Von Anna Hoben
Zum Probieren schenkt Annekatrin Rades ihr Bier in ein Weinglas ein. Weil gerade kein anderes da ist? Nein, versichert sie, das hat schon seine Richtigkeit. Bevor sie einen Schluck nimmt, schwenkt die junge Frau das bauchige Gefäß und schnuppert daran. „Muss man nicht, aber ich mache das automatisch“, sagt sie. Außerdem passt es zu ihrem Anliegen: die Trinkkultur zu verbessern. Neben der Winzerkultur die Braukultur zu schätzen. Wenn es nach Annekatrin Rades geht, hat auch Bier ein Recht, genossen zu werden und nicht nur hinuntergestürzt.
Die 26-Jährige ist ausgebildete Weinsommelière, ihre Spezialität ist es also, immer den passenden Wein zu empfehlen. Um das Traubengetränk hat sich auch ein Großteil ihres bisherigen Berufslebens gedreht. Ihr Lebensgefährte betreibt in Meißen ein Weingut, regelmäßig veranstalten die beiden dort Weinproben. Es zeigte sich: Nach dem Verkosten dürstete es die Besucher häufig nach Bier. Vor allem Männer trieb es nach dem kleinen, kühlen Weißen zum großen, kühlen Blonden. Annekatrin Rades begann, die Weinproben mit Bierproben zu verbinden. Das kam gut an, aber ganz zufrieden war die Sommelière noch nicht. Wäre es nicht noch viel toller, dachte sie sich, ein eigenes Bier anbieten zu können, ein unverwechselbares, speziell für den Zweck entwickeltes ? Kurzum: ein Bier danach? Craft Beer ist ja gerade auch mächtig im Trend. Also handwerklich gebraute Biere, im Unterschied zu den Massenprodukten der Riesenbrauereien.
Während ihrer Ausbildung zur Weinsommelière in Koblenz hatte sie auch allerhand über andere Getränke gelernt: Wasser, Saft, Tee – und eben Bier. Auch Brauwesen stand auf dem Stundenplan. Ende 2014 machte Annekatrin Rades ihr Diplom als Biersommelière in München. Mit ihrer Klasse braute sie ein eigenes Bier. Sie wusste also, was auf sie zukam, als sie sich auf die Suche nach einer Brauerei machte für ihre erste eigene Marke. In Sachsen fand sie keine, zu gering war die Menge, die sie produzieren wollte. Schließlich wurde sie im fränkischen Bamberg fündig. Annekatrin Rades beschrieb dem jungen Braumeister, wie ihr Bier schmecken sollte: fruchtig, leicht, nicht bitter. Dann fuhr sie nach Bamberg, probierte zwölf Sorten Bier an einem Vormittag und wusste: Das ist es. Ein Bier, gebraut mit Amarillo-Hopfen, der auf einer einzigen Farm im US-Bundesstaat Washington wächst, 60 Euro pro Kilogramm kostet und vom Aroma her an Marille, Banane, Orangen und Zitrone erinnert. Eine Dresdner Agentur designte das Etikett für die Flasche. Die Sommelière taufte ihr Bier „Kumlach“, nach einem alten finnougrischen Wort für Hopfen.
2 100 Flaschen hat sie brauen lassen, 800 sind bisher verkauft. Zum Dresdner Stadtfest wird sie zusammen mit einem anderen Händler einen Stand betreiben mit Champagner, Wein, Bier und Zigarren. Als Nächstes will sie mit Kumlach den Berliner und Leipziger Markt erobern. Nebenbei denkt sie über eine Weihnachtsedition nach und auch schon über ein ganz neues Bier, das sie nächstes Jahr anbieten will. Ob sie selber abends eher ein Glas Wein oder ein Bier trinke? Annekatrin Rades lacht. „Weil ich tagsüber immer damit zu tun habe, trinke ich abends meistens gar nichts.“
www.dasbierdanach.de