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Biete Karl May, suche Trabant

Oper, Tanz, Puppenspiel, Lesungen – Die Landesbühnen nähern sich dem Kultautor aus allen Richtungen.

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Von Marco Mach

Karl May ohne seine berühmten Figuren Winnetou und Shatterhand präsentieren? Geht nicht? Die Landesbühnen Sachsen versuchen es jetzt zumindest einmal. „Karl May total“ heißt ein Theaterspektakel, das am 3. Mai Premiere feiert, aber schon in Ausschnitten zur Museumsnacht am Sonnabend ab 18 Uhr vorgestellt wird.

Es ist ein Spektakel im wahrsten Sinne des Wortes. Denn an diesem Abend des 3. Mai wird in allen Räumen des Theaters in Radebeul-Mitte auf eine andere Weise auf den sächsischen Abenteuerautor eingegangen – auch und vor allem eine logistische Herausforderung für alle beteiligten Gewerke. „Die zehn dann zu sehenden Produktionen sind zwar kürzer als normal, setzen aber alle im Einzelnen den gleichen Aufwand voraus, wie wenn nur ein Stück auf der Studiobühne gespielt wird“, sagt Ausstatter Stefan Wiel. Dass am 4. Mai zudem die Operette „Frau Luna“ in Meißen Premiere feiert, macht das Ganze nicht einfacher. Ohne zusätzliche Helfer – Studenten der TU Berlin, Produktionsassistenten, Gastmusiker und -schauspieler – ist „Karl May total“ laut Wiel nicht realisierbar.

Der Besucher hat die Qual der Wahl: Wie wär’s etwa mit „Karl M.“? So schlicht und einfach betitelt Ballettdirektor Reiner Feistel seine Tanzperformance. Der „Schatz im Silbersee“ wird gleich dreifach gesucht, z. B. in der Kurzoper „Am Silbersee“ von Othmar Schoeck. Odette Bereska liefert mit Michael Berndt, Tim Gerrnitz und Paul Fröbel von den Freiberger NotenDealern eine Variante als dialogisches Erzähltheater. Und das vom Dresdner Theater Junge Generation neu inszenierte Puppenspiel vom „Schatz im Silbersee“ ist am 3. und 10. Mai auf der Hinterbühne zu erleben. Hier wird Pantomime Ralf Herzog seinen „Karl May in E-Tüten“ am 4. Mai zeigen. „HimmelsGedanken“ von May lesen Julia Vincze und Johannes Krobbach. Und in der „GesetzesMühle“ wird Mays Verhältnis zu den Paragrafen gedreht.

Die gesamten Bühnenbilder entstanden im Rahmen eines Projektes des Studiengangs Bühnenbild/Szenischer Raum der TU Berlin. Eine der zehn Studenten ist Amelie Neblich. Ihr Projekt ist bereits zur Museumsnacht am Sonnabend zu bestaunen, heißt „Gedankensprünge“ und blickt nicht in den Kopf Karl Mays, sondern zeigt auf, was andere über ihn denken. Das wird dann alles an eine Riesenwand im Foyer-Treppenhaus gepinnt. Gestern waren dort schon einige Zettel zu lesen: „Biete Karl May, suche Trabant“ – ein Fundstück aus einer DDR-Zeitung, „Hitlers Favourite Author“ oder „Hätte er Jugendlichen mehr zu sagen als Harry Potter?“

Genau das will Amelie Neblich herausfinden: Was denken heutige Jugendliche über Karl May? Deshalb hat sie Interviewbögen im Internet und an ihrer früheren Schule in Bayern verstreut und bisher rund 400 Antworten zurückbekommen. Tendenz: Viele junge Leute (außerhalb Sachsens) kennen May nicht mehr oder nur noch den Namen. Das zu ändern, ist ein Ziel von „Karl May total“. Amelie Neblich hat durch ihr Projekt selbst viel gelernt, etwa, dass all seine Geschichten frei erfunden sind. Auch von den Besuchern der Museumsnacht will die 26-jährige Studentin wissen: „Was fällt dir/Ihnen spontan zu Karl May ein?“ Die Antworten sollen in das Theaterspektakel mit einfließen.