Schirgiswalde der Erweiterung der regionalen Genussvielfalt verschrieben. Die Projektpartner nutzen gemeinsame Vertriebs- und Marketingwege.
Nicht zuletzt baut Anna Starke auf die Bekanntheit, die die Bergwirtschaft erlangt hat, seit sie sie 2016 gemeinsam mit Juan Bächi übernahm: "Wir haben uns hier etwas erarbeitet, von dem wir wissen, dass unsere Gäste es schätzen", sagt sie. Nicht ohne Stolz erzählt sie, dass bereits jetzt die Stammgäste anrufen, um Tische für die Zeit nach der Pandemie zu buchen.
Der neue Festsaal ist an den Wochenenden im Mai und Juni nächsten Jahres bereits jetzt komplett ausgebucht. Die erste Hochzeit wird das festliche Treiben unmittelbar nach der Eröffnung des Neubau im November einleiten.
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