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Bischofswerda ehrt den Maler Carl Lohse

Die Stadt würdigt ihren bedeutendsten Künstler in diesem Jahr gleich mehrfach. Wegen Corona allerdings anders als geplant.

Von Ingolf Reinsch
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Skulpturen und Bilder von Carl Lohse zeigt die Stadt Bischofswerda in der gleichnamigen Galerie. Die beiden geplanten Jubiläumsausstellungen werden wegen der Corona-Krise allerdings verschoben.
Skulpturen und Bilder von Carl Lohse zeigt die Stadt Bischofswerda in der gleichnamigen Galerie. Die beiden geplanten Jubiläumsausstellungen werden wegen der Corona-Krise allerdings verschoben. © Archivfoto: Steffen Unger

Bischofswerda. Mit  zwei Jubiläumsausstellungen wird in Bischofswerda in diesem Jahr des bedeutendsten Künstlers der Stadt, Carl Lohse, gedacht. Anlass sind dessen 55. Todestag am 3. Mai sowie der 125. Geburtstag des Malers und Bildhauers am 24. Oktober.

Die Ausstellungen sollten eigentlich ab diesem Monat zu sehen sein. Doch wegen der Corona-Pandemie werden sie auf den Herbst verschoben. Sie sind nun für den Zeitraum vom 4. September bis zum 25. Oktober geplant, teilt die Stadtverwaltung mit. 

Galerie zeigt bisher unveröffentlichte Werke

Zum einen werden Werke zum Thema Industriekultur zu sehen sein. Carl Lohse,  der in Hamburg geboren wurde, jedoch die meiste Zeit seines Lebens in Bischofswerda verbrachte, zeichnete unter anderem in Betrieben der Region, darunter im Beleuchtungsglaswerk, in Gießereien und den Demitzer Steinbrüchen. 

In einer weiteren Ausstellung  werden bisher unveröffentlichte Werke aus dem Privatbesitz der Enkel Carl Lohses gezeigt. Der Bischofswerdaer Maler Falk Nützsche pflegt noch heute enge Kontakte zu den Nachkommen Carl Lohses und sorgte dafür, dass diese Arbeiten nun erstmals öffentlich ausgestellt werden. Nützsche hat nach der Wende den Lohse-Nachlass in der Stadt aufgearbeitet und maßgeblich dazu beigetragen, in Bischofswerda die nach dem Künstler benannte Galerie einzurichten. 

Am Todestag von Carl Lohse gedachten Vertreter der Stadt wegen der Corona-Pandemie im kleinen Kreis an den Gräbern des Künstlers und dessen Tochter Gerda Sieber auf dem Alten Friedhof. Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) lud dazu Falk Nützsche, dessen Frau Sigrun und die Mitarbeiterinnen der Carl-Lohse-Galerie ein. 

Für das Lohse-Jubiläumsjahr in Bischofswerda, das durch den Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien gefördert wird, sind weitere Aktionen geplant – vorbehaltlich der Entwicklung der Corona-Pandemie, heißt es seitens der Stadtverwaltung.  

Noch mehr Lohse in den Ausstellungsräumen

Carl Lohse gilt als  einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg. Seine Werke findet man in großen Museen, darunter in der Galerie Neue Meister im Dresdner Albertinum und im Ernst-Barlach-Haus Hamburg. Auch das Museum der Stadt Bautzen besitzt einen reichen  Fundus an Lohse-Werken, vor allem aus dem frühen expressionistischen Schaffen. 

In Bischofswerda, der Wahlheimat des Künstlers, befinden sich vor allem die späteren Arbeiten, die ruhiger und gelassener als das Frühwerk sind, darunter Kinder- und Frauenbilder, Stadt- und Landschaftsansichten, Tierzeichnungen sowie nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Arbeitsszenen. Diese Arbeiten sprechen "für das kontinuierlich hohe Niveau" des Künstlers, sagte die Dresdner Kunstexpertin  Anke Fröhlich-Schauseil im Februar 2019 in Bischofswerda, als in den sanierten Galerie-Räumen eine Dauerausstellung mit Werken Carl Lohses eröffnet wurde. Im Herbst werden nun auch die Räume für die Sonderausstellungen genutzt, um Lohse zu zeigen.

Späte Würdigung für einen bedeutenden Künstler

Dass Bischofswerda diese Bilder, Skizzen und Skulpturen präsentieren kann, ist vor allem Lohses beiden Töchtern Maria Gundlach und Gerda Sieber zu verdanken. Die Stadt erhielt von der Familie einen Großteil des Nachlasses als Geschenk übertragen. 

"Ich freue mich, dass unser Großvater jetzt die Aufmerksamkeit bekommt, die er zu seinen Lebzeiten nie erfahren hat", sagte Rose Frahm-Prinz, die Enkelin des Künstlers, im vergangenen Jahr der Sächsischen Zeitung. Carl Lohse war von den Nazis verfemt und von den DDR-Oberen schlecht gelitten. Nun erfährt sein Werk eine späte Würdigung, nicht nur in diesem Jahr des Doppel-Jubiläums. 

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