Bischofswerda soll Saal zurückbekommen

Bischofswerda. Vor sechseinhalb Jahren gingen im Bischofswerdaer Kino die Lichter für immer aus. Nun gibt es Hoffnung auf einen Neustart – nicht mehr als Filmtheater, sondern als Veranstaltungshaus. Der Bischofswerdaer Verein KulturOrt, an dessen Gründung vor mehreren Jahren East-Chef Heiko Düring maßgeblichen Anteil hatte, erwarb die Immobilie, um sie zu einem Ort für neue kulturelle Angebote zu machen und Baukultur am Rande der Innenstadt zu erhalten. Das Engagement des KulturOrt-Vereins verstehe sich „ausdrücklich nicht als Konkurrenz zu den Reaktivierungsplänen der Stadt Bischofswerda fürs Kulturhaus“, erklärt der Verein auf einem Flyer und im sozialen Netzwerk Facebook.
Bis zu 480 Plätze
Diesen Angaben zufolge steht der zuletzt als großer Kinosaal genutzte „König-Albert-Saal“ im Mittelpunkt der Überlegungen. Das ehemalige Kino biete „beste Voraussetzungen“, um neue kulturelle Formate in Bischofswerda zu etablieren. Das Gebäude werde nach dem Bedarf der Schiebocker „flexibel und frei nutzbar“ konzipiert, sodass sich viele Ideen und Projekte verwirklichen lassen. Neben der Nutzung für klassische Angebote soll der Saal, der bis zu 480 Gästen Platz bietet, als Mehrspartenhaus einer vielfältigen Nutzung zugeführt werden, heißt es. Durch mobile Unterteilungen sei es möglich, den Saal für die unterschiedlichsten Zwecke zu nutzen.
Viel Raum zum Feiern
Im Eingangsbereich sollen Gastronomie und ein nach dem im vergangenen Jahr verstorbenen langjährigen Kinopächter Wolfgang Ihle benanntes Programmkino etabliert werden. In den Kellerräumen will man mit einem Escaperoom eine neue Attraktion in Bischofswerda schaffen. Der Eigentümerverein möchte das Haus nach eigenen Angaben „vorrangig nichtkommerziell“ betreiben.
Der Saal stehe aber auch für kommerzielle Veranstaltungen und Einmietungen offen. Theater aller Art, auch aus Bischofswerdas Partnerstädten, Kabarett, Varieté, Auftritte regionaler Chöre, überregionale Musikcalproduktionen, speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnittene Konzerte, Chansonabende sind einige der Ideen, mit denen KulturOrt den Veranstaltungskalender füllen möchte. Darüber hinaus könnte der Saal für Schuleingangsfeiern, Jugendweihen, Bälle und andere Feierlichkeiten sowie den Fasching genutzt werden. Veranstaltungen, die bis vor ein paar Jahren im Kulturhaus stattfanden.

Zu diesem Gebäude heißt es auf dem Flyer: „Die bauliche Gegebenheit mit nicht nutzbaren Nebenflächen, die Überdimensionierung des Gebäudes für heutige Bedarfe und Nutzungsmöglichkeiten, das Missmanagement sowie der entstandene Sanierungsstau haben zu einer Verlagerung der Veranstaltungen in Nachbargemeinden geführt und damit zu einer Senkung der Attraktivität Bischofswerdas in seiner Gesamtheit.“ Um dieses Manko auszugleichen, werde der König-Albert-Saal als multifunktionaler Veranstaltungsort konzipiert.
Ehrgeiziger Zeitplan
Wie Heiko Düring gegenüber der SZ erklärte, halte er es für realistisch, das Haus im Jahr 2020 zu eröffnen. Der Verein habe ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept als Grundlage einer Machbarkeitsstudie erarbeitet. Die Stadtverwaltung behandele das Thema bislang nichtöffentlich.
Heiko Düring machte auf der Stadtratssitzung vom vergangenen Dienstag klar, dass er für dieses Vorgehen kein Verständnis hat, und er fragte, warum das Thema nichtöffentlich behandelt werde. Eine Antwort bekam er darauf nicht. Auch nicht auf seine Frage, ob man nicht schon jetzt mit der Sanierung des Kinodaches beginnen könne. Seinen Angaben zufolge habe das Unternehmen Wüstenrot die Möglichkeit einer Förderung in Aussicht gestellt. OB Holm Große erklärte dazu im Stadtrat nur, jedes Vereins-Engagement in der Stadt sei „begrüßenswert“. Eine Anfrage der SZ ließ die Stadtverwaltung bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.
Tag der offenen Tür geplant
Das ehemalige Kino mit dem 232 Quadratmeter großen Saal steht unter Denkmalschutz, ebenso wie das benachbarte Polizeigebäude, mit dem es früher baulich eine Einheit bildete. 1894 wurde das Eckensemble als Hotel „König Albert“ eröffnet. Der spätere große Kinosaal war einst der Konzert- und Ballsaal des Hotels.
In letzter Zeit war es still geworden um den beim East Club angedockte Verein KulturOrt. In der Vergangenheit machte der Verein mehrfach von sich Reden, zum Beispiel durch indische Feste auf dem East-Gelände, Discos für Menschen mit Behinderung und die Teilnahme an einem Modellprojekt zur Hilfe für Flüchtlinge im Jahr 2015. Aufsehen erregte der Verein auch im Jahr 2014 als Mit-Organisator der Aktion „Bürger. Macht. Ideen“, die auf eine Belebung des Marktes und der Innenstadt zielte.
Der Verein möchte nun in die Offensive gehen und über seine Ziele im und mit dem Kino informieren. So plane man auch einen Tag der offenen Tür, möglicherweise noch im April, sagte Heiko Düring.