Von Juliane Richter
Im schmal geschnittenen, grauen Anzug mit korrekt gebundener Krawatte geht Thomas Schiffmann fast selbst als Model durch. Dazu passend: blaue Augen, dunkelblonde Haare und ein sympathisches Lächeln. Der junge Mann legt sehr viel Wert auf seinen eigenen Kleidungsstil, nicht nur aus privatem Interesse. Als neuer Geschäftsleiter der Dresdner Sinn Leffers-Filiale gilt er selbst als Aushängeschild für modische Kleidung. Im Alter von 26 Jahren die Verantwortung für eine komplette Filiale zu übernehmen, ist nicht alltäglich. Geschafft hat er das vor allem mit viel Ehrgeiz und Ausdauer. In seiner neuen Position ist er täglich zwölf Stunden auf Arbeit, von morgens neun bis abends neun Uhr – auch samstags. „Für mich ist mein Job mein Leben. Diese langen Tage stören mich deshalb nicht“, sagt er.
Zielstrebig war Thomas Schiffmann schon bei seinem Einstieg bei Sinn Leffers nach der Realschule. In Augsburg begann er seine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel. „Der Chef hat mir sofort den Ausbildungsvertrag hingelegt. Er fand es irgendwie beeindruckend, dass meine Eltern und ich für ein Vorstellungsgespräch 600 Kilometer gefahren sind.“ Danach folgten sieben Städte in acht Jahren und peu à peu eine höhere Stufe auf der Karriereleiter. Und nun also Dresden. Für ihn sei das wie ein Sechser im Lotto gewesen. „Natürlich weiß ich, dass ich auf den ersten Blick wie ein arroganter Düsseldorfer aussehe. Aber dann kann ich schon damit punkten, dass ich in Zittau aufgewachsen bin“, sagt er schmunzelnd. Über die Jahre habe er viel über den Umgang mit Mitarbeitern dazugelernt – auch durch eigene Fehler. „Mit knapp 20 Jahren hatte ich schon die Verantwortung für ein Team. In dem Alter bekommt man bei so einer Aufgabe dann doch Höhenflüge.“ Als Scheitern würde er diese Erfahrung nicht bezeichnen, aber er habe seine Lehren daraus gezogen. Der Deutschlandchef von Sinn Leffers, Abram Nette, glaubt an ihn: „Herr Schiffmann ist sicher ein besonderes Talent. Wir sind davon überzeugt, dass er seinen Job gut machen wird. Er hat bei uns ja auch eine sehr gute Ausbildung durchlaufen.“ Dass der Zittauer diesen Weg geht, war in seiner Jugend längst nicht absehbar. Eigentlich habe er ja „Automobilverkäufer“ werden wollen. Nach einem Praktikum in der KFZ-Werkstatt sei ihm da aber die Lust darauf vergangen. Weil er schon in der Schule gern mit Mode herumexperimentiert hat, fiel die Wahl dann auf diese Branche. „Ich habe 2003 schon Chinos getragen. Heute sind die total in.“ Während er als Jugendlicher in Zittau noch ganz auf den Hip-Hop-Style gesetzt hat, ist er mittlerweile privat meist klassisch-elegant unterwegs. Unerwartet hat er nur sechs Anzüge im Schrank hängen. Die werden aber in kurzen, regelmäßigen Abständen ausgetauscht. Gefragt nach der Anzahl seiner Schuhe, wirkt der 26-Jährige dann kurz verlegen. „Na ja, ich habe schon einen Schuhtick. Um die 25 Paar Schuhe sind es sicher, die sportlichen nicht mitgezählt.“ Aber er müsse nicht immer geschniegelt aus dem Haus gehen. Zum Ärger seiner Freundin trägt er in der Freizeit auch mal Jogginghosen.
Nicht nur ältere Damen ansprechen
Thomas Schiffmann lächelt viel, auch in der eigenen Filiale ist er freundlich und zuvorkommend unterwegs. Jeden Kunden begrüßt er je nach Alter mit einem höflichen „Guten Tag“ oder einem einfachen „Hallo.“ Der Service stehe für ihn ganz weit oben. „Ich will hier aber keine gespielte Freundlichkeit. Die Leute sollen sich beim Einkaufen einfach wohlfühlen.“
Für die kommenden Monate hat er sich viel vorgenommen. Vor allem am Image will er arbeiten: „Wir haben den Ruf, eher Mode für Mütter und Omas zu verkaufen. Diese Kundengruppe ist uns wichtig, aber parallel dazu will ich auch einen anderen Weg gehen.“ Schiffmann will die modisch informierten Leute zwischen 14 und 30 Jahren erreichen. Personen, die sich auch mal was trauen und mit den aktuellen Trends gehen. Das entsprechende Sortiment dafür habe er. Natürlich müssen die Kunden bei Sinn Leffers etwas tiefer in die Tasche greifen als zum Beispiel bei H&M. Dass der schwedische Konzern auch bald eine Filiale in der Altmarkt-Galerie eröffnen will, bereitet ihm keine Sorgen. „Es ist gut, weil dadurch noch mehr Menschen in das Center kommen.“ Natürlich konkurriere man bei den jungen Käufern um ähnliche Zielgruppen. Er will dabei mit Qualität und Service punkten – zum Beispiel auch, in dem er wartenden Kunden samstags selbst mal einen Espresso bringt und mit ihnen ins Gespräch kommt.