Von Tilo Harder
Die Japanischen Zierkirschen blühen vor den „Parksälen“ in Dippoldiswalde. Die Bienen stillen ihren Durst in den zartrosa Blüten. Schon fühlt der Wandersmann seine eigene trockene Kehle. „Durch Bier wird Durst erst schön.” Dieser Spruch wirkt bei sommerlichen Temperaturen besonders zutreffend, wenn das kühle Blonde im schattigen Biergarten durch die Kehlen rinnt. Die Stühle und Bänke stehen schon im Garten. Nur sitzt noch keiner unter den Bäumen. „Tagsüber kommen schon Leute“, sagt Inhaber Horst Wagner. „Abends ist es aber noch zu kühl.“
Weiter in Richtung Dippoldiswalder Heide gelangt man zum „Heidehof”. Windgeschützt hinter einer Buchenhecke befindet sich ein kleiner Biergarten unter Ulmen. „Wir glaubten einst, es wären Linden”, gesteht Lutz Liebscher. „Bis ein Förster uns besuchte und unseren Irrtum aufklärte.” Zu Ostern lief das Geschäft schon sehr gut. Etwa die Hälfte der Besucher seien Dresdner, sagt Liebscher. Zum Muttertag plant er „Spargel – satt“, also essen bis zum Umfallen. „Das steht aber in keinem direkten Zusammenhang. Wir wollten es schon an diesem Wochenende machen, aber Petrus hat nicht mitgespielt.“ Der Preis für den „echten Beelitzer” ist einfach noch zu hoch. Gen Osten streift der Blick weit übers Land, vom Wilisch bis zum Luchberg.
Ein paar Kilometer westwärts, an der Talsperre Malter, wartet ein weiterer Biergarten mit Aussicht: der „Seeblick”. Momentan gleicht der See aber eher einer Pfütze. Doch wenn in einem Monat der neue Rechen am Grundablass eingebaut sein wird, soll der Wasserspiegel wieder steigen. „Im Biergarten fahren wir zurzeit mit halber Kraft”, sagt Horst Henck. „Wir warten auf die zweite Rate der Flutopfer-Entschädigung.” Im vergangenen Sommer stand das Wasser einen Meter hoch in seiner Küche. Aber der 70-Jährige schaut optimistisch in die nächste Saison. „Die Leute werden den niedrigeren Wasserstand akzeptieren und uns wieder zahlreich besuchen.” Deshalb will er auch neue Stühle für den Biergarten kaufen.
In Karsdorf steht die „Heidemühle”. Die hat gleich zwei Biergärten. Die Gartenterrasse hinterm Haus ist geöffnet. Oben, neben dem Hof, werden gerade neue Fußbodenplatten verlegt. Spätestens zu Christi Himmelfahrt fließt auch hier der Gerstensaft. „Es gibt Stammgäste, die kommen zu uns und nutzen die Gelegenheit, hier zu wandern”, sagt Inhaber Maik Sellack. „Andere kommen zum Wandern und nutzen die Gelegenheit, bei uns einzukehren.” Willkommen sind sie beide. Ab und an grillt der Küchenchef auf der Terrasse. Seine Kreationen sollen die Besucher anregen, zu Hause mal was anderes auf den Rost zu legen als Bratwurst und Steak.
„Wir stellen die Stühle raus beim ersten warmen Sonnenstrahl“, verrät Istvan Titrik, der Chef vom „Café Lehmann“ in Kreischa. Das war in diesem Jahr schon im Februar. Die Gäste sitzen vor der Südseite des schmucken Hauses. An kühleren Tagen wärmen die mit Gas betriebenen Strahler. „Die Leute sind so gierig nach Sonne, der Garten wird sehr gut angenommen“, sagt Titrik. Die nahe Straße stört wenig, und nach 17 Uhr ist sowieso kaum noch Verkehr. Titrik stammt aus Ungarn, deshalb gibt es bei ihm auch viel Wein und natürlich viele Gerichte aus seiner Heimat.
Hinter dem Gasthof Pesterwitz ist Platz für etwa 60 Gäste. Stühle stehen noch nicht draußen. Die Inhaberin Martina Bellmann hat schon mehrfach angesetzt, doch dann schlug das Wetter wieder um. „Alle Stühle müssen erst einmal geputzt werden, das geht nicht in wenigen Minuten.“ Anfang Mai soll es richtig losgehen. Im „Albertheim“ in Pesterwitz spielt zur Biergarteneröffnung am 1. Mai Blasmusik.
Michael Mittag von der Eutschützer Mühle in Bannewitz hat ebenfalls schon Stühle und Bänke ins idyllische Tal gestellt. „Doch der offizielle Startschuss für die Biergartensaison fällt erst am 1. Mai.“ Während die Eltern sich am kühlen Blonden erfrischen, können die Kinder derweil den Spielplatz nutzen oder die Ziegen streicheln.
Im höchsten Biergarten des Osterzgebirges, im „Lugsteinhof“ in Zinnwald, rund 900 Meter über Null, weht noch ein ziemlich frischer Wind. „Vor dem Haus in der Sonne sitzen die Leute schon gern“, sagt Verkaufsleiterin Silke Zimmermann. „Die große Terrasse öffnen wir sicher erst im Sommer.“ Wer dann dort hoch wandert, hat sicher Durst. Und durch Bier wird Durst ...