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Bischofswerdaer Fußballer singen wie ein Männerchor

Freddy Preuß, Sohni Müller und Manni Herrmann schwärmen von den alten Zeiten. Wer am Sonntag Weltmeister wird? Da sind sie sich nicht einig.

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Von Constanze Knappe

Kinder, waren das noch Zeiten, als statt des ohrenbetäubenden Lärms der Vuvuzelas Gesänge durchs Stadion hallten! Lachend hat Alfred Preuß, den alle nur als Freddy kennen, ein Beispiel parat. Lieder wie „Elf gute Freunde“ hätten sie gesungen, sagt der 73-Jährige. Siegfried Müller fällt der Titel „Harmonie“ ein, Manfred Herrmann ergänzt „König Fußball“. Gesungen wurde auf dem Sportplatz – und hinterher im Vereinslokal.

Alle drei haben Höhen und Tiefen des Fußballs in Bischofswerda erlebt. Siegfried Müller, genannt Sohni, holt die Mitgliedskarte aus der Tasche. 1948 meldete er sich bei Einheit Bischofswerda an, spielte bei Motor Süd und wie die Mannschaften noch so alle hießen. Bis vor drei Jahren war der jetzt 76-Jährige Zeugwart der ersten Männermannschaft. Eine ziemliche Kuriosität ist, dass Sohn Olaf als Schiedsrichter Freddy Preuß vom Platz stellte, was seinerzeit die ganze Fußball-Republik erheiterte. Bis zur Wende war Freddy Preuß Trainer im Leistungszentrum in Bischofswerda, später noch acht Jahre in Großharthau. Der jetzt 70-jährige Manfred Herrmann hörte wegen einer Verletzung Ende der Sechziger auf. Zu den Heimspielen treffen sich die einstigen Mannschaftskameraden auf der Kampfbahn.

Vuvuzelas statt Fangesänge

Nach einem Spiel in Kamenz, wo jemand sang, haben sie einst selber mit den Fußballliedern angefangen. „Wenn wir unterwegs gesungen haben, dachten die Leute, wir sind ein Männerchor“, sagt Freddy Preuß. Die schönste Stimme habe Edwin Tilgner gehabt, der aber leider schon verstorben sei.

„Heute gibt es so eine Harmonie nicht mehr, da geht jeder nach dem Spiel seiner Wege“, bedauert Siegfried Müller. Allen dreien ist in Erinnerung, wie die Jugend auf der Kampfbahn staunte, wenn sie als Alte Herren ihre Lieder anstimmten. Die Fußballweltmeisterschaft verfolgen alle drei intensiv, und sie zollen der deutschen Nationalmannschaft hohen Respekt. „Dass die Deutschen im Halbfinale scheiterten – wer hätte denn gedacht, dass sie überhaupt soweit kommen“, sagt Freddy Preuß. Und Siegfried Müller fügt hinzu: „Die Jungs haben eine Zukunft. Andere Länder müssen ihre Mannschaften jetzt neu aufbauen.“ Wer morgen den WM-Pott mit nach Hause nimmt, darüber sind sich die Fußballsänger nicht so einig. Sicher ist indes, dass auch beim letzten Spiel dieser Fußball-WM Vuvuzela-Tröten statt Fangesänge durchs Stadion hallen.