Von Carmen Schumann
Die neue Sonderausstellung im Museum „Alte Pfefferküchlerei“ in Weißenberg, die seit Donnerstag geöffnet ist, stimmt auf das nahende Osterfest ein. Ostern ist einerseits ein Frühlingsfest, das das Ende des Winters markiert. Gleichzeitig ist es aber auch das größte christliche Fest, dessen Ursprung auf das jüdische Passahfest und die alttestamentliche Osterfeier zum Andenken an den Auszug aus Ägypten und neutestamentlich auf die Kreuzigung Christi und seine Auferstehung zurückgeht.
Das Brauchtum, das sich über die Jahrhunderte um das Osterfest entwickelt hat, ist sehr vielgestaltig und symbolträchtig. Seit der Antike spielte das Ei als Sinnbild des entstehenden Lebens dabei eine bedeutende Rolle. Gefärbt und mit den verschiedensten Techniken verziert, war es Osterzins, Totenopfer oder Liebesgabe. Obwohl die „Alte Pfefferküchlerei“ sich hauptsächlich mit der Geschichte der Gebäckherstellung befasst, sollen in der neuen Sonderausstellung die Ostereier nicht fehlen. Gezeigt wird eine Vielzahl von Eiern, die sämtlich von Christa Augst aus Bautzen in der traditionellen Kratztechnik verziert wurden. Die 73-Jährige eignete sich das Verzieren der Ostereier mit 40 Jahren autodidaktisch an. Seit 1992 beteiligt sie sich alljährlich am Bautzener Ostereiermarkt und weiteren Märkten in ganz Deutschland. Ihre kleinen Kunstwerke waren im Volkskunstmuseum Dresden sowie in Museen in Herrnhut und Petersberg ausgestellt.
„Das Bildgebäck war die Bibel der Armen“, sagt Gundula Wenzel, die Museumsleiterin. Im Fundus der Weißenberger „Pfefferküchlerei“ befinden sich zahlreiche Modeln zur Herstellung von Bildgebäck mit christlichen Motiven. Diese haben in der Ausstellung einen würdigen Platz gefunden. Nächste Woche kommt noch eine besonders wertvolle Model aus dem Stadtmuseum Bautzen nach Weißenberg, die vom Anfang des 18. Jahrhunderts stammt und die Auferstehung Christi darstellt.
Weitere symbolträchtige Ausstellungsstücke sind die Osterlämmer, die in Beziehung zum christlichen Opferlamm stehen und auf unterschiedliche Weise gebacken bzw. hergestellt werden. In der Exposition sind sie als Bisquitgebäck mit unterschiedlichen Überzügen zu sehen. Ebenso wie das Ei ist das Wickelkind ein Gleichnis für das junge, entstehende Leben. Mit Hilfe verschiedener Ausformungen dieses Symbols wird in der Ausstellung die Entwicklung vom ausgemodelten, frei geformten bzw. ausgestochenen Wickelkind bis hin zur geflochtenen Gründonnerstagssemmel nachvollzogen. Letztere wird als Mohnzopf noch heute in vielen Bäckereien angeboten.
Museumsleiterin Gundula Wenzel und ihre Mutter, die frühere Chefin Irmgard Wenzel, haben auch jenes Milchgebäck nachgebacken, das ebenso wie die Gründonnerstagssemmel als Patengeschenk weitergegeben wird. In den verschiedenen Regionen wird es unterschiedlich ausgeformt, so unter anderem als Osterkerl, -mann, -frau oder -vogel, mit eingebackenen Eiern oder ohne.
„Welchen Wert diese Ostergaben für frühere Generationen hatten, können wir uns heute kaum noch vorstellen“, betont die Museumsleiterin. „Unseren Altvorderen diente es allerdings weniger zur Ernährung als vielmehr zur Erbauung der Seele.“
Vom 11. bis zum 17. April können alle Gäste der „Alten Pfefferküchlerei“ volkskundliches Ostergebäck selbst formen und backen. Die Museumsmitarbeiter begrüßen die Besucher dienstags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 13 bis 17 Uhr.