Von Susanne Plecher
Im Artikel „Stadt teuer, Dorf billig“ von Anfang April war es zu einer Fehlangabe gekommen. Die Bodenrichtwerte, die darin für Bauland in Thiendorf, Lampertswalde und Schönfeld benannt worden waren, fielen mit 30 bis 75 Cent pro Quadratmeter extrem niedrig aus. Auf Nachfrage beim Landratsamt kam heraus, welcher Fehler sich eingeschlichen hatte: Für die Gemeinden im Osten des Landkreises waren auf dem Material, das der SZ zur Verfügung gestellt worden war, Preise für Ackerland angegeben. Und die liegen Welten entfernt von den Summen, die für Bauland gezahlt werden. Das führte in der damaligen SZ-Grafik zum sprichwörtlichen Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
Doch auch die tatsächlichen Bodenrichtwerte (siehe Grafik) lassen für den Bereich nicht unbedingt hoffen. Zumindest nicht für Verkäufer. Potenzielle Käufer hingegen können jubeln. Ein Quadratmeter Bauland ist in den Gemeinden für zehn bis 35 Euro zu haben. Weniger wird nirgendwo im Landkreis gezahlt. Der Großenhainer Immobilienmakler Ulrich Kaube ist Mitglied in einem Gutachterausschuss, der die Bodenrichtwerte ermittelt. „Wir haben für die aktuelle Karte 27000 Datensätze ausgewertet“, sagt er. Seit September 2012 hat die Kommission an der Auswertung aller landkreisweiten Verkaufsdaten der letzten Jahre gesessen. Das Ergebnis ist in eine Datenbank eingeflossen, die ab Anfang Mai für jeden Internet-Nutzer über das sogenannte Geoportal des Kreises kostenlos abrufbar sein soll. Neben Daten für Bauland gibt es darin auch Angaben über die Preise von Acker- und Forstflächen.
Jeder Kaufvertrag landet als Kopie auf den Schreibtischen des Gutachterausschusses. Die höchsten und die niedrigsten Verkaufspreise streicht die Kommission heraus. Aus den übrigen Daten berechnet sie die Richtwerte. In Lampertswalde wurden im vergangenen Jahr 71, in Schönfeld 72 und in Thiendorf 124 Verkäufe abgewickelt. Die Richtwerte, die sich daraus ergeben, zeichnen also durchaus ein realistisches Bild.
Doch wovon hängt ab, wie wertvoll ein Quadratmeter Land ist? „Dafür gibt es viele Faktoren“, sagt Kaube. Entscheidend sind die Lage, die Nachfrage, die Infrastruktur. Käufer müssen tiefer in die Tasche greifen, wo es Schulen und Kindergärten gibt, ein Supermarkt in der Nähe ist und der Biergarten oder die Bundesstraße nicht direkt an den Gartenzaun grenzen. Aber auch der Grad der Erschließung des Grundstückes kann sich wesentlich auf dessen Preis auswirken. „In Adelsdorf gibt es kein zentrales Abwassersystem“, erklärt Kaube ein Beispiel. Jeder Anwohner muss sich dort eine private Kläranlage bauen. Die zusätzlichen Kosten drücken den Baulandpreis.
Ein weiterer Grund für die vergleichsweise extrem niedrigen Preise im Osten sind die vielen Bauernhöfe, die es dort gibt. „Sie bringen so viel Grund und Boden mit, dass die Richtwerte automatisch niedriger angesetzt werden“, weiß Kaube. Im Schnitt wird bei einem Bauernhof von einer Grundfläche von etwa 1500 Quadratmetern ausgegangen. Bei einem Einfamilienhaus rechnet man hingegen mit einer durchschnittlichen Fläche von 600 Quadratmetern. Selbst wenn beide unmittelbar benachbart wären und gleichzeitig zum Verkauf stünden, könnte der Besitzer des Eigenheims einen höheren Quadratmeterpreis erzielen als der Bauernhofverkäufer. Aber: „Es handelt sich hierbei lediglich um Richtwerte. Wie das Land am Ende verkauft wird, ist eine andere Geschichte“, weiß Kaube aus Erfahrung. Dennoch seien die Werte nützlich für eine bessere Orientierung. Andreas Hofmann teilt diese Meinung. Er ist der Vorsitzende des Vereins der Elblandmakler, einer Interessenvereinigung von 23 regionalen Maklern. „Bodenrichtwertkarten bieten Käufern und Verkäufern eine höhere Vergleichbarkeit und damit mehr Sicherheit“, hatte er gesagt. Insbesondere Privatleute, die selten mit Grundstücksverkäufen zu tun hätten, könnten sich auf diese Weise sehr gut informieren.