Von Sven Görner
In dem Konflikt um die geplante Biogasanlage der Agrargenossenschaft Radeburg deutet sich eine unerwartete Lösung an. „Unser Ziel ist es, die Genehmigung zum Bauen an einem neuen Standort zu erhalten“, sagt Genossenschaftschef Rüdiger Stannek. Statt an den Kuhställen in Großdittmannsdorf – und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wohnhäusern – soll die Anlage mit einer Leistung von 835 Kilowatt nun neben dem Silo an der Großdittmannsdorfer Straße bei Berbisdorf entstehen. „Dort gehört uns ein 100 Meter breiter Streifen zwischen Silo und Autobahn, der wie die gesamte nördliche Seite der Straße außerhalb des Landschaftsschutzgebietes liegt.“
Weg von den Häusern
Damit die Biogasanlage sinnvoll betrieben werden kann, will die Genossenschaft direkt daneben auch eine neue Milchviehanlage für ihre 420 Hochleistungskühe errichten. Die dort anfallende Gülle soll im Mix mit Maissilage und Futterresten in der Biogasanlage zu Elektroenergie und Wärme veredelt werden. „Bisher haben wir nicht an solch einen Neubau auf dem freiem Feld gedacht“, sagt Stannek. Doch der politische Wind sei derzeit günstig. „Wenn wir den nicht nutzen würden, müssten wir Dresche bekommen.“
So besteht die Chance, Fördergelder für einen derartigen Umzug zu erhalten. Außerdem gibt es auch positive Signale vom Bürgermeister und vom Landrat. Dem hatte die im Sommer nach SZ-Veröffentlichungen zum geplanten Bauvorhaben gegründeten Bürgerinitiative Biogas Ende November 300 Unterschriften besorgter Großdittmannsdorfer übergeben. Die sehen mit dem Bau der Biogasanlage in Dittsdorf weitere Beeinträchtigungen durch Lärm und Gestank auf sich zukommen.
„Schon jetzt sind die Belastungen durch die unter Bestandsschutz stehenden Ställe erheblich, weil die viel zu nahe an den Häusern sind“, sagt Bürgermeister Dieter Jesse (parteilos). Er begrüßt daher ausdrücklich die Überlegungen der Genossenschaft.
Die Gefahr, dass die Probleme der Großdittmannsdorfer damit nach Berbisdorf verlagert werden könnten, sieht er nicht. „Vom letzten Haus bis zum Ende des Silos sind es 400 Meter. Die Anlage soll erst dahinter gebaut werden. In Dittsdorf sind es vielleicht 100 Meter Abstand.“ Auch Stadtrat Christfried Herklotz (CDU) sieht kein Ungemach auf seinen Ortsteil zukommen. „Die Hauptwindrichtung geht zur Autobahn. Auch das Gelände müsste verhindern, dass es im Ort stinkt. Zudem sind an solch einem neuen Standort die Auflagen mit Sicherheit sehr hoch.“
Auch wenn den Dittsdorfern mit dem neuen Standort geholfen sei, wünscht sich Herklotz, dass die jetzigen Ställe in Großdittmannsdorf ganz verschwinden. Das plant die Agrargenossenschaft allerdings nicht.
„Wenn es mit dem neuen Standort klappt, werden wir unsere 280 Kälber für die Nachzucht von Reichenberg nach Großdittmannsdorf holen“, so Stannek. Im dortigen Stall werden die Tiere noch arbeits- und kostenintensiv auf Stroh gehalten. Die Genossenschaft hatte daher für 700000 Euro einen Neubau geplant. Der Großdittmannsdorfer Stall sollte dagegen für 400000 Euro umgebaut werden, weil die Boxen inzwischen zu klein für die Hochleistungskühe geworden seien.
„Wenn wir jetzt 2,5 Millionen Euro in eine neue Milchviehanlage und noch einmal soviel in die Biogasanlage investieren, können wir alle Probleme gleichzeitig lösen.“